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80 Jahre nach der Befreiung der Konzentrationslager ist das Interesse an Gedenkstätten zur NS-Zeit in Niedersachsen und Bremen weiterhin hoch. Die Gedenkstätte Bergen-Belsen plant eine Gedenkfeier mit Überlebenden im April.

 

Bergen-Belsen/Bremen (epd). 80 nach der Befreiung von Konzentrationslagern haben Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Niedersachsen und Bremen vielfach gleichbleibend hohe Besucherzahlen. Wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den Einrichtungen ergab, sind die Zahlen im vergangenen Jahr an manchen Erinnerungsorten der NS-Schreckensherrschaft sogar nach oben gegangen.

In der Gedenkstätte Bergen-Belsen bei Celle ist die Besucherzahl 2024 ähnlich hoch gewesen wie im Vorjahr. Nach Hochrechnungen der Gedenkstätte kamen rund 210.000 Menschen. 2023 waren es rund 215.000. 80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers will die Gedenkstätte erneut erinnern, teilte Sprecherin Stephanie Billib mit. Zu der Gedenkfeier am 27. April seien Überlebende und ihre Angehörige eingeladen.

Den Angaben zufolge gab es auch im vergangenen Jahr Anfeindungen gegen die Arbeit der Gedenkstätte, so waren fortlaufend Schmierereien im Gästebuch zu verzeichnen. Daneben habe es Beschimpfungen per Telefon, E-Mail und Brief gegeben. In Bergen-Belsen starben mehr als 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene, unter ihnen das jüdische Mädchen Anne Frank, dessen Tagebuch weltbekannt wurde.

Den Gedenkort Bunker «Valentin» in Bremen besichtigten im vergangenen Jahr 37.600 Menschen und damit rund 6.500 mehr als 2023, wie der wissenschaftliche Leiter Marcus Meyer sagte. Der von Tausenden Zwangsarbeitern errichtete Bunker erinnert an den Rüstungswahn des NS-Regimes und die nationalsozialistischen Pläne zur Vernichtung durch Arbeit.

Kleinere Gedenkstätten wie etwa in Moringen verzeichneten im vergangenen Jahr einen Besucherrekord. Mehr als 2.600 Menschen hätten die Angebote der Gedenkstätte wahrgenommen, berichtete deren Leiter, Stefan Wilbricht. In der Kleinstadt Moringen hatten die Nationalsozialisten nacheinander Konzentrationslager für Frauen, Männer und männliche Jugendliche eingerichtet.

Die Gedenkstätte Esterwegen, die auf dem Gelände des früheren Konzentrationslagers an die Opfer von insgesamt 15 Lagern im Emsland erinnert, verzeichnete 2024 knapp unter 22.800 Besucher. Davon waren rund 8.800 Schülerinnen und Schüler aus knapp 390 Schulklassen, wie die Sprecherin des Landkreises Emsland, Anja Rohde, sagte. 2023 wurden rund 23.000 Gäste gezählt. Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung sind im März und April Vorträge zum Kriegsende geplant.

Die Besucherzahlen in der Gedenkstätte Lager Sandbostel bei Rotenburg/Wümme sind nach Angaben des Gedenkstättenleiters Andreas Ehresmann mit etwa 12.000 bis 12.500 gleich geblieben gegenüber dem Vorjahr. Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung der Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge soll es eine Gedenkveranstaltung am 29. April geben. Zuvor ist ein Gedenkmarsch vom Bunker «Valentin» zur Gedenkstätte in Sandbostel geplant. Dort hatten die Nazis ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet, in dem bis zur Befreiung durch britische Soldaten mehrere Hunderttausend Gefangene aus vielen Ländern interniert waren. Tausende starben an Hunger und Krankheiten.

Rund 8.000 Menschen besuchten 2024 die Gedenkstätte Ahlem in Hannover oder nahmen an Veranstaltungen der Gedenkstätte teil. 2023 waren es rund 19.000 Gäste. Den Angaben zufolge ist die Besucherzahl gesunken, da der zentrale Veranstaltungsraum der Gedenkstätte, der Gerson-Saal, aufgrund eines Wasserschadens ganzjährig nicht nutzbar war.

Auf dem Gelände der Gedenkstätte Ahlem gab es 2024 erneut einen Fall von Vandalismus, wie Frauke Bittner von der Region Hannover sagte. Unbekannte hatten demnach im Oktober Namenstafeln von Opfern der NS-Verfolgung beschädigt und zum Teil aus der Wand gerissen. Anlässlich des Jahrestags ist den Angaben zufolge eine Veranstaltungsreihe geplant.

Bundesweit haben insgesamt Millionen Menschen die großen Gedenkstätten besucht. So verzeichnete etwa die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen in Brandenburg 2024 fast eine halbe Million Besucher und Besucherinnen. Auch die KZ-Gedenkstätte Dachau in Bayern war von mehr als 900.000 Menschen besucht worden.