Zum Hauptinhalt springen

Franziska Bönsch soll die Rechtsabteilung in Wolfenbüttel leiten. Am Tag der Bekanntgabe ihrer Kandidatur wurde die anhaltische Oberkirchenrätin von ihrem Amt abberufen.

 

Wolfenbüttel/Köthen (epd). Franziska Bönsch, Juristin aus Dessau und bis vor kurzem Oberkirchenrätin der Evangelischen Landeskirche Anhalts, kandidiert für die Leitung der Rechtsabteilung der Landeskirche Braunschweig. Wie die Landeskirche am Freitag mitteilte, schlägt der Ältesten- und Nominierungsausschuss der Landessynode die 49-Jährige als Nachfolgerin von Christoph Goos vor, der als Juristischer Vizepräsident in die Landeskirche Hannovers wechselt.

Ebenfalls am Freitag hat die anhaltische Landessynode die juristische Oberkirchenrätin mit sofortiger Wirkung von ihrem Amt abberufen. Von den 36 anwesenden Mitgliedern des Kirchenparlaments stimmten am Freitag in Köthen 31 Synodale für den Antrag, fünf votierten dagegen. Damit hat der Antrag die notwendige Stimmenzahl erreicht, wie der Präses der Synode, Andreas Köhn, mitteilte. Als Grund nannten die Antragsteller ein aus ihrer Sicht zerrüttetes Vertrauensverhältnis auf allen Ebenen der Landeskirche.

Die Landeskirche Braunschweig hält dennoch an Bönschs Kandidatur fest. Der Ältesten- und Nominierungsausschuss der Landessynode habe geprüft, wie der Abberufungsantrag der anhaltischen Synode gegen Bönsch zu bewerten sei, sagte Kirchensprecher Michael Strauß dem Evangelischen Pressedienst (epd). «Pflichtverletzungen oder ein persönliches Fehlverhalten ihrerseits waren dabei nicht zu erkennen. In Gesprächen mit dem Ausschuss hat sie sich vielmehr als reflektierte Kirchenjuristin gezeigt, der ein professionelles Leitungs- und Verwaltungshandeln am Herzen liegt.»

In einem persönlichen Statement, das dem epd vorliegt, wies zudem Bönsch Vorwürfe gegen ihre Person zurück. Sie habe ihre Aufgaben stets rechtlich fundiert, verantwortungsbewusst und loyal gegenüber der Kirche wahrgenommen, schrieb Bönsch. Sie sei sich keiner Pflichtverletzung oder einem pflichtwidrigem Verhalten bewusst. Ihre Wahl zur Leiterin der Rechtsabteilung der braunschweigischen Landeskirche obliege nun der Synode bei ihrer Tagung vom 22. bis 24. Mai in Wolfenbüttel.

Bönsch war den Angaben zufolge seit 2021 für die anhaltische Landeskirche tätig. Nach ihrem Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig hat sie als Rechtsanwältin sowie als Kaufmännische Leiterin eines mittelständischen Bauunternehmens gewirkt. Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) engagiert sie sich im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt. Bönsch ist außerdem Mitglied im Ethikkomitee des Städtischen Klinikums Dessau und nimmt einen Lehrauftrag an der Universität in Halle wahr.

Der Leiter der Rechtsabteilung ist als Oberlandeskirchenrat Mitglied im Kollegium des Landeskirchenamtes. Das Landeskirchenamt führt die Verwaltung der Landeskirche und vertritt sie in Verwaltungs- und Rechtssachen. Es hat die Aufsicht über alle kirchlichen Dienststellen.