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Herzliche Glück- und Segenswünsche von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) überbrachte Präses Nikolaus Schneider, Vorsitzender des Rates der EKD, in seinem Grußwort auf dem Zukunftskongress der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Schneider begüßte es nachdrücklich, dass die oldenburgische Kirche diesen Kongress organisiert habe und nun zwei Tage miteinander nachdenke und berate.

 

Der Zukunftskongress sei ja so angelegt, „dass Sie gemeinsam beraten, gemeinsam nachdenken, und dass das geschieht in einem Setting, in dem die Kirchenleitung beteiligt ist, ein leibhaftiger Bischof, Sie alle als Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinden und dann spielen Sie das noch ein in den synodalen Prozess. Man kann wirklich sagen, eine ganze Landeskirche berät miteinander, wie der weite Weg aussehen soll, wie Sie Zukunft gewinnen wollen.“ In der Heiligen Schrift stehe ja: „Wo zwei oder drei oder 200 oder 300 zusammen sind, da ist Christus mitten unter ihnen.“ Das heiße, „darauf können wir wirklich setzen, dass wir hier nicht nur schlaue Gedanken austauschen, sondern dass Christus in unserer Mitte ist und dass er uns geleitet und inspiriert und auf dem Weg nach vorne bringt“, so Schneider.

Die Kirchen der EKD seien weiterhin mitten in der Gesellschaft verankert und davon könnte auch wirklich ausgegangen werden, dass das so ist. „Wir tragen Bildung, Diakonie, wir gehen mit Medien um und haben ganz viele Möglichkeiten, das Evangelium unter die Leute zu bringen und Kirche zu sein. Wir können unseren Glauben miteinander leben, und wir können zu diesem Glauben und zu der Mitgliedschaft in unseren Gemeinden einladen. Es hindert uns keiner daran. Es gibt keine Verbote, keine Restriktionen, und das ist alles überhaupt nicht selbstverständlich – eine große Chance, die wir haben und die wir weiter nutzen sollten. Aber das alles gelingt nur, wenn wir, die wir diese Kirche sind, wenn wir auch vom offenen Himmel erzählen können. Wenn wir selber reden können und erklären können, was unser Glaube für uns bedeutet. Doch dazu hilft ein solcher Kongress, sich dazu gegenseitig zu ermutigen und anzuregen und dabei zu helfen. Es gibt sicher ganz viele Perspektiven, die uns in die Zukunft führen“, betonte der Ratsvorsitzende.

Präses Schneider benannte in seinem Grußwort vier Hauptaufgaben für die Zukunft. Zum einen müsse am Leben der Kirchenglieder erkennbar sein, „dass wir Christinnen und Christen sind, das heißt auf deutsch Frömmigkeit, Spiritualität, also Glauben eine Form geben und nicht nur irgendwie sagen, ‚ich gehöre dazu’, sondern Glauben eine Form geben. Menschen schauen danach und fragen danach, und da sind wir herausgefordert.

Die zweite Herausforderung sei, „wie wir dem prophetischen Auftrag der Kirche Jesu Christi nachkommen. Wir haben eine Zeit hinter uns, in der wir besonders seelsorgerliche Dimensionen unseres Auftrages betont haben, aber ich habe den Eindruck, wir müssen auch wieder deutlicher prophetisch reden, weil die Würde so vieler Menschen auf der Welt bedroht ist oder angetastet wird. Weil wir Entwicklungen hinter uns haben, die zu solchen Ungerechtigkeiten und Ungleichgewichten in der Welt geführt haben und immer weiter führen, sodass man sie nicht ertragen kann. 15.000 Menschen sterben jeden Tag, weil es uns nicht gelingt, die Güter dieser Welt so zu verteilen, dass alle satt werden.“ Das sei kein Produktionsproblem, sondern ein Verteilungsproblem, so Schneider. „Hier müssen wir die Stimme erheben und deutlich reden. Menschenwürde verbindet sich mit Gerechtigkeit dafür treten wir ein.“

Als dritte Herausforderung benannte der Ratsvorsitzende, alles, was sich mit den neuen Medien – mit dem Internet – verbinde. Das weltweite Internet bedeute eine neue Form von Realität. „Wir müssen herausbekommen und buchstabieren lernen, wie wir Virtualität und Realität neu begreifen und wie wir diese neuen Kommunikationsformen so nutzen, dass eben auch das Evangelium über sie transportiert wird und Menschen die Chance haben, darüber zum Glauben zu kommen. Eine große Herausforderung, und es ist auch in der Tradition der Reformation, die zur damaligen Zeit die modernsten Kommunikationsformen erfolgreich genutzt hat. Wir sind da neu herausgefordert.“

Die Herausforderungen der Ökumene benannte Schneider als vierten Punkt. „Wir werden als Kirchen Jesu Christi umso überzeugender für unseren Glauben eintreten können, wenn wir dieses in möglichst vielen Feldern gemeinsam tun. In der inner-evangelischen Ökumene, mit unseren römisch-katholischen und griechischen Geschwistern und orthodoxen Geschwistern und in unserer Kirche weltweit, aber in unserem Land gilt natürlich besonders das Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche. Manche sagen, wir hätten so etwas wie einen ökumenischen Stillstand und würden uns schwer tun. Da ist auch Manches dran. Aber ich nehme auch wahr: Die Sehnsucht der Menschen in den Gemeinden nach guten Erfahrungen miteinander, auch danach, unseren Glauben zu teilen im Brot und Wein und im Hören des Wortes Gottes, diese Sehnsucht ist stark und sie wird stärker, und wir werden Wege finden müssen, in denen diese Sehnsucht auch Realität wird im Leben zwischen unseren Kirchen, und ich bin davon überzeugt, dass wir gerade diese Anstöße aus der Basis brauchen, damit wir in den kirchenleitenden Gremien neue Wege finden.“


800 Delegierte und 300 Mitwirkende nehmen am Zukunftskongress der oldenburgischen Kirche am 6. und 7. Juli in der Oldenburger Weser-Ems Halle teil. Unter dem Motto „… ein Land, das ich dir zeigen will“ (1. Mose 12,1) beraten sie über den Weg der Kirche in das Jahr 2030 beraten. Alle 117 Kirchengemeinden der oldenburgischen Kirche haben eine Delegation entsandt. Offiziell endet der Zukunftskongress am Sonntag, 8. Juli, mit dezentralen Gottesdiensten in allen Kirchengemeinden der oldenburgischen Kirche.

Interessierte können den Kongress unter www.zukunft-oldenburg.de verfolgen. Hier finden Sie ab Freitag, 6. Juli, aktuelle Berichte, Interviews und Videoclips.

 

Präses Nikolaus Schneider bei seinem Grußwort.
Präses Nikolaus Schneider bei seinem Grußwort.