Mit einem Gottesdienst in der Klosterkirche Vechta ist Pfarrerin Martina Wittkowski am Sonntag, 7. März, in ihr neues Amt als Kreispfarrerin des Ev.-luth. Kirchenkreises Oldenburger Münsterland eingeführt worden. „Ein Kreispfarramt brauche den Blick über den eigenen Kirchturm hinaus und das bringe Martina Wittkowski mit“, so Bischof Thomas Adomeit im Einführungsgottesdienst. Die 56-jährige Theologin war auf einer außerordentlichen Kreissynode am 10. Oktober letzten Jahres in Vechta mit großer Mehrheit zur Kreispfarrerin gewählt worden. Sie ist Nachfolgerin von Kreispfarrer Michael Braun, der Anfang 2020 Superintendent des Kirchenkreises „An der Agger“ in der Evangelischen Kirche im Rheinland geworden ist.
Bischof Thomas Adomeit betonte, er freue sich, dass mit Martina Wittkowski eine Kreispfarrerin gewonnen werden konnte, die wisse, „auf was und auf wen sie sich einlässt. Die sich hier auskennt und mit ihrer Ortskenntnis die richtigen Wege zu den Menschen kennt, die Lust hat, Veränderungen zu gestalten.“ Sie habe einen Blick über den eigenen Kirchturm hinaus gewagt auch im Herzen und im Glauben.
Die oldenburgische Kirche stehe vor großen Herausforderungen, so Adomeit. Es gehe um die Setzung von Prioritäten und Akzenten und den richtigen Einsatz von Ressourcen. „Die Zukunft kennen wir nicht. Aber vom Glauben zu erzählen, neue Ideen gemeinsam zu entwickeln, Dinge auszuprobieren, Menschen zu begeistern, zu trösten, zu beten, Gottesdienste zu halten, zu predigen, zu feiern: Das ist die Aufgabe.“ Und das seien auch die Stärken der neuen Kreispfarrerin.
Den Kirchenkreis Oldenburger Münsterland sieht Adomeit dabei auf einem guten Weg in die Zukunft, erste Schritte seien bereits gegangen. Das neue Pfarrstellenbesetzungskonzept stehe und Visitationen seien auf Stand. Mit Martina Wittkowski habe der Kirchenkreis eine Kreispfarrerin, die diesen Weg weiter gestalten wolle. „Mal vorneweg gehend, um zu orientieren, mal an der Seite gehend, um zu begleiten – zu hören und zu unterstützen, mal bei den Langsameren bleibend, um niemanden zu verlieren – und vielleicht auch manchmal, um zu schieben. Aber immer mit dem Herzen mittendrin.“
Kirche gemeinsam leben und gestalten
Kreispfarrerin Wittkowski rief in ihrer Predigt dazu auf, Kirche gemeinsam zu leben und Kirche gemeinsam in den anstehenden Veränderungen zu gestalten. Die Aufgaben in Kirche und Gesellschaft würden dabei immer komplexer. Dass sich Ehrenamtliche mit ihren Begabungen, Fähigkeiten und Erfahrungen einbrächten, tue der Kirche gut, so die neue Kreispfarrerin. Hauptamtliche ermutigte sie, in ihrer Verschiedenheit nicht alles allein zu bewerkstelligen. Auch das ökumenische Miteinander sei bereichernd.
In der Pandemie werde manches deutlich, so Wittkowski. Familien mit kleinen Kindern seien am Limit und Alleinstehende einsam. Beruflich Selbständige gerieten in Existenznöte. „Wir als Kirche wollen und sollen für die Menschen da sein. In der Kirche und überall sonst, wo wir als Christinnen und Christen leben. Das können wir nur, wenn viele verschiedene Erfahrungen und Begabungen unter uns zur Geltung kommen. Wo wir gemeinsam Ideen und Konzepte entwickeln.“
In ihrer Vorstellung vor der Kreissynode im Oktober letzten Jahres hatte Pfarrerin Wittkowski betont, dass sie zwölf Jahre Pfarrerin in der Kirchengemeinde Löningen gewesen sei. Dadurch habe sie die Vorzüge und die Besonderheiten der Region intensiv kennengelernt. Für die kirchliche Arbeit bestehe im Oldenburger Münsterland eine selbstverständliche Offenheit. Die Kirche habe Gewicht im öffentlichen Leben. Diese Voraussetzungen stellten eine große Chance dar, dennoch seien auch im Kirchenkreis Umbrüche abzusehen. Strukturell seien jedoch durch das entwickelte Pfarrstellenkonzept wichtige Weichen gestellt worden.
„Wir sind herausgefordert, Menschen in ihrer veränderten Lebenswelt mit dem Evangelium in Berührung zu bringen und dabei auch neue Wege zu gehen.“ Mit den Möglichkeiten, die die evangelische Kirche im Oldenburger Münsterland habe, „können wir mutig mit den Veränderungen umgehen“, so Wittkowski. Dabei werde die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden eine wichtige Rolle spielen. Die Gemeinden können ihre Ideen und Kräfte bündeln und von den Stärken der Nachbargemeinden profitieren. Schon jetzt hätten die Gemeinden mit Predigtreihen und mit zusammen gestalteten Gemeindebriefen gute Erfahrungen gemacht. Auch die Erfahrungen aus der Corona-Zeit könnten Mut machen, gemeinsam auf die Suche zu gehen und Konzepte zu entwickeln. Es sei lohnenswert, an gute Traditionen anzuknüpfen und sich für Neues zu öffnen, so Wittkowski.
Martina Wittkowski stammt aus Vreschen-Bokel. Nach dem Abitur studierte sie Evangelische Theologie in Heidelberg, Tübingen und Münster und absolvierte ihr Vikariat in Wilhelmshaven-Fedderwardergroden. Nach ihrer Ordination 1993 wurde sie Pfarrerin in der Kirchengemeinde Nordenham in der Wesermarsch. Ihre Pfarrstelle teilte sie sich dann mit ihrem Ehemann Volker. Gemeinsam wechselten sie im September 2008 auf die Pfarrstelle in der Ev.-luth. Kirchengemeinde Löningen. Seit dem Eintritt ihres Mannes 2016 in den Ruhestand war sie dort alleinige Stelleninhaberin. Übergemeindlich war sie als Gottesdienstberaterin für Pastoren und Gemeindekirchenräte in und außerhalb der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg engagiert.
Zum Ev.-luth. Kirchenkreis Oldenburger Münsterland gehören 20 Kirchengemeinden mit knapp 50.000 Gemeindegliedern.