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Die Evangelische Kirche in Deutschland hat große Erfahrungen im Umgang mit Migration. Das betonte Pfarrer Oliver Dürr in seinem kurzen Vortrag beim Treffen der Nordwestgruppe der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) am Donnerstag in Rastede. „Was kann man aus diesen Erfahrungen für die derzeitige Situation lernen?“, fragte Dürr, der als Vorstandsmitglied der Aussiedlerseelsorge der EKD über die bisherigen Erfahrungen mit eingewanderten Bevölkerungsgruppen am Beispiel der Russlanddeutschen referierte. Ob bei der Integration der Vertriebenen nach dem Krieg oder der Einwanderung der Russlanddeutschen, vieles sei damals sehr gut gemacht worden und könne heute als Beispiel dienen. Die Fehler der Vergangenheit dürfe man aber nicht wiederholen. Ein großer Unterschied zu den vorangegangenen Einwanderungsbewegungen sei, dass die Flüchtlinge eine andere Kultur und mit dem Islam auch eine andere Religion mitbrächten.

Die Herausforderungen für die Kirchen durch Migration war das Hauptthema der Delegierten aus dreizehn evangelischen, reformierten und methodistischen Kirchen aus Deutschland und den Beneluxländern, die ihre Jahrestagung im Evangelischen Bildungszentrum in Rastede abhielten. „Dass Migration gerade angesichts der momentanen Flüchtlingssituation ein großes Thema ist, wissen alle“, sagt der Delegierte der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, Dürr. Es gehe den Kirchen dabei nicht bloß um akute diakonische und seelsorgerliche Versorgung, sondern gerade auch um die nachhaltigeren Fragen wie Optionen des Einlebens, ums Hineinwachsen in die aufnehmende Gesellschaft. Hauptreferentin auf der Jahrestagung ist Oberkirchenrätin Cordelia Kopsch aus Darmstadt, Vorsitzende der Kammer für Weltweite Ökumene in der EKD. Sie spricht am Freitagvormittag zum Thema „Migration und Kirchengemeinschaft“.

Bevor die Delegierten sich dem schwierigen Thema Migration zuwendeten, bekamen sie am Donnerstag zunächst eine kurze Einführung in die oldenburgische Kirche. Synodenpräsidentin Sabine Blütchen gab einen Einblick in die Geschichte der oldenburgischen Kirche sowie deren aktuelle Herausforderungen und Strukturen. „Unsere Kirche ist deutlich von unten, von den Gemeinden her, aufgebaut“, sagte Blütchen. Anschließend informierte Brigitte Gläser über die Felder der Ökumene im Bereich der oldenburgischen Kirche.
Kerstin Kempermann


Die GEKE
Die GEKE ist der Verbund der evangelischen Kirchen in Europa. 94 lutherische, methodistische, reformierte und unierte Kirchen aus über dreißig Ländern Europas und Südamerikas gehören dazu. Die GEKE vertritt damit insgesamt rund 50 Millionen Protestanten. Um die Zusammenarbeit unter den Kirchen zu stärken und dadurch das Leben der Kirchengemeinschaft zu bereichern, haben sich viele Kirchen zu Regionalgruppen zusammengeschlossen. Dazu gehört die Nordwestgruppe, die seit 1991 zu jährlichen Tagungen an verschiedenen Orten in Europa zusammenkommt. Neben der Vorbereitung der Vollversammlung 2018 in Basel (Schweiz) sind für die Nordwestgruppe die Pflege der Euregio-Arbeit, die Sorge für Migrantinnen und Migranten sowie Asylsuchende und ein intensiver Austausch über die Situation der Mitgliedskirchen wichtig.



Zu der Tagung waren Delegierte aus Deutschland und den Beneluxländern angereist.
Pfarrer Oliver Dürr (2. von links) zeigt Christian Witt (von links), Jan-Gerd Heetderks und Barbara Rudolph das Gebiet der oldenburgischen Kirche.
Sabine Blütchen informierte die Teilnehmer über die Geschichte und Struktur der oldenburgischen Kirche. Fotos: Kerstin Kempermann