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Im Gemeindehaus Jever trafen sich am Samstag, 16. März, fast 50 gewählte Synodenvertreterinnen und -vertreter der Gemeinden des Ev.-luth. Kirchenkreises Friesland-Wilhelmshaven zu ihrer Frühjahrstagung. Und so wie die Kirchengemeinde Jever die Eingänge des Hauses im Zuge von Umbau und Renovierungsmaßnahmen verlegt hat, so ging es auch für die Synode darum, die sich verändernden Zugänge der Menschen zu Kirche und Glauben neu zu verstehen. Kreispfarrer Scheuer ging mit den Synodalen auf Spurensuche nach Hoffnungszeichen für die Zukunft der Kirche. 

Was lässt uns hoffen?
„Was lässt uns hoffen, was ist gelungen und was hat das Potential uns aus
Problemzonen herauszuführen.“ Dabei stellte er ungeschönt fest, dass auf der Hoffnungsskala deutlich Luft nach oben besteht. „Die Zeiten sind ernst, für unsere Kirche und weit darüber hinaus im Blick auf den gesellschaftlichen und globalen Frieden.“ Klar sei aber auch, dass die Hoffnung in der Bibel uns nicht blind macht, vielmehr nimmt sie die „gegenwärtigen Verhältnisse scharf in den Blick, um mit hoffnungsvollem Mut nach Besserung, Erneuerung und Veränderung zum Guten zu suchen.“ 

Gemeindeübergreifende Zusammenarbeit
Als Beispiel wurden dabei u.a. der Entwicklungsraum Jever und Wangerland in den Fokus genommen, hier hat sich die Zusammenarbeit der Gemeinden deutlich verstärkt und trägt mit wieder ansteigendem Gottesdienstbesuch erste Früchte. So wird gleich mit mehreren Gemeinden der diesjährige Taufgottesdienst am Meer vorbereitet. Ein echtes Hoffnungszeichen sei diese „gemeindeübergreifende Zusammenarbeit, die bis zum Pastor für die Seelsorge im Tourismus nach Wangerooge reicht.“ 

Lüttje Segenstied und viele andere Angebote
Im Entwicklungsraum Friesland-Mitte hat sich insbesondere in Schortens und Sande durch neue Pastorinnen die Arbeit mit jungen Familien mit Kindern verstärkt. Besonders erwähnenswert seien dabei Angebote mit Namen wie „Lüttje Segenstied“, „Kirche für die Allerkleinsten“, Kirche für Groß und Klein“, „Osterspiel“ oder „Kinderbibelwoche“, die auf ihre Zielgruppen verweisen.  Einig sind sich viele Gemeinden in der Erkenntnis, dass es trotz der Herausforderungen viele engagierte Mitarbeitende gibt, die an der Veränderung der Kirche mitwirken wollen. Wichtig wird es in den kommenden Jahren sein, ein gutes Gleichgewicht zwischen der notwendigen strukturellen Arbeit und der hoffnungsvollen Gemeindearbeit nah an den Menschen zu finden.

Menschen beteiligen
Offensichtlich keimt Hoffnung überall dort auf, wo es gelingt, Menschen nicht nur auf die frohe Botschaft anzusprechen, sondern sie zu beteiligen. Dies entspräche dem biblischen Bild der Hoffnung als Beziehungsgeschehen zwischen Menschen und zwischen Gott und Mensch. Kreispfarrer Scheuer stellte das Konzept einer regiolokal tätigen Kirche vor, die einerseits vor Ort ansprechbar ist und auch selbst auf Menschen zugehen kann, sich andererseits aufgabenbezogen regional vernetzt und auch so Nähe herstellt, weil sie bestimmten Bedürfnissen und Anforderungen besser gerecht wird. Parallel zu den Gemeinden war deutlich, dass bei den Einrichtungen äußerst positive Entwicklungen auszumachen sind. 

Kirchliche Einrichtungen als Aushängeschilder des Kirchenkreises.
Als besondere Flaggschiffe zeigen sich dabei derzeitig die Einrichtungen des neuen Trägerverbundes „Wachsen & Werden“. In ihm haben sich 15 evangelische Kitas, davon zehn in Wilhelmshaven, zu einer Einheit zusammengeschlossen. 400 Mitarbeitende arbeiten mit fast 1200 Kita- und Krippenkindern. Die Leitung hat Hendrik Rösing, der mit den kommunalen Partnern als hauptamtlicher Geschäftsführer zusammenarbeitet. 
Zum anderen sei hier die Ev. Familien-Bildungsstätte zu nennen. Seit gut einem Jahr unter der Leitung von Frau Claudia Lehnort, ist die Fabi eine der Ausgangspunkte für die Schutzkonzepte zur Prävention sexualisierter Gewalt, die Kitas, Gemeinden und Einrichtungen erstellen müssen. „Der Dreischritt von Prävention, Aufarbeitung und Intervention kann nur gelingen, wenn wir systemische Schwachpunkte schnellstmöglich in den Griff bekommen. Wir dürfen nicht länger annehmen, dass „so etwas“ bei uns nicht vorkommen könnte, wir müssen jedwede Meldung konsequent verfolgen,“ so der Kreispfarrer. 
Nicht zu vergessen, dass der Kirchenkreis dem regionalen „Bündnis für Demokratie“ gleich bei der Gründung beigetreten ist.  

Wahl 2024
Erfreut nahmen die Synodalen zur Kenntnis, dass bei der Gemeindekirchenrats Wahl 18,11 % Wahlbeteiligung zu verzeichnen war. 12.000 Menschen haben im Kirchenkreis gewählt. Eine erfreuliche Zunahme von fast 6,5%. Kreispfarrer Scheuer dazu: „Wir haben die Barrieren durch Online- und Briefwahl für alle maximal gesenkt. Wir werden bei den nächsten Wahlen daran gemessen werden, wie leicht wir es den Menschen machen, sich zu beteiligen.“ Gerade in den kleinen Gemeinden waren an einigen Stellen Wahlbeteiligungen von 30 bis 39% zu verzeichnen gewesen. 171 Gewählte werden die Geschicke der Gemeinden in den nächsten sechs Jahren leiten. In den nächsten Wochen machen die Kirchengemeinden zudem Vorschläge für zusätzliche Berufungen zur Verstärkung der Gremien, die vom Kreiskirchenrat beschlossen werden müssen, bevor die neue Amtszeit am 1. Juni beginnt.

Grußwort
In einem Grußwort an die Synode bedankte sich Oberkirchenrat Udo Heinen für die große Bereitschaft und das Engagement der 23 Gemeinden im Kirchenkreis. Er erwähnte ein Gebäudekonzept, das gemeinsam mit dem Klimaschutzkonzept den Gemeinden helfen solle, ihre Immobilien und Liegenschaften zu konzentrieren. Oldenburg versuche, als erste Landeskirche in der EKD bis 2035 klimaneutral zu werden. Für die kommende Synode kündigte er einen Beschlussvorschlag für eine veränderte Zusammensetzung der Kreissynoden an, die der geringer werden Zahl der Gemeinden und PastorInnen besser gerecht werden soll.

Wie hältst du`s mit der Kirche
Im thematischen Teil der Kreissynode referierte Pfarrer Dr. Stefan Welz aus Oldenburg über die neueste Kirchenmitgliedschaftsstudie und empfahl, neu sprachfähig zu werden, damit sich Glaubens- und Lebenswirklichkeit der Menschen besser treffen. In kleinen Workshops zu den Themen „Ehrenamt“, „Gottesdienst“, „Soziale Lage“ und die „Reichweite der Kirche“ kamen die Synodalen lebhaft ins Gespräch, um auch hier Hoffnungspotentiale zu heben.

Frank Morgenstern

Vor dem Plenum der Kreissynode: Synodenvorsitzende Ingrid Klebingat und Kreispfarrer Christian Scheuer.
Vor dem Plenum der Kreissynode: Synodenvorsitzende Ingrid Klebingat und Kreispfarrer Christian Scheuer.
Als Gäste konnte Kreispfarrer Christian Scheuer (l.) Oberkirchenrat Udo Heinen und Pfarrer Dr. Stefan Welz begrüßen.
Als Gäste konnte Kreispfarrer Christian Scheuer (l.) Oberkirchenrat Udo Heinen und Pfarrer Dr. Stefan Welz begrüßen.