Standesamtlich haben Luisa und Vincenz Blanquett schon im Juli 2016 geheiratet. Im kommenden August soll die kirchliche Trauung folgen. Dass fast ein ganzes Jahr zwischen den Feiern liegt, hat in erster Linie praktische Gründe. „Wir brauchten den organisatorischen Vorlauf“, erklärt der 28-jährige Vincenz Blanquett.
Am gemeinsamen Stand der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg und des Bischöflich Münsterschen Offizialats auf der Oldenburger Hochzeitsmesse ziehen die zwei jeweils einen Trauspruch aus dem Glockenturm, lesen sich ihre Sprüche gegenseitig vor. „Der Glaube ist uns wichtig“, sagen der Protestant und die Katholikin. Für das Paar steht schon jetzt fest, dass sie von einem katholischen Pfarrer und einer evangelischen Pfarrerin getraut werden wollen.
Auch Angelika Prang wünscht sich den Segen der Kirche und lässt beim Abstimmungsbarometer eine Kugel in das entsprechende Röhrchen fallen. Die Oldenburgerin ist mit ihrer Trauzeugin Raffaela Carrara-Folkerts zur Hochzeitsmesse gekommen. Ende September möchte sie, wenn möglich, in der evangelisch-lutherischen Dreifaltigkeitskirche heiraten – nur einen Tag nach dem Gang zum Standesamt.
Viele Heiratswillige, mit denen Pfarrer Karsten Hilgen aus Bakum an diesem Wochenende in Oldenburg spricht, haben ihre Hochzeitsfeier bereits detailliert geplant. Auch würden in diesem Jahr deutlich mehr jüngere Paare oder solche, die bereits Nachwuchs haben, am Stand haltmachen, berichtet der Pfarrer. So wie Annika Warns und Hinricus Plump. Während die vier Wochen alte Klara im Kinderwagen schlummert, kreuzen ihre Eltern auf einer Postkarte an, was ihnen in einer Partnerschaft wichtig ist. Für drei Übereinstimmungen gibt es ein kleines Geschenk – bei dem Paar aus Butjadingen sind es sogar vier.
Mit Aktionen wie dem Quiz oder dem Abstimmungsbarometer möchte Sabine Schlösser von der oldenburgischen Kirche Heiratswillige vor allem dazu anregen, sich über ihre Wünsche und Bedürfnisse auszutauschen. „Schon im vergangenen Jahre habe ich einige erlebt, die von dem, was ihr Partner ausgewählt hatte, völlig überrascht waren“, erzählt sie. Da helfe nur, miteinander zu reden und auch nach der Hochzeit im Gespräch zu bleiben.
Mit dem diesjährigen Motto „... damit es prickelnd bleibt“ wollen die evangelische und die katholische Kirche im Oldenburger Land den Blick bewusst auf die Zeit nach dem Fest lenken. „Im Alltag fehlt oft die Kraft, sich noch auf den anderen einzulassen“, weiß Pfarrer Michael Kalisch. Ehepartnern raten er und Pfarrer Hilgen, sich trotz der vielen Verpflichtungen regelmäßig Zeit füreinander zu nehmen.
Ein Beitrag von Melanie Thiel de Gafenco.