Die Arbeit in den Kirchengemeinden ist vielseitig, wichtig und lebendig und die Liste der Aufgaben ist lang. Doch oft sind die finanziellen Ressourcen knapp. Für die Zukunft ist es daher unerlässlich, sich neue Finanzquellen zu erschließen. Die Gründung von Stiftungen und das Thema Fundraising können hierbei wichtige Bausteine sein. Die Projektstelle Fundraising der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg hatte daher am 10. November zum Praxistag für Stiftungen in den Neubau der Stiftung Evangelischer Hospizdienst Oldenburg eingeladen. Rund 40 Mitglieder aus Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen zeigten großes Interesse an den Möglichkeiten zur Gründung von Stiftungen und am Thema Fundraising.
Stiftungen sind angesagt
27 kirchliche Stiftungen gebe es in der oldenburgischen Kirche, allein acht seien in den letzten drei Jahren entstanden, erläuterte Silke Timmermann, Beauftragte für Fundraising der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Zur Zeit gibt es einen Stiftungsboom, so Timmermann, die zuvor mehrere Jahre als Fundraiserin für die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen gearbeitet hatte. Stiftungen und Fundraising seien mittlerweile zu wichtigen Instrumenten geworden, um finanzielle Mittel für Kirchen einzuwerben. Angesichts eines abzusehenden Rückgangs von Kirchensteuern könnten durch sie vielfältige Anliegen der Kirchen und ihrer Gemeinden umfangreich unterstützt werden, um das kirchliche Leben langfristig und unabhängiger zu gestalten, berichtete Timmermann.
Kirchliche Bonifizierung von Drittmitteln
Die Kirche tut Gutes und legt noch Eins drauf. Franz Duin, Mitglied des Beirats der Stiftung der ev.-luth. Kirchengemeinde der Alexanderkirche Wildeshausen, warb für das seit 2011 bestehende Bonifizierungsprogramm Aus drei mach vier des Projektes Zustiftung der oldenburgischen Kirche. Aufgrund der demografischen Entwicklung sei in Zukunft mit einer geringeren Zuweisung von Geldern an die Gemeinden zu rechnen, erklärte der Referent. Deshalb motivierte er die Kirchenmitglieder zu Stiftungsgründungen. Stiftungen unterlägen dem Ewigkeitsgedanken. Damit bleibe ihr Kapital auf Dauer erhalten, so Duin. Die Kirche erhöht die eingeworbenen Gelder um ein Drittel des Betrages. Kommen 3 Euro in den Kapitalstock der Stiftung, dann wird noch mit einem weiteren Euro aufgestockt. Die Höchstförderung betrage 30.000 Euro, erläuterte Duin.
Stiftungsgründung
Eine Stiftungsgründung ist einfach und funktioniert innerhalb einer Woche, ermutigte Udo Heinen, zuständig für Stiftungsaufsicht und Stiftungsgründung im Oberkirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Dabei müssten mindestens 50.000 Euro in Erwartung von mehr als Kapital vorhanden sein und der Zweck genau eingegrenzt werden, so der Jurist. Der Name einer Stiftung sollte einen Wiedererkennungswert haben, riet er. Bei kurzfristigen Projekten kämen eher Fördervereine wie z.B. ein Kirchbauverein in Betracht.
Fundraising nicht nur für Stiftungen
Kirchliche Stiftungen bewährten sich seit Jahrhunderten, betonte Gastreferent Paul Dalby, Leiter Fundraising und stellvertretender Direktor des Evangelischen MedienServiceZentrums in Hannover (EMSZ). Derzeit gebe es neue 1.000 Stiftungen pro Jahr. Es geht ums Geld, brachte es Stiftungsmanager Dalby auf den Punkt. Es gehe um viel Geld, dass für kirchliche Zwecke benötigt werde. Erträge, z.B. aus Kollekten, reichten nicht für größere Projekte.
Fundraising und Stiftungen heißen die praktikablen Lösungen. Ihr Vorteil: Das Kapital kann dauerhaft einem Zweck zugeführt werden, garantiert zudem eine nachhaltige Vermögenswirkung. In Ländern wie den USA oder Großbritannien seien sie seit Jahrzehnten etabliert, so Paul Dalby. In Deutschland bestehe aber großer Nachholbedarf. Er plädierte für eine möglichst konkrete Formulierung des Stiftungszwecks, um engagierte Stifter und Stifterinnen, Spender und Spenderinnen sowie Zustifter und Zustifterinnen zu werben. Fundraising bedeute, Menschen vom guten Zweck zu überzeugen, denn der heilige bekanntlich die Mittel, die die Kirche dringend in naher Zukunft bräuchten. Fundraising ist Teamsache, 80 Prozent Begeisterung!, stellte der erfahrene Profi Dalby fest.
Fundraising habe viel mit Spaß und Begeisterung zu tun, so Dalby. Mit Freude solle gestiftet und gespendet werden, lautet die Mission. Wichtig sei auch, auf Menschen zuzugehen, die nicht jeden Sonntag im Gottesdienst sitzen, betonte der Gastredner. Dalby stellte eine Reihe von Aktionen vor, wie Spendenbereitschaft geweckt werden könne.
Danken und Anerkennen
Wichtig bei jeder erhaltenen Zuwendung sei der zeitnahe anerkennende Dank, betonte Fundraiser Dalby leidenschaftlich. Die ehrenamtliche Tätigkeit sollte ebenfalls besonders berücksichtigt werden.
Pfarrer Klaus Backhaus, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Evangelischer Hospizdienst in Oldenburg, berichtete engagiert über seine Erfahrungen und die Erfolgsgeschichte des Ambulanten Hospizdienstes und des Kinderhospizdienstes Oldenburg. Vor einem Jahr hatte die Einrichtung ihren Neubau in der Oldenburger Haareneschstraße eingeweiht. Laut Backhaus ist der kontinuierliche und intensive Kontakt zu potentiellen Spendern und Spenderinnen entscheidend für den Erfolg einer Stiftung. Menschen für die gute Sache zu begeistern und eine dauerhafte Beziehung zu ihnen aufzubauen, sei wichtig.
Ausführliche Informationen über Einwerbung von Zustiftungen und Fundraising sind erhältlich in der Projektstelle Fundraising bei Silke Timmermann, Telefon 0441 - 7701 194, E-Mail: fundraising@kirche-oldenburg.de
Ein Beitrag von Iris Klimmek.