Der „Herrgottschnitzer von Malinowka“, so wird Roman Śledź oft liebevoll genannt. Der polnische Künstler ist mittlerweile 67 Jahre alt und hat bisher rund 1.500 Skulpturen und Figurengruppen geschnitzt. Sein Thema ist vor allem die Passion. Jetzt werden seine Arbeiten in einer Ausstellung präsentiert, die am Sonntag, 21. Februar, um 10 Uhr in der Thomaskirche, Grothstraße 9 in Wilhelmshaven eröffnet wird.
Zur Eröffnung gibt es um 10 Uhr einen Gottesdienst, der von Pfarrer Dietrich Scheider gestaltet wird, im Anschluss ist ein Empfang und eine Einführung in die Ausstellung geplant, die unter dem Thema „Seht welch ein Mensch – Von der Geburt bis zum Weltgericht“ 50 Skulpturen und Skulpturengruppen zeigt.
Die Einführung übernimmt Pastor im Ruhestand Frank Klimmeck, bekannt unter anderem als Initiator des Skulpturenpfades zur Expo 2000 am Jadebusen zwischen Mariensiel und Dangast und in der Erweiterung (2003) bis nach Eckwarderhörne. Klimmeck verbindet eine lange Freundschaft mit Roman Śledź.
Nachdem der polnische Kleinbauer, der in seiner Freizeit am Küchentisch Schnitzarbeiten fertigte, vom Mäzen Ludwig Zimmerer entdeckt worden war und so eine erste Ausstellung zum Kirchentag in Frankfurt im Jahr 1987 gezeigt wurde, war Klimmeck, damals Pastor im heutigen Kirchenkreis Friesland – Wilhelmshaven, sofort begeistert, erwarb erste Skulpturen und machte den Künstler im Kirchenkreis bekannt. Über viele Jahre entstand auch über Hilfsprojekte nach Masuren ein enger Kontakt mit weiteren Gemeindemitgliedern.
Roman Śledź hat lange gebraucht, um sich durchzusetzen. Selbst in seiner Heimat, in der Holzschnitzarbeiten als Volkskunst gelten, gelang ihm der Durchbruch erst spät. Grund dafür ist seine ganz spezielle Art der Schnitzerei, seine Figuren haben nichts mit naiver Kunst zu tun. Vielmehr fertigt Śledź Arbeiten, deren Gesicht das tiefe Leid der Menschheit geprägt hat. Seine Figuren zeigen oft eine Zerrissenheit, sie sind nicht auf den ersten Blick zu fassen, vielmehr muss man sich Zeit nehmen, um die Gesichter in ihrer ganzen Tiefe und der Vielfalt der Gefühlswelt, die sie spiegeln, aufzunehmen. Diese Art der Kunst ist sehr expressiv, Klimmeck bezeichnet sie als beinahe manieristisch, eine Kunstform der späten italienischen Renaissance. Allerdings war Śledź diese Kunstform gar nicht bekannt.
Geboren in Malinowka lebt Śledź hier heute noch und hat nur wenige Reisen unternommen. Auch wenn er irgendwann von der Kunst hätte leben können, weil er heute ein angesehener Künstler ist, hat er nie eine Veranlassung gesehen, sein Leben zu verändern, er blieb Kleinbauer. Die Arbeiten, die in der Ausstellung in Wilhelmshaven gezeigt werden, geben einen Einblick in das Wirken der letzten Jahrzehnte.
Die Skulpturen, allesamt aus Lindenholz, stammen aus Privatsammlungen, aus Kirchen und aus Museen. Hinzu kommt eine Serie von Engeln, die Śledź vor kurzem gefertigt hat, außerdem eine Gruppe, die Jesus als Zwölfjährigen im Tempel zeigt.
Die Ausstellung ist bis Sonnabend, 20. März, zu sehen, dann findet um 11 Uhr ein Ausklang statt. Bis dahin ist die Kirche immer sonntags von 11 bis 12.30 Uhr, dienstags von 16 bis 19 Uhr und sonnabends von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Darüber hinaus können weitere Öffnungszeiten (mit Führung) unter Telefon 04732 - 183930 oder (ohne Führung) unter Telefon 04421 - 69109 vereinbart werden.
Ein Beitrag von Annette Kellin.