„Es muss in allen Staaten erlaubt sein, dass Religionen ihre Glauben frei ausüben können.“ Diese Meinung vertrat jetzt Prof. Dr. Johannes Ehmann von der Universität Heidelberg im Gemeindehaus der Friedenskirche in Augustfehn. In dem bis auf den letzten Platz gefüllten Gemeindesaal referierte der Fachmann für Kirchengeschichte über das Thema „Martin Luther und der Islam“.
Dabei zog er erstaunliche und interessante Parallelen zur heutigen Zeit. Unter dem Eindruck der „Türkengefahr“ im 16. Jahrhundert habe auch Martin Luther - so wie die Menschen heute - die Frage bewegt, wie mit dem Islam umzugehen sei. Dabei habe Luther die Meinung vertreten, dass kein Krieg gegen Angehörige anderer Religionen Gott gnädig stimmen könne. Kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Religionen seien nicht gottgefällig. Davon zu trennen sei, dass ein Staat seine Bürger schützen müsse. Luther selbst habe aus theologischen Gründen die Lehren des Koran abgelehnt. Insgesamt, so der Referent, müsse man heute im Dialog der Religionen aufeinander zugehen, dabei aber auch Unterschiede deutlich benennen. Hilfreich, so Prof. Ehmann sei dabei die Unterscheidung zwischen Recht und Religion. Die Aufgabe des Staates sei es, das Recht zu gewährleisten. Dieses gelte dann für alle in gleicher Weise. Die Religionen müssten innerhalb des Rahmens der Gesetze ihren Glauben frei ausüben können. Die nächsten rund hundert Jahre würden zeigen, in welche Richtung sich islamisch geprägte Staaten entwickeln.
In der anschließenden Diskussionsrunde ging es unter anderem um die Christenverfolgungen der jüngster Zeit und um die Glaubwürdigkeit des Korans. „Wir wollen unseren christlichen Glauben leben und verteidigen. Aber wir wollen ihn nicht mit Gewalt in die Welt bringen." sagte Kreispfarrer Lars Dede. Und so Dede: "Der Dialog zwischen den Religionen ist wichtig. Dabei dürfen und müssen auch unterschiedliche Sichtweisen zu Wort kommen" bevor er den Vortragsabend mit dem Segen beendete.
Die Veranstaltung im Gemeindehaus der Friedenskirche fand im Rahmen der Themenreihe „Reformation und die Eine Welt“ statt, zu der der Evangelisch-lutherische Kirchenkreis Ammerland und die Evangelische Erwachsenenbildung in diesem Jahr diverse Vorträge anbietet. Die nächste Vortragsveranstaltung im Rahmen der Veranstaltungsreihe findet am Montag, 19. September in Friedrichsfehn statt. Dann wird der Referent für Agrarhandel und Fischerei bei Brot für die Welt, Francisco Mari über das Thema „Altkleider- und Lebensmittelexporte – Fluch oder Segen?“ referieren. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum, Dorfstraße 16.
Bernd Göde