Pfarrer Olaf Grobleben von Bischof Thomas Adomeit in den Ruhestand verabschiedet
In einem Gottesdienst in der Kapelle des Oberkirchenrates in Oldenburg wurde am Mittwoch, 10. April, Pfarrer Olaf Grobleben als Beauftragter für Ökumene, interreligiöse und weltanschauliche Fragen der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg von Bischof Thomas Adomeit in den Ruhestand verabschiedet. Adomeit dankte Grobleben „für viele Jahre als Prediger, Lehrender, als Seelsorger, für Deinen Dienst als Pfarrer“ und er dankte persönlich für seine Begleitung des Bischofsamtes in den letzten Jahren: „Hörend, Rat gebend, mit guter Sachkenntnis hast Du mein Tun und Reden begleitet und abgesichert“. Er habe Kirche im besten Sinne gebaut und habe bei dem sich sehr veränderten religiösen Markt Sicherheit vermittelt. Dabei sei er nah bei den Menschen gewesen, „bei ihren Sorgen, erfahrungs- und kontextbezogen, theologisch verantwortet arbeiten: Hier kam vieles zusammen.“
In seiner Predigt betonte Pfarrer Olaf Grobleben, dass es einen Glauben ohne Gemeinschaft nicht geben könne. „Kein Glaube ohne Kirche, obwohl die viele Fehler begangen haben und Probleme nicht gelöst, sondern eher verdrängt haben könnte.“ In seinem Umgang mit andersglaubenden und andersdenkenden Menschen habe er immer wieder die Erfahrung gemacht, dass einem Glauben, der auf Vertrauen basiert zwar ein fragiles Moment zukomme, „aber er macht auch frei“. Und ein solcher Glaube könne glaubwürdig nur in einer befreiten Gemeinschaft bezeugt werden. „Deshalb kann eine Kirche keine beengende Gemeinschaft mit starren Ritualen und festen Traditionen sein, sondern eine, die den durchaus überkommenen Glauben in immer neuen Formen gewissermaßen als Befreiungsbewegung bezeugt.“
Zu den Aufgaben von Pfarrer Olaf Grobleben als Beauftragter für Ökumene, interreligiöse und weltanschauliche Fragen der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg gehörte die Beobachtung von und die Information über religiöse und pseudoreligiöse Bewegungen und Gruppierungen schwerpunktmäßig im Oldenburger Land, die Begleitung von Ausstiegswilligen aus solchen Gruppen und die von Angehörigen. Er war Ansprechpartner bei ethischen Themen wie Sterbehilfe, Ethik der Lebenswissenschaften. Zugleich war Grobleben Beauftragter für den Bereich „Flucht – Migration – (Kirchen)Asyl“. Seit Sommer 2012 entsandte ihn die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen als stellvertretendes Mitglied in die Härtefallkommission beim Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport. Seit Juni 2017 war er zusätzlich Beauftragter für den Dialog mit dem Islam und seit Februar 2022 auch Ökumenebeauftragter.
„Auch wenn die Mitgliedschaft in der niedersächsischen Härtefallkommission gar nicht in meiner offiziellen Funktionsbezeichnung auftauchte, habe der Bereich ‚Flucht – Migration – (Kirchen)Asyl‘ einen erheblichen Teil meiner Dienstzeit eingenommen und regelmäßig viel Kraft und Durchhaltevermögen beansprucht“, sagte Pfarrer Grobleben rückblickend. Das gelte nicht nur für die Zeiten mit hohen Flüchtlingszahlen, also etwa die Jahre 2014 bis 2016, sondern auch noch heute. Deshalb sei der oldenburgischen und auch den konföderierten Kirchen in Niedersachen dankbar, „dass ich mich in diesem Bereich einsetzen konnte. Dabei ist es mir wichtig geworden, die Kirchen als gesellschaftliche Player anzusehen, die gemeinsam mit anderen Playern in diesem Feld, einiges Positives bewegen konnten“.
Die Weltanschauungsarbeit sei immer auch mit der Frage nach der Toleranz des Christentums gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen konfrontiert, berichtete Pfarrer Olaf Grobleben weiter. Gesellschaftlich habe in den letzten Jahren Fragen nach der Präsenz von religiösen oder weltanschaulichen Symbolen im öffentlichen Raum stark zugenommen. Ohne eine gesicherte Präsenz der Weltanschauungsarbeit drohe den evangelischen Kirchen in der Bundesrepublik Deutschland hier ein erheblicher Kompetenzverlust, warnte er.
„In der Ökumene ist es aus oldenburgischer Perspektive sicher wichtig zu betonen, dass wir nunmehr gemeinsame mit unserer katholischen, aber auch vielen anderen Kirchen unser Christentum glaubwürdig bezeugen können“, sagte Grobleben. Für viele Begegnungen in der Konfessionsökumene sowie in der Gemeinschaft des Lutherischen Weltbundes und der Norddeutschen Mission sei er sehr dankbar. In diesem Zusammenhang könne er auch leicht eine Verbindung zu interreligiösen Fragen und Themen herstellen, denn die Stadt und die Region Oldenburg sei ein gewichtiges Zentrum des Yezidentums in Deutschland. Es sei wichtig, diese Gemeinschaft zu begleiten und zu verstehen. Das gleiche gelte auch für die Syrisch-orthodoxe Kirche, die einen Bischofssitz in Delmenhorst habe.
„Von bedrückender Aktualität“ bleibe das Feld der Friedensarbeit. Wer sich im weltweiten Maßstab für den Frieden, für seine Sicherung und seine Herstellung einsetze, brauche einen langen Atem, betonte Grobleben. „Ich bin davon überzeugt, dass es ohne Gerechtigkeit unter den Menschen und Staaten, ohne eine gerechte Verteilung von Ressourcen und ohne gerechte Lebensbedingungen diesen Frieden nicht geben kann. Es geht um einen gerechten Zugang zu solchen Ressourcen und nicht um eine sogenannte ‚Kriegstüchtigkeit‘, um es mit den Worten eines Verteidigungsministers zu sagen.“
Der gebürtige Bremerhavener absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Bankkaufmann, bevor er in Hamburg und Kiel evangelische Theologie studierte. Von 1989 bis 1995 war er Pastor in Apensen bei Stade, bevor er zur Henriettenstiftung nach Hannover wechselte. Dort war er Leiter der Aus- und Weiterbildungsstätten.
In Oldenburg war Olaf Grobleben von 2001 bis 2011 als Oberkirchenrat für Dienste und Werke, Einrichtungen, Diakonie und Bildungsfragen sowie zeitweilig für Mission und Ökumene sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Rückblickend sei es eine Art „Bauchladen mit diversen Aufsichtsratsmandaten“ gewesen, sagte Grobleben. In seiner Amtszeit waren der strukturelle Umbau der Jugendarbeit, die Neuaufstellung der Diakonie im Oldenburger Land sowie Kindertagesstätten und Bildung die Schwerpunkte der Arbeit gewesen. Nach neun Jahren als Oberkirchenrat hatte er 2010 vor der Synode erklärt, dass er für eine weitere zehnjährige Amtszeit nicht mehr zur Verfügung stehe. Zum 1. Oktober 2011 wechselte er dann in den Pfarrdienst als Beauftragter für Ökumene, interreligiöse und weltanschauliche Fragen der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg. Sein Nachfolger in der Kirchenleitung wurde Detlef Mucks-Büker, der im Herbst 2024 ebenfalls in den Ruhestand gehen wird.
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