Hannover/Bremen (epd). Die Kirchen in Niedersachsen und Bremen verlieren weiter Mitglieder. In Niedersachsen gehörten Ende 2021 rund 3,26 Millionen Menschen einer der fünf evangelischen Landeskirchen an, wie die Kirchen am Mittwoch mitteilten. Das sind etwa 80.000 weniger als im Vorjahr. Der Anteil der Protestanten ging landesweit auf rund 40 Prozent zurück. In Bremen sank die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder um etwa 6.200 auf rund 170.000. In der Stadt gehört damit nur noch ein knappes Drittel der Menschen der Landeskirche an.
Der Mitgliederrückgang lag quer durch die Kirchen zwischen 1,8 und drei Prozent. Er resultiert aus den Zahlen der Verstorbenen und den Kirchenaustritten. Die meisten Landeskirchen meldeten steigende Zahlen bei den Austritten gegenüber dem Corona-Jahr 2020. «Das ist eine deutliche Anfrage an unser kirchliches Handeln», sagte der Sprecher der braunschweigischen Landeskirche, Michael Strauß: «Wir müssen öffentlich deutlich machen, wofür wir stehen und warum es sich lohnt, Mitglied in der Kirche zu sein.»
Kirchliche Sozialexperten sehen Kirchenaustritte als Ergebnis eines Prozesses, der häufig schon mit einer fehlenden religiösen Sozialisation beginne und mit wenig Interesse an Religion und Kirche einhergehe. Auch die Ersparnis der Kirchensteuer spiele eine Rolle.
Corona hat auch sonst die kirchliche Statistik durcheinandergewirbelt. Zwar gab es auch bei den Eintritten sowie bei den Taufen, Trauungen und Konfirmationen gegenüber 2020 meist steigende Zahlen, doch das Niveau vor Corona wurde in der Regel nicht wieder erreicht. Um das kirchliche Leben attraktiver zu machen, haben einige Kirchen Reformprozesse angestoßen.
Die hannoversche Landeskirche, die drei Viertel Niedersachsens umfasst, verlor durch Austritte und Todesfälle insgesamt 58.000 Mitglieder. Mit nun 2,36 Millionen Mitgliedern bleibt sie aber weiterhin die größte evangelische Landeskirche in Deutschland knapp vor der rheinischen Kirche. Für 2022 hat sie unter anderem eine Taufinitiative gestartet, um Familien anzuregen, ausgefallene Taufen nachzuholen.
Die zweitgrößte Kirche in Niedersachsen ist die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg mit nunmehr rund 381.000 Mitgliedern. Sie verlor insgesamt rund 8.500 Menschen und blieb mit einem Rückgang von 2,2 Prozent unter dem bundesweiten Schnitt von 2,5 Prozent.
Bei der Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig sank die Zahl der Mitglieder rund drei Prozent auf etwa 302.000. Hier gehört noch etwa ein Drittel der Bevölkerung zur evangelischen Kirche. Die Evangelisch-reformierte Kirche mit Sitz in Leer musste einen Verlust von rund 3.100 Mitgliedern hinnehmen und zählt nun 162.000 Mitglieder. Ihr gehören auch Mitglieder außerhalb Niedersachsens an.
Die Landeskirche Schaumburg-Lippe an der Grenze von Niedersachsen zu Nordrhein-Westfalen verlor rund 1.200 Mitglieder. Zu ihr gehören jetzt knapp 47.00 Menschen. Damit bleibt sie die zweitkleinste evangelische Landeskirche in Deutschland - nur die Landeskirche Anhalts ist mit rund 28.000 Mitgliedern noch kleiner.