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In weiten Teilen der Gesellschaft seien die Werte abhanden gekommen, so der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung und neue Präsident der Oldenburgischen Landschaft, Thomas Kossendey. Ein gemeinsamer Wertekanon gehöre jedoch zu einer Gemeinschaft. Wer das nicht akzeptiere, gehöre dann eben nicht zu dieser Gemeinschaft, betonte Kossendey in einem Interview für die Juni-Ausgabe von „horizont E“, dem evangelischen Magazin im Oldenburger Land.

Diskussionsbeiträge und Anregungen für den am 6. und 7. Juli in der Oldenburger Weser-Ems Halle stattfindenden Zukunftskongress der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg bietet die aktuelle Ausgabe des Magazins „horizont E“ der oldenburgischen Kirche, das in einer Auflage von 20.000 Exemplaren erscheint. Am ersten Juli-Wochenende werden sich über 1.000 Delegierte aus den Gemeinden, Werken und Einrichtungen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg Gedanken über die zukünftige Ausrichtung der Kirche machen.

Im Gespräch mit Staatssekretär Kossendey und dem Schüler Hauke Hahn aus Vechta erklärte die Synodalpräsidentin der oldenburgischen Kirche, Sabine Blütchen, dass auch aus ihrer Sicht Werte wie Respekt und Nächstenliebe, Wertschätzung und Vertrauen nicht mehr im Fokus der Mehrheit stünden. „Nur weil verstärkt Benimmkurse angeboten werden, sehe ich noch keine ernsthafte Renaissance der Werte“, so Blütchen. Gerade im Bereich Werte sei die Kirche aber in der Pflicht: „Wenn wir es nicht thematisieren, dann haben wir als Kirche unseren Auftrag verfehlt.“

Bundespolitiker Kossendey sieht in diesem Bereich große Chancen und Potenziale für die Kirchen. „Es gibt eine Menge Menschen, die eine Sehnsucht haben nach Orientierung.“ Das höre er zum Beispiel auch bei seinen Besuchen in Afghanistan von Militärgeistlichen, die verstärkt Soldaten aus Ostdeutschland taufen.

Der 17-jährige Schüler Hauke Hahn forderte in dem Gespräch, dass die evangelische Kirche wieder mehr in die Gesellschaft reinrücken müssen. „Wir müssen auch Farbe bekennen und uns positionieren.“ Kirche könnte sich „häufiger politisch äußern – zeigen, wo sie überhaupt steht.“

Der Gymnasiast Hahn rief dazu auf, sich für die eigenen Hoffnungen und Werte einzusetzen. Auch für Kossendey steht das Ziel im Vordergrund. „Wir werden das Paradies auf Erden nicht erschaffen – aber wenn wir’s nicht anstreben, wird alles schwieriger werden.“ Natürlich müsse eine friedliche Welt angestrebt und daher auch das sprichwörtliche Apfelbäumchen gepflanzt werden, so der Parlamentarische Staatssekretär.

Laut Hauke Hahn muss Kirche ihren Prinzipien und Werten treu bleiben, aber auch salonfähig bleiben. Ganz wichtig sei dabei die Beteiligung der Jugendarbeit. „Wenn Jugendliche schon heute das Interesse an Kirche verlieren, dann ist eine Zukunft gar nicht mehr möglich.“ Für Synodalpräsidentin Sabine Blütchen ist die Jugend „ein unglaublicher Schatz, den eine Kirche hat. Für sie gestalten wir ja diese Zukunft unserer Kirche.“

Neben einigen Projekten aus den Kirchenkreisen, die sich im Rahmen des Zukunftskongresses der oldenburgischen Kirche in der Weser-Ems Halle beim „Schaufenster Kirche“ präsentieren werden, sind in dieser Ausgabe von „horizont E“ Beiträge über die Zielgruppen zukünftiger kirchlicher Arbeit oder über die Ausgestaltung des Pfarramtes zu lesen. Zudem konnte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, für einen Gastbeitrag über die Rolle der Volkskirche im Jahr 2030 gewonnen werden.

Die aktuelle Ausgabe von „horizont E“ kann als *.pdf-Datei heruntergeladen werden. Größe: 8,9 MB.