„Es ging uns darum, Menschen Begegnungen zu ermöglichen, Vereinsamung aufzubrechen, Infektionsketten zu stoppen und Leben zu retten“, sagt der Wilhelmshavener Pastor Bernhard Busemann. Als Anfang des Jahres überall die sozialen Kontakte brach lagen, weil die Pandemie zwischenmenschliche Begegnungen quasi zur hochriskanten Angelegenheit machte, erwachte in Wilhelmshaven die Idee für Massentests. Lange bevor es vom Staat bezahlte Bürgertests gab, entwickelte ein Team von Ehrenamtlichen um den Pastor der Christus- und Garnisonkirche und um Rüdiger Schaarschmidt, Leiter der Evangelischen Familienbildungsstätte, die Initiative „Wilhelmshaven testet“ – eine Aktion, die ein großer Erfolg wurde. Menschlich und auch finanziell. Die finanziellen Erträge kommen jetzt der Stadt und ihren Einwohnern wieder zugute.
Als Bernhard Busemann und Rüdiger Schaarschmidt als Projektträger mit einer Reihe von Ehrenamtlichen im Februar die Tests aufnahmen, war noch nicht einmal klar, ob man wirtschaftlich über die ersten vier Wochen hinauskommen würde. Pro Test wurde um fünf Euro gebeten, die tatsächlichen Kosten betrugen rund dreimal so viel, denn Schutzkleidung, Handschuhe, ein Gesichtsschild und Masken kamen zum Testkit selber noch hinzu. Doch die Aktion wurde zum Selbstläufer, es gab viele Sponsoren. Und als die Bürgertestes kamen und die Kosten erstattet wurden, hatte „Wilhelmshaven testet“ einen großen Vorteil: sie arbeiten komplett mit Ehrenamtlichen. So bleibt am Ende viel Geld übrig.
Die regelmäßigen Tests sind mittlerweile eingestellt, allerdings wird weiterhin noch anlassbezogen getestet. Und somit gab es jetzt eine erste Ausschüttung der Erträge, eine weitere soll im kommenden Jahr folgen. Jetzt wurden 169.200 Euro für 56 Projekte bereitgestellt. Die Verwendung der Gelder wurde von den beteiligten Ehrenamtlichen bestimmt. Rund 200 Frauen und Männer, die speziell für diese Aufgabe geschult wurden, nahmen die Tests ab und machten jetzt Vorschläge zur Verwendung der Gelder. Corona habe viel Sprengkraft in der Bevölkerung freigesetzt, die Aktion in Wilhelmshaven habe dazu beigetragen, dass die Gesellschaft nicht ganz auseinanderbreche, war Busemann überzeugt.
Bei der Übergabe waren beispielhaft für alle anderen Empfänger drei vor Ort beim Vereinsheim des WSC Frisia, wo auch das erste Testzentrum eingerichtet worden war. Als der Sportverein seine Arbeit langsam wieder aufnehmen konnte, war das Testzentrum in das Gemeindehaus der Friedenskirche nach Fedderwardergroden verlegt worden. Der Hausherr des Vereinsheims, Peter Eilts, erklärte, man werde das Geld zum einen für die Finanzierung weiterer Trainerlizenzen investieren, zum anderen in einen Container für dringend benötigte Materialien.
Christa Marxfeld-Paluszak vom Verein ChaKA (Chancen für Kinder im Alltag) steht in ständigem Kontakt mit Institutionen wie Kindertagesstätten und dem Jugendamt. Ihr Verein hilft immer dann, wenn Kinder dringend etwas benötigen. Jetzt zum Beispiel Winterjacken, die für bedürftige Familien oft eine besondere finanzielle Belastung bedeuten. Sie selber tritt nicht mit den Familien in Kontakt, sie erfährt aber zum Beispiel über die Leiterinnen der Kindertagesstätten, wo etwas benötigt wird und stellt dafür Geld zur Verfügung. Rund fünf Prozent der Kinder in Wilhelmshaven gelten als von Armut betroffen, die Tendenz sei zunehmend, so Marxfeld-Paluszak.
Auch Silvia Hertwig von der Kindertagesstätte Regenbogen freute sich über eine Zuwendung, sie will in ein Projekt für Musik und Bewegung investieren, um Kindern positive Erfahrungen zu vermitteln, die Körper und Seele gleichermaßen gut tun.
Zuwendungen erhalten:
- Verein ChaKA (Chancen für Kinder im Alltag): 6.000 Euro;
- Trauerbegleitung für Kinder: 4.000 Euro;
- Förderverein der Landesbühne: 4.000 Euro;
- WSC Frisia – Ausbildung ehrenamtlicher Übungsleiter: 3.000 Euro;
- Welcome – ehrenamtliche Hilfe für Familiennach der Geburt: 4.000 Euro;
- Musik und Bewegung nach Corona – Kita F’Groden: 4.200 Euro;
- Kirchengemeinde Heppens und Christus- und Garnisonkirche – Südstrandtaufe: 3.000 Euro;
- Sprachförderung für Kinder (Migranten): 4.000 Euro;
- Kinderschutzbund Wilhelmshaven: 3.000 Euro;
- Wildflecken-Freizeiten für Kinder und Jugendliche, Sozialfonds: 5.000 Euro;
- WSC Frisia – Sportgeräte: 3.000 Euro;
- Christus- und Garnisonkirche – Projekt zu Depressionen: 3.000 Euro;
- Verein zur Förderung der kommunalen Prävention: 5.000 Euro;
- Christuskindergarten – Geräte für Außenbereich: 4.000 Euro;
- Vorschulförderung zur Sprachförderung für Kinder, Grundschule Rheinstraße: 6.000 Euro;
- Kita Inselviertel – Geräte Außenbereich: 4.000 Euro;
- Obdachlosenhilfe: 2.000 Euro;
- Tagesaufenthalt Diakonie: 2.000 Euro;
- Tafel: 3.000 Euro;
- Tierheim: 3.000 Euro;
- Kinder- und Jugendhospiz: 2.000Euro;
- Weißer Ring: 3.000 Euro;
- Rosarium – Begegnungsarbeit für Ältere: 3.000 Euro;
- Villa „Lug ins Land“ Konzerte: 1.000 Euro;
- Marinemuseum – Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche: 1.000 Euro;
- Ambulanter Hospizdienst: 3.000 Euro;
- Förderverein ev. Familienbildungsstätte: 3.000 Euro;
- Küsten-Pinkies (bei und nach Brustkrebs) Vorbereitung Drachenboot-Weltmeisterschaft: 5.000 Euro;
- Jan Kleen – Sammelwerkzeug: 1.000 Euro;
- Familienzentrum West – nachhaltige Umweltbildung: 4.000 Euro;
- Schlüsselblume (sexualisierte Gewalt) : 4.000 Euro;
- Stadtsportbund – Schwimmkurse: 3.000 Euro;
- DRK-Bereitschaft Schortens: 2.000 Euro;
- DLRG Schortens-Jever: 2.000 Euro;
- Futterbox – Tafel für Haustiere: 2.000 Euro;
- Selbsthilfekontaktstelle: 2.000 Euro;
- Marion-Dönhoff-Schule (nach Brand) Spiele und Sitzmöbel Meditationsbereich:10.000 Euro;
- Weihnachtstheater Heppens: 2.000 Euro;
- SG Sengwarden: 3.000 Euro;
- Frauenhaus: 4.000 Euro;
- SV Concordia: 2.500 Euro;
- Großtagespfelge Eulenkinder: 1.000 Euro;
- Mehrgenerationenhaus – Schulung Ehrenamtlicher für Demenzbetreuung: 2.500 Euro;
- Mehrgenerationenhaus / Hafenschule - Angebote für benachteiligte Kinder: 4.000 Euro;
- Leseförderung für Kinder: 2.000 Euro;
- Radio Jade – medienpädagogische Projekte: 5.000 Euro;
- Kinderfeuerwehr: 3.000 Euro;
- Frisbee-Gruppe: 500 Euro; Bläserkreis Friedenskirche: 1.000 Euro;
- Kita Bant: 2.000 Euro;
- Förderverein Telefonseelsorge: 2.000 Euro;
- Kita Neuende: 2.000 Euro;
- Kirchengemeinde Neuende, Musikinstrumente: 1.500 Euro;
- DLRG Wilhelmshaven: 2.000 Euro;
- Förderverein Kinderklinik: 1.000 Euro;
- Gemeinschaftsplatz Rüstersiel: 2.000 Euro.
Ein Beitrag von Annette Kellin.