Dumme Sprüche gibt es immer wieder mal. „Hast du nichts besseres zu tun?“, wird da gefragt. Oder: „Was soll das bringen?“ So etwas ziehe schon runter, machen die knapp 30 Teilnehmer des Workshops „Lust und Frust im Ehrenamt“ deutlich. Doch da sind auch die vielen positiven Erlebnisse, Wertschätzung, das Gefühl, gebraucht zu werden. „Es ist einfach schön zu sehen, wie viel Freude die Begegnung untereinander den älteren Menschen macht“, erzählt eine der Anwesenden und erntet damit manch zustimmendes Nicken.
Sich mit anderen austauschen, aber ebenso ein bisschen Dampf ablassen und zur Ruhe kommen – das gehört zum „Ehrenamtstag für Mitarbeitende in der Seniorenarbeit“ dazu. „Vor Ort sind die Ehrenamtlichen zu zweit, dritt, vielleicht zu viert unterwegs. Hier merken sie: Wir sind ganz viele“, beschreibt Rita Kusch. Das gibt Kraft. Die 57-Jährige ist seit 2009 Beauftragte für Seniorenarbeit in der Oldenburgischen Kirche, hat alle bisherigen fünf Ehrenamtstage organisiert. „Wir waren uns zu Beginn nicht sicher, ob wir überhaupt jemanden damit erreichen würden“, erinnert sie sich. Doch dann seien beim ersten Mal gleich 150 Teilnehmer aufgetaucht. An der guten Resonanz hat sich bis heute wenig geändert. Etwa 135 Ehrenamtliche aus sämtlichen sechs Kirchenkreisen sind an diesem Dienstag im Blockhaus Ahlhorn dabei.
Für das Ehepaar Kamplade ist das Ambiente im Blockhaus zumindest einer der Gründe für ihre bereits dritte Teilnahme. Vor fünf Jahren übernahmen die Beiden den etwas verwaisten Seniorenkreis in Schortens-Heidmühle. Damals war der heute 70-jährige Uwe Kamplade gerade in Pension gegangen. „Wir fanden den Gedanken schön, nun einmal etwas zusammen zu machen, ein gemeinsames Projekt anzugehen“, erinnert sich Hannelore Kamplade. Inzwischen treffen sich im Rahmen ihres Seniorenkreises rund 30 Männer und Frauen einmal im Monat, um zu grillen, Ausflüge zu machen oder zu spielen. „Da muss man sich etwas einfallen lassen“, sagt Uwe Kamplade. Anregungen holen sie sich an diesem Nachmittag in einem der insgesamt sechs Workshops oder im Gespräch mit den übrigen Ehrenamtlichen. Das Miteinander, betont der 70-Jährige, sei ihnen wichtig.
Gisela Straßburg geht es da ganz ähnlich. Ihr gefällt, dass das Programm auch viele Freiräume bietet, um sich zu begegnen. Der Ehrenamtstag sei für sie immer wieder ein Impuls, erklärt die Teilnehmerin der ersten Stunde. Einen Seniorenkreis leitet die 59-Jährige zwar nicht, hat aber dennoch häufiger mit älteren Menschen zu tun. Seit über 20 Jahren engagiert sie sich in ihrer Heimatgemeinde Goldenstedt im Kirchenkreis Oldenburger Münsterland auf verschiedenste Weise. Unter anderem ist sie dort an einem ökumenischen Frauenfrühstück beteiligt, das allen Generationen als Treffpunkt offensteht.
Die Begegnung von Jung und Alt taucht an diesem Nachmittag in der Andacht von Bischof Jan Janssen erneut auf. „So spricht der Herr Zebaoth: Es sollen hinfort wieder sitzen auf den Plätzen Jerusalems alte Männer und Frauen, jeder mit seinem Stock in der Hand vor hohem Alter, und die Plätze der Stadt sollen voll sein von Knaben und Mädchen, die dort spielen“, liest er in der St. Petri Kirche aus Sacharja 8,3-8. Dass das Spielen Generationen und gar Kulturen zusammenbringen kann, hat der Bischof selbst erlebt – bei einem von Ehrenamtlichen organisierten Flüchtlingscafé. „Wir brauchten keine Worte, um miteinander zu spielen und uns gemeinsam zu freuen“, erzählt er. Ein kostbarer Augenblick für ihn, der viel über das Spielen sage.
Es sind diese Momente, die auch die Anwesenden gut aus ihrer ehrenamtlichen Arbeit kennen. Und die sie dazu motivieren weiterzumachen – trotz des ein oder anderen dummen Spruches.
Melanie Thiel de Gafenco