Zum Hauptinhalt springen

„Gott scheint zu wissen, wie wichtig das Wetter beim Rudern ist“, freut sich Kerstin Markus. Seit dem 20. April ist die Ärztin des Evangelischen Krankenhauses in Oldenburg beim Ruderpilgern zum Hamburger Kirchentag dabei – bisher bei überwiegend strahlendem Sonnenschein. Für den Kirchentag in Hamburg legen sich rund 30 Ruderinnen und Ruderer aus ganz Deutschland in die Riemen: Sie fahren elbabwärts von Dresden nach Hamburg, um pünktlich zum 1. Mai in der Hansestadt anzukommen.

 

„Auf diese Weise zum Kirchentag zu kommen, hat für mich einen besonderen Reiz“, schwärmt Kerstin Markus, seit zehn Jahren passionierte Ruderin und fit für eine solche Tour mit Tagesetappen von bis zu 70 Kilometern. Von Dresden aus geht es über Riesa, Torgau, Wittenberg, Aken, Magdeburg, Tangermünde, Havelberg, Lenzen, Hitzacker und Geesthacht nach Hamburg – insgesamt sind 633 Kilometer zu bewältigen. An ihren Zwischenstationen übernachten sie in Gemeindehäusern oder Vereinsheimen und werden auch vor Ort versorgt.


Sich in mehreren Etappen langsam dem Ziel zu nähern, habe tatsächlich etwas von einer Pilgerfahrt, so die Oldenburgerin. „Untrainiert sollte man sich eine solche Strecke aber auf keinen Fall zumuten“, weiß sie. Nach dem Reisesegen ging es am 20. April von Dresden aus los, vorbei an Cotta und Meißen, Richtung Riesa. „Die historische Kulisse von Dresden, dazu ein trockener, sonniger Tag – der Start war toll“, begeistert sich Kerstin Markus. Und auch der Zusammenhalt in der Gruppe sei klasse, berichtet sie. „Der Pilgercharakter entwickelt sich immer mehr, und es kommen schöne Gespräche über die Zukunft der Ökumene, über Kirche und Frieden unter allen Glaubenden auf.“


Die Ruderpilger fahren mit einem Kirchboot für insgesamt 15 Mitfahrende, das von mehreren Gigbooten begleitet wird. Auf einzelnen Etappen schließen sich weitere Ruderer verschiedener Rudervereine an, um die Kerngruppe zu begleiten. Schirmherr der Aktion ist Horst Meyer, Ruder-Olympia-Sieger von 1968 und sechsfacher Welt- und Europameister im Deutschlandachter. Die Organisation der 10-tägigen Ruder-Pilger-Fahrt liegt in den Händen des Ruderwanderfahrt-Spezialisten des Deutschen Ruderverbandes, Thomas Haarhoff.


Während ihrer Reise erfahren die Ruderer mehr über die einzelnen Orte, in denen sie Halt machen, aber auch über ihre Mitfahrenden – ergreifende Geschichten wie die eines Hamburger Ruderers, der in Dresden aufgewachsen ist. 1982 durfte er aus der DDR ausreisen, nun rudert er aus seiner Geburtsstadt in seine Heimatstadt. „An jeder unserer Stationen werden wir unglaublich freundlich willkommen geheißen“, schildert Kerstin Markus. In Wittenberg wurden sie vom Ruderclub empfangen, in Coswig gab der Posaunenchor zur Begrüßung ein Ständchen. Unterwegs entdecken sie Fischadler und genießen die Ruhe der Natur.


Die Idee, mit dem Ruderboot nach Hamburg zu pilgern, kam auf dem Kirchentag 2011 in Dresden auf. Beim Abschlussgottesdienst hatten Ruderer eine Flagge entgegengenommen, um diese in die nächste Kirchentagsstadt – nach Hamburg – zu tragen. „Die Idee, die dahintersteckt, ist ähnlich symbolisch wie die der olympischen Fackel“, erklärt Kerstin Markus.


Bei der Ankunft am 1. Mai in Hamburg wird es um 14 Uhr eine Pilgerbegrüßung am Jungfernstieg geben. Mit dabei sind auch Fuß- und Fahrradpilger. Höhepunkt ist die Ankunft der mehr als 300 Ruderinnen und Ruderer in über 50 Ruderbooten auf der Binnenalster. Die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Ellen Ueberschär, nimmt die Flagge entgegen. Pilgerpastor Bernd Lohse wird anschließend alle Pilger willkommen heißen.

 

Die Schlussetappe wird durch eine Prominenten-Mannschaft im Kirchboot ergänzt: Im Team sind die sechs Olympiasieger der Deutschlandachter Walter Schröder, Horst Meyer und Dirk Schreyer, Wolfgang Maennig, Eric Johannesen sowie Fernseh-Moderator Johannes B. Kerner, die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, und Bischof Gerhard Ulrich, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.
                  

Ein Beitrag von Anke Brockmeyer.

                 
Weitere Informationen unter www.kirchentag.de/pilgern

 
Weitere Informationen zur regen oldenburgischen Beteiligung am Kirchentag in Hamburg finden Sie unter: www.kirche-oldenburg.de/nc/aktuell/pressemitteilungen/artikel/rege-oldenburgische-beteiligung-am-kirchentag-in-hamburg.html

 

Unter dem Motto „Rudern soviel du brauchst“ starteten am Samstag, 20. April, erstmalig 32 Ruderpilger mit ihren Booten auf der Elbe in Dresden zum Kirchentag in Hamburg (Foto in Nähe der Loschwitzer Brücke, dem „Blauen Wunder“ in Dresden). Foto: epd-bild
Im „Kirchboot“ sitzen 15 Personen, begleitet von mehreren „Gigbooten“ (Foto). Weitere Ruderer verschiedener Rudervereine schließen sich auf einzelnen Etappen an, um die Kerngruppe zu begleiten. Foto: epd-bild
Unterwegs von Dresden nach Hamburg: Die Oldenburger Ärztin Kerstin Markus (re.). Foto: privat
Start in Dresden: Mit dabei die Oldenburger Ärztin Kerstin Markus (2. von li.). Foto: privat
Gruppenbild bei der Ankunft am Sonntag, 21. April, in Torgau. Foto: privat
Am Montag, 22. April, legte das „Kirchboot“ in Wittenberg an. Foto: privat
Das „Kirchboot“ am Mittwoch, 24. April, am Pretziener Wehr. Foto: privat