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An diesem Donnerstagmorgen, an dem die Eröffnung der 3. Hauptversammlung stattfindet – am Vorabend wurde bereits ein Willkommensgottesdienst gefeiert-, sind besonders viele Menschen zusammengekommen. Nicht nur die Mitglieder der Hauptversammlung, alle Beobachterinnen und Beobachter, die lokalen Autoritäten, vertreten durch die Chiefs, die Gäste, sondern auch viele Neugierige. Der Präsident der Republik Ghana, Professor John Evans Atta-Mills hat sein Kommen zugesagt. Das Kirchentreffen im Jahr 2011, in dem der 175. Geburtstag der Norddeutschen Mission gefeiert wird, ist auch ihm sehr bedeutsam. Der Staatschef nimmt dieses Ereignis im Namen Christi ernst, feiert die Bezüge zwischen Afrika und Deutschland mit. Wenn man bedenkt, wie schwer es die Norddeutsche Mission hat, in den deutschen Mitgliedskirchen die Aufmerksamkeit auf die partnerschaftliche Verbundenheit mit der Evangelical Presbyterian Church Ghana und der Eglise Evangelique Presbyterienne du Togo zu lenken, ist das schon ein starker Kontrast – fast beschämend und ein Armutszeugnis für unsere geschwisterliche Wahrnehmung miteinander.

Die vielen Grußworte machen deutlich, wie offen die EP Church ihre ökumenischen Beziehungen lebt. So spricht neben dem Imam selbstverständlich auch ein Vertreter Billy Grahams, der katholische Bruder wie der Pfarrer der benachbarten Pfingstkirche.

Der Gottesdienst, an den sich die Grußworte anschließen, um die kostbare Zeit des Staatspräsidenten nicht zu lange in Anspruch zu nehmen, dauert etwa fünf Stunden. Trotz ein wenig Müdigkeit geht es nach dem gemeinsamen Mittagessen und einer Pause weiter im Programm: zu dem, was sich aus der letzten Hauptversammlung als Arbeitsauftrag der Kirchenleitung ergab, wird Bericht erstattet, die Mitglieder der Hauptversammlung werden vorgestellt.

Am Freitag und Samstag folgen die Tage dem gleichen Schema: nach der Morgenandacht gibt es jeweils einen theologischen Vortrag zum Thema, die Kirchenleitung präsentiert ihre Arbeit des vergangenen Jahres. Man arbeitet in Kleingruppen und im Plenum zu dem theologischen Thema und zu den anstehenden administrativen und finanziellen Entscheidungen.

Integrität soll in allen Lebensbereichen gelten: in der Kirche, der Familie, dem Sport, den Medien. Sie ist dann vorhanden, wenn die Worte und Taten eines Menschen deckungsgleich sind. Das sei eine Frage der Erziehung.

In vielen Berichten kommt die Norddeutsche Mission, die frühere „Bremen Mission“ mehrfach vor. Die Zusammenarbeit wird gelobt. Es wird  hoch geschätzt, was durch die Unterstützung aus Deutschland alles möglich gemacht wird. Nichts wird als selbstverständlich hingenommen. Es herrscht große Dankbarkeit gegenüber den Spenderinnen und Spendern aus Deutschland. Und fast beschämt überlegt der Gast aus Deutschland: So wie es hier manchmal ganz schön schwierig ist, für Projekte der Mission das Geld zusammenzubekommen, dürfte es auch schwierig sein, immer nur Empfänger von Zuwendungen zu sein.

Deshalb geben die Menschen vor Ort, was sie nur können. Die Identifikation mit der eigenen Kirche ist sehr stark. Während der Hauptversammlung werden die Spenderinnen und Spender namentlich genannt, deren Gaben den Aufwand der Veranstaltung verringern helfen. Solche Hilfen können Tüten mit Trinkwasser sein, Säcke mit Yamswurzeln, Geldspenden oder auch ein Rind.

Die Beschlüsse, die gefasst werden, sollen die finanzielle Unabhängigkeit der Kirche stärken. So soll z.B. ein Fischereiprojekt wieder in Angriff genommen werden. Eine weitere Stiftung -„The Moderator’s Fund“- wird auf den Weg gebracht. Aber auch der innere Zusammenhalt der Gemeindeglieder ist im Blick. Dazu dient eine Vereinbarung, die daran erinnert, dass alle Maßnahmen vom Anfang bis zum Ende diszipliniert auszuführen seien. Darunter fällt auch eine Vereinbarung zum mäßigen Gebrauch von Alkohol unter den Gemeindegliedern. Die Ausbildung der Sonntagsschulleiter soll zentralisiert werden.

Im Rahmen der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung nimmt die EP Church Stellung zur Homosexualität. In Ghana sind homosexuelle Handlungen unter Männern illegal und stehen unter Strafe. Die Kirche hat beschlossen, gleichgeschlechtlich Liebende nicht aus ihrer Gemeinschaft auszuschließen, sondern sie durch einen Weg der Annahme und der „Umerziehung“ wieder in die Mitte zurückzubringen. Vielleicht wäre man darüber hinaus zu gesellschaftsverändernden Ergebnissen und einer ganz anderen Wahrnehmung gekommen, wenn man sich mehr Zeit für eine theologisch vorbereitete Diskussion genommen hätte.

Alle Beschlüsse werden in den Abkündigungen des Abschlussgottesdienstes am Sonntag noch einmal verlesen. War der Eröffnungsgottesdienst schon beeindruckend, ist es der Abschlussgottesdienst nicht minder. In diesem Jahr werden 26 Männer und zwei Frauen zum Dienst in ihrer Kirche ordiniert.. Die Abendmahlsfeier hat am Vorabend stattgefunden. Fast 400 Menschen wurden dabei gezählt. Der Festgottesdienst dauert fünfeinhalb Stunden Der Schwerpunkt der Feier liegt auf ihm, nicht auf dem anschließenden Empfang! Die neuen Vikarinnen (drei) und Vikare (sechs) werden zu ihrem Dienst begrüßt. Mittendrin ist der „Jubilee-Choir“ zu hören, dessen Mitglieder sich Ende September nach Deutschland aufmachen, um die Menschen dort mit ihrem Gesang zu bezaubern.


„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. - – erkläre ich die Dritte Hauptversammlung der EP Church Ghana für geschlossen“, schallt die Stimme des Moderators wieder laut durch den Kirchenraum. Die Hammerschläge auf die Bibel fehlen nicht. Jetzt wird sie geschlossen. Das heißt nicht, Gottes Wort ruhe jetzt. Es ist in den Herzen und Köpfen laut geworden, bringt die Menschen weiter voran, lässt sie neue Wege finden, bis zur nächsten Hauptversammlung oder Synode, in Ghana, Togo, in Norddeutschland, bis in alle Ewigkeit.

Heike Jakubeit

 

Gruppenfoto zur 3. Hauptversammlung der Evangelical Presbyterian Church in Ghana.