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„Wo sind denn die Servietten, die solltest du doch mitbringen?“, ruft Sophie im Vorbeigehen Lars zu. Sie schleppt gerade einen Kasten Cola in das große Zelt. Servietten, ja, das stand auf dem großen Einkaufszettel, doch die hat der junge Mann in der Hektik wohl vergessen. Egal, Küchenrolle tut’s zur Not auch. Und wer zum Grillabend auf den Campingplatz kommt, der nimmt es mit der Etikette ohnehin nicht so genau. „Hauptsache funktional“ ist die Devise. Diese Grillabende finden während der Ferienzeit auf dem Campingplatz in Schillig (Kirchenkreis Friesland / Wilhelmshaven) direkt am Strand jede Woche einmal statt, organisiert werden sie von den Teams von „Kirche Unterwegs“.

Diesmal sind es Grete Allmers (16 Jahre), Sophie Meierhoff und Denise Buchholz (beide 17 Jahre) und Lars Horlitz (24 Jahre), die sich um alles kümmern. Gut zehn Tage sind die jungen ehrenamtlichen Mitarbeitenden jeweils auf dem Campingplatz zu Hause, leben in Wohnwagen und bieten ein buntes Programm für die Urlauberinnen und Urlauber an. Vor allem Kinder stehen dabei im Mittelpunkt. Es gibt die Kinderstunde mit Bastel- und Erzählangeboten am Vormittag, am Abend das überaus beliebte „Sandmännchen“. Der Grillabend spricht dagegen alle Generationen an. Unterstützt werden die jungen Leute von Diakon Harald Herrmann, der hauptamtlich in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg für „Kirche Unterwegs“ verantwortlich ist.

„Bei Kirche Unterwegs geht es immer um ein niederschwelliges Angebot“, sagt Herrmann. Der Glaube und die Kirche seien zwar ein Thema, so würden christliche Lieder gesungen und Andachten angeboten, doch im Mittelpunkt stehe, Kontakte zu knüpfen, ein Forum für Begegnungen zu schaffen.

 

Diakon Herrmann spielt dabei die Feuerwehr. Er springt überall ein, wo gerade eine helfende Hand fehlt und steht den jungen Ehrenamtlichen mit Rat und Tat zur Seite, ist Ansprechpartner für alle Fälle. Fast täglich fährt er alle Campingplätze an, auf denen die oldenburgische Kirche die Urlauberseelsorge anbietet. „Im Sommer gilt für mich absolute Urlaubssperre“, erzählt er. Mehrere tausend Kilometer legt er in diesen Wochen zurück, immer an der Küste entlang, um zu allen vier Standorten regelmäßigen Kontakt zu halten.

Zurück nach Schillig: Es ist kurz vor 19 Uhr, Harald Herrmann ist gerade angekommen. Die jungen Leute haben Bierzeltgarnituren im großen Zelt von „Kirche Unterwegs“ aufgebaut. Am Nachmittag hat es einen ordentlichen Regenguss gegeben, der Platz vor dem Zelt steht noch unter Wasser. „Wir dachten, sicher ist sicher. Wir bauen lieber alles drinnen auf“, erzählt Lars. Der Grillabend erfordert viel Organisationstalent. Bereits am frühen Morgen seien die ersten Vorbereitungen getroffen worden, dann hätten die drei jungen Frauen sich um die Kinderstunde gekümmert, während er die Salate vorbereitet habe, erzählt Lars. „Ich als Student habe schon einige Jahre einen Singlehaushalt, ich muss kochen können“, sagt der 24-Jährige und weist die Umstehenden schon mal darauf hin, dass auch der Nudelsalat nicht mit Mayonnaise, sondern mit leichtem Joghurtdressing zubereitet sei. „Und was ist mit Zwiebel?“, will einer wissen.  

Doch Kochkünste hin, Nudeln her, dass es allein eine ganze Stunde dauern könnte, bis unter den einfachen Bedingungen auf dem Campingplatz das Wasser für den riesigen Berg Nudeln zum Kochen gebracht ist, damit hatte auch Lars nicht gerechnet. Er war übrigens zum ersten Mal als ehrenamtliche Kraft dabei, hat aber aus der langjährigen Kinder- und Jugendarbeit der Kirchengemeinde Bant in Wilhelmshaven, aus der er kommt, viel Erfahrung. Nur eben nicht mit so großen Mengen an Nudeln. Doch immerhin: das Ergebnis kann sich sehen lassen und schmeckt zudem richtig lecker.

Mehr Probleme machen unterdessen die Würstchen. Keiner weiß warum, aber sie kleben auf dem Grill fest. Harald Herrmann springt ein, säubert erst mal den Grillrost, bevor man es mit einer neuen Lage probiert. Dann endlich klappt es, die Würste zeigen eine schöne braune Färbung und bieten schon mal Anlass für ersten Gesprächsstoff.

Besuch gibt es heute Abend von Andrea, die 19-Jährige war im Törn zuvor ehrenamtliche Mitarbeiterin, bevor das neue Team sie ablöste und kommt gerne wieder auf den Campingplatz, wenn etwas Besonderes anliegt. Sie hilft beim Aufbau der Getränketheke. Cola, Fanta, Wasser und Bier hat eine ganze Weile im gefüllten Planschbecken gestanden, um eine gewisse Kühlung zu erreichen und die Flaschen müssen nun getrocknet werden. „Einen Kühlschrank haben vielleicht die Camper, aber wir natürlich nicht. Da muss man sich was einfallen lassen“, sagt Denise.

Stefanie und Patrick O‘ Connor mit Ciara (7 Jahre) und Cilian (3 Jahre) aus Herford gefallen die Grillabende gut. Die Familie ist häufiger auf dem Campingplatz und schätzt die Angebote von „Kirche Unterwegs“. „Hier bekommt man schnell Kontakt zu anderen Campern“, sagt die Mutter und Ciara erinnert sich sogar noch gerne an das vergangenen Jahr: „Damals gab es immer ein Puppenspiel zum Sandmännchen. Das fand ich klasse“, sagt das Mädchen. Ein Großelternpaar aus Wittmund, das in Schillig seit bereits 40 Jahren einen Dauercamperplatz hat und mit dem Enkel beim Grillabend verweilt, weiß schon von den eigenen Kindern zu erzählen, die gerne an den Kinderstunden teilgenommen hatten. „In diesem Jahr fehlte es aber manchmal ein bisschen an der Organisation“, bemängeln sie. Der Grillabend sei aber immer eine nette Abwechslung. „Und vor allem ist es auch preisgünstig, sodass sich auch Leute mit mehreren Kindern etwas leisten können“, sagt der Mann, der aber seinen Namen nicht nennen wollte.

Unterdessen finden die Würstchen reißenden Absatz. Die Schlange wird nicht kleiner und während die ersten Gruppen schon draußen stehen und klönen, kommen neue Leute nach, freuen sich über den leckeren Duft und das Abendessen, das sie nicht selber zubereiten müssen.

 

Ein Beitrag von Annette Kellin.

Blick ins Zelt von „Kirche Unterwegs“, hier schmeckt es allen. Alle Fotos: ELKiO/Annette Kellin
Ein gefülltes Planschbecken dient als Kühlung für die Getränke.
Das Logo von „Kirche Unterwegs“ darf natürlich nicht fehlen.
Auch das Brot muss geschnitten werden. Sophie Meierhoff hat diese Aufgabe übernommen.
Lars Horlitz bereitet die Würstchen vor.
Die Gäste bedienen sich gerne und finden die selbst gemachten Salate lecker.
Diakon Harald Herrmann sorgt für Nachschub bei der Grillwurst.
Stefanie und Patrick O‘ Connor mit Ciara und Cilian gefällt das Angebot von „Kirche Unterwegs“.
Grete Allmers (li.) und Sophie Meierhoff (re.) übernehmen den Thekendienst.
Der Abwasch muss per Hand erledigt werden.