Auf dem Gebiet Tanz bewegt sich seit einigen Jahren viel. In Deutschland sind zahlreiche Initiativen entstanden, die mit beispielhaften, innovativen Projekten neue Zielgruppen für das Tanzen begeistern. Daran knüpfte auch die Fachtagung Tanz und Bildung der Akademie der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg an, die unter dem Motto „Ich tanze, also bin ich“ am vergangenen Wochenende im Ev. Bildungshaus Rastede Tanzprofis und Tanzinteressierte zusammenbrachte.
„Im Mittelpunkt stehen der Netzwerkgedanke und die Idee der Inklusion durch Tanz“, erklärte Uwe Fischer, Studienleiter Kirche und Kultur der Ev. Akademie. Gemeinsam mit Heike Scharf, Dozentin am Ev. Bildungshaus, hatte er die Fachtagung organisiert. Rund 25 Teilnehmende aus ganz Niedersachsen nutzten die Gelegenheit, mehr über die aktuellen Entwicklungen in der Tanzpädagogik zu erfahren und in Workshops selbst auszuprobieren. „Tanz als Weg zur Inklusion und Barrierefreiheit ist ein Gedanke, der immer mehr aufgegriffen wird“, so Fischer. Im Tanz könne der Mensch als schöpferisches Wesen wahrgenommen werden, er könne sich jenseits aller Sprachbarrieren ausdrücken und seine Unverwechselbarkeit darstellen.
Tanz nicht nur in seiner Außenwirkung zu sehen, sondern der Bewegung nachzuspüren und in sich zu gehen, war eines der Ziele der Workshops von Dorothea Jöllenbeck, Bewegungspädagogin und BUQI-Trainerin. Tanz als gemeinsame Erfahrung ist der Ansatz von Corinna Bruggaier und Alexander Hauer der Bremer OrganisationOpusEinhundertfür große Musik-, Theater und Tanzprojektemit dem Schwerpunkt auf Inklusion. „Tanz ist Mannschaftssport“, findet Alexander Hauer. „Hier kann jeder seine Kompetenzen einbringen. Man darf Verantwortung abgeben, aber es geht nicht ohne einander.“ In Oldenburg hatte OpusEinhundert im vergangenen Juni mit dem inklusiven Tanzprojekt „Aus der neuen Welt“ in Kooperation mit dem Staatstheater von sich reden gemacht. Wie lässt sich ein Bewegungsablauf so optimieren, dass er nicht zu einer graduellen Verbesserung führt, sondern zu einem qualitativen Sprung? Dieser Frage geht die Juniorprofessorin an der Sporthochschule Köln, Dr. Denise Temme, wissenschaftlich nach. „Wichtig ist es, Bewegungen auch einfach zuzulassen und daraus etwas entstehen zu lassen“, erklärte sie. „Tanzbewegung ist ein Prozess im engsten Sinne – etwas, das von selbst läuft“, betonte sie in ihrem Vortrag. Wie kann ich mit meinem Körper ins Gespräch kommen? Was löst meine Bewegung in einer anderen Person aus? Diesen Ansatz verfolgt Tänzerin und Choreografin Corinna Mindt in ihrem Projekt KompeTanz der tanz_bar Bremen. Sie arbeitet derzeit an einem Modellprojekt mit Menschen mit und ohne Behinderung.
Ganz eigene Erfahrungen zu machen und die Arbeit der Fachleute und Tanzinteressierten kennenzulernen sei das Ziel der Tanztagung, so Uwe Fischer. Im Zentrum stehe dabei auch die Frage, wie Tanz- und Bewegungsarbeit in verschiedenen Arbeitsfeldern an Bedeutung gewinnen könne.