30 Religionslehrkräfte aus ganz Niedersachsen haben am Freitagvormittag, 8. März, in der St. Ulrichs-Kirche in Rastede ihre Vokationsurkunden erhalten. Mit dem Gottesdienst wurden sie zur Erteilung des evangelischen Religionsunterrichts beauftragt. Darüber hinaus wurden zwei Schulseelsorgerinnen zu ihrem Dienst beauftragt.
Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker ermutigte die Lehrerinnen und Lehrer in seiner Predigt ausdrücklich: „Beziehen Sie Stellung! Helfen Sie dadurch auch den jungen Menschen, Position zu beziehen.“ Schülerinnen und Schüler bräuchten Ermutigung, um in den Diskurs zu gehen. Der sogenannte Schulstreik für den Klimawandel sei ein gutes Beispiel für Positionalität. „Die Schreckensvision einer Welt, die den Planeten Erde unbewohnbar macht für Mensch und Tier, ist jungen Menschen viel näher als unsereinem. Denn sie sind ja noch jung und haben ein Recht auf Zukunft“, so Oberkirchenrat Mucks-Büker.
Weltweit beobachtet Mucks-Büker „Provokation und Eskalation. Säbelrasseln, militärische Machtdemonstrationen, Aufkündigung von Abrüstungsabkommen, Handelskriege. Ausgrenzung und Mauerbau statt Integration und Inklusion. Hass und Hetze statt konstruktivem Streiten im Dialog.“ Schülerinnen und Schüler würden ungeniert zur Denunzierung aufgefordert, wenn sich Lehrerinnen und Lehrer kritisch zu rechtsextremen Positionen äußerten. Wer im Unterricht den kritischen Diskurs fördere, solle im Internet an den Pranger gestellt werden. „Die Zeit der offenen, pluralen Gesellschaft mit Platz für viele unterschiedliche Menschen, Kulturen und Meinungen scheint vorbei zu sein. Die Richtung weist uns offenbar in autoritäre Systeme, wo Freiheit in friedlicher Verschiedenheit als nicht mehr erstrebenswert erscheint“, Mucks-Büker.
Aber gerade in Zeiten, in denen Visionen abhandenkommen, seien Lehrerinnen und Lehrer Wegbegleiter für Kinder und Jugendliche. Sie böten Orientierung an auch in Glaubensdingen. Ein Bekenntnis zum christlichen Glauben und seiner Inhalte sei etwas grundlegend anderes als ein parteipolitisches oder ideologisches Diktum, das Schüler und Schülerinnen manipulieren wolle. „Auch für Evangelische Religion ist Positionalität grundlegend und wichtig!“
Im Anschluss überreichten Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker, Pfarrerin Kerstin Hochartz, Leiterin der Arbeitsstelle für Religionspädagogik (arp), und Pfarrer Hartmut Schwarz, arp-Referent, den Lehrerinnen und Lehrern ihre Vokationsurkunden. Bei den Vokationsurkunden handelt es sich um die kirchliche Lehrerlaubnis, die Voraussetzung ist, um Evangelischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen zu erteilen. Diese Befähigung wird von der Konföderation Evangelischer Kirche in Niedersachsen ausgesprochen. Durch eine Vokation begleiten die evangelischen Kirchen in Niedersachsen den Dienst der Religionslehrkräfte und unterstützen diese kontinuierlich durch Fortbildungs- und Beratungsangebote.
Im Vorfeld hatten die Religionslehrkräfte aus dem Einzugsgebiet der Konföderation ev. Kirchen in Niedersachsen an einer Vokationstagung zum Thema „Leben, Sterben, Tod“ im Ev. Bildungshaus in Rastede teilgenommen. Als Referierende waren dabei: Pfarrer Hartmut Schwarz (arp), Schulpfarrer Fritz Pinne für den Grundschulbereich und Manuela Ehrt, Lehrkraft an der OBS Bookholzberg für den Bereich Sekundarstufe 1.
Zum zweiten Mal hatten die Tagungsteilnehmenden den Gottesdienst musikalisch zusammen mit Popkantor Steffen Schöps vorbereitet, der den Gottesdienst auch mit der Gitarre begleitet hat.
Zu den 30 Religionslehrkräften aus ganz Niedersachsen gehörten Lehrkräfte aus allen Schulformen: Förderschulen, Grundschulen, Oberschulen, Gymnasien und Berufsbildende Schulen.
Der Religionsunterricht ist in Deutschland „gemeinsame Sache“ (res mixta) von Staat und Kirche und die Vokation ein Baustein, mit dem die evangelischen Kirchen in Niedersachsen ihre Verantwortung für den Religionsunterricht wahrnehmen. Referendarinnen und Referendare erhalten für den Vorbereitungsdienst zunächst eine befristete Unterrichtsbestätigung. Um eine Vokation zu erhalten, ist die Teilnahme an einer Vokationstagung Voraussetzung. Die Tagungen sind als religionspädagogische Fortbildungen konzipiert und enden mit einem Gottesdienst mit Verleihung der Vokationsurkunden.
Die Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg bietet zweimal im Jahr eine Vokationstagung für je rund 30 Religionskräfte aus ganz Niedersachsen an. Entwickelt und durchgeführt wird sie von Referentinnen und Referenten der Arbeitsstelle für Religionspädagogik (arp). Weitere Vokationstagungen in Niedersachsen werden von der Hannoverschen Landeskirche angeboten. Die Nachfrage ist sehr hoch. Es gibt stets Wartelisten.
Mehr zur Arbeitsstelle Religionspädagogik unter: www.arp-ol.de