Mit einem Festgottesdienst beging die Kirchengemeinde Hammelwarden in Brake am Sonntag, 27. Juli, das 250-jähriges Bestehen der Friedrichskirche. Beteiligt waren der Bläserchor Brake Norderfeld unter der Leitung von Klaus Ohmstede und die Chorgemeinschaft Elsfleth-Hammelwarden mit ihrem Leiter Rainer Notbaum. Seine Frau Christine saß als Organistin ebenfalls auf der Empore.
Nach dem Gottesdienst mit Pastor Rüdiger Gryczan, Kreispfarrer Jens Möllmann und Bischof Jan Janssen schloss sich ein buntes Gemeindefest an, bei dem sich die verschiedensten Gruppen und Organisationen, die sich der Kirchengemeinde verbunden fühlen, präsentierten. Die ehemaligen Pastoren Anke und Stefan Stalling, Karin Kaschlun und Dr. Oliver Dünn hattene s sich nicht nehmen lassen und zählten zu den Gratulanten. Es gab Bastelaktionen oder Mitmachaktionen wie der Sitztanz für Senioren, der vom Hammelwarder Turnverein initiiert wurde. Am Nachmittag bei Hochwasser konnten die Besucher am nahegelegenen Strand in ein DLRG-Boot steigen und eine Ausfahrt auf der Weser unternehmen. Pastor Rüdiger Gryczan bedankte sich beim Gemeindekirchenrat und allen Helfern, die das Fest vorberetet hatten. Wir haben viele Zelte aufgebaut, Bänke und Tische geschleppt und eine Menge Kuchen gebacken, freute er sich über das Engagement. Das Diakonische Werk, das Christophorus-Haus, die Seemannsmission und der ökumenische Hauskreis Brake waren ebenfalls mit Ständen vor Ort. Der Nähtreff Golzwarden bot Taschen, Käppis und Sets an und die Kirchengemeinde verkaufte Jubiläums-Kaffeebecher, Kirchen-Nudeln und einen Friedrichs-Trunk, der aus einem alkoholischen Multivitamingetränk bestand.
Ein Familiengottesdienst am späten Nachmittag beendete das Jubiläumsfest, doch noch bei einbrechender Dunkelheit bot der NABU Kreisgruppe Wesermarsch eine Fledermausexkursion rund um die Kirche an. Im Kirchturm, den Interessierete an diesem Tag ebenfalls besichtigen konnten, hausen einige Fledermäuse und auch im umliegenden Friedhofsgelände stehen den kleinen Säugern Unterschlüpfe zur Verfügung.
Heute schauen wir dankbar zurück auf 250 Jahre Kirchenbaugeschichte, die vielen Menschen eine Heimat gegeben hat, sagte Pastor Rüdiger Gryczan zu Beginn des Gottesdienstes. Als Geburtstagsgeschenk der Bibel bezeichnete im folgenden Bischof Jan Janssen den Predigttext aus dem ersten Petrus-Brief Kapitel 2 Verse 2,4 -10, in dem es um einen von den Menschen verschmähten lebendigen Stein geht, der für Gott kostbar und auserwählt ist. In seiner Preidgt blätterte er das Geschenk mit dem Geburtstagsbrief quasi auf. Es sei ein Brief, der unter Christen geschrieben und versandt worden sei und als wegweisend und ermutigend betrachtet und gelesen worden sei.
Doch zunächst ging der Bischof auf den außergewöhnlichen Namen der Kirche ein, der auf den bei ihrer Erbauung im Jahre 1764 amtierenden dänischen König Friedrich V zurückgeht. Der Name, der sich aus den althochdeutschen Wörtern Fridu für Frieden und Rihhi für Fürst zusammensetze berge einen biblischen Inhalt und könne als Kirche des Friedefürsten Jesus Christus verstanden werden, der von Gott als Fürst gesandt wurde, um Frieden auf Erden zu schaffen.
In vielen Bildern rede der Petrus-Brief zudem von Steinen. Auch die Friedrichskirche sei aus Steinen erbaut worden, und habe eine alte Holzkirche ersetzt. Aus fast 350.000 Granit- und Backsteinen setze sich die Friedrichskirche zusammen. Einige davon seien Grund- und Ecksteine, jene Steine bildeten das unsichtbare Fundament. Aus einem der weggeworfenen Reststeine habe Gott den Eckstein gemacht. Diesen einen Stein hat Gott aus allen Steinen auserwählt und ihm die besondere Aufgabe des Zusammenhaltens gegeben, so Janssen. Dieser Eckstein sei nicht tot, kalt rau oder unbeweglich. Dieser Stein, Jesus Christus selbst, ist ein lebendiger Stein. Er ist lebendiges Zentrum einer Gemeinde, am Ostermorgen ins Rollen gekommen, lässt lebendiges Wasser hervorsprudeln. Dieser Stein wird zu Brot, das unserer Hoffnung täglich Nahrung gibt, dass diese Welt nicht so bleibt, wie sie ist, führte der Bischof aus. Jeder Einzelne in der Gemeinde sei ein lebendiger Stein, der tief im Innern unsichtbaren Halt geben könne. Bestaunt doch also bitte nicht nur das Gotteshaus von außen, erbaut Euch zum geistlichen Hause, Gott will bei euch wohnen, Gott will Leben in der Bude!, schloss der Bischof.
Historie
Die spätbarocke Friedrichskirche wurde am 22. Juli 1764 nach vierjähriger Bauzeit eingeweiht. Der Name der Kirche geht auf den dänischen König Friedrich V. zurück, der zu der Zeit über Oldenburg herrschte. Die Friedrichskirche ersetzte die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts aus Holz gebaute St.-Vitus-Kirche und birgt einige Schätze. Dazu gehört die aus dem Jahr 1766 stammende, von Johann Hinrich Klapmeyer (Oldenburg) erbaute Orgel. Sie stammt aus dem Jahre 1766. Der prächtige Orgelprospekt füllt mit den verglasten Kirchenstühlen an Nord- und Südwand die gesamte Westseite der Kirche. 24 Register umfasst die Orgel, einige sind noch original. Der Innenausbau der Kirche ist Jahre lang nahezu unverändert geblieben. Er vereint traditionelle Gepflogenheit mit damals modernen Elementen und zeichnet sich durch den zeitgenössischen Kanzelaltar aus.
Einen Besuch lohnt auch der Hammelwarder Friedhof, auf dem man die Gräber des einzigen Ehrenbürgers der Stadt Brake, des Schriftstellers, Malers und Dichters Georg von der Vring, sowie von Admiral Karl Rudolf Brommy findet. Grabkeller, Grabstelen und Denkmäler zeugen von den verschiedenen Epochen der Geschichte dieser Gemeinde.
Chronik
Während des Festwochenendes hatten Besucher die Möglichkeit, sich über die Geschichte der Kirche und deren Gemeinde zu informieren. Eine Ausstellung zum Kirchengeburtstag und eine 680 Seiten starke Chronik der evangelisch-lutherischen Kirchengeminde Hammelwarden, die bereits 2009 erschien und sich in der zweiten Auflage befindet, geben Interessierten eine Menge Informationen. Erstellt haben sie Hans Wiechmann und Dr. Jens Schmeyers. Die Ausstellung zeigte 60 Fotos, alte Karten aus der Vogtei und dem späteren Kirchspiel Hammelwarden und weitere histrische Dokumente.
Wie schon bei der Chronik durchforstete sich Hans Wiechmann für die Ausstellung sein privates Archiv sowie das Hammelwarder Kirchenarchiv und das Staatsarchiv in Oldenburg. Das älteste Dokument, das der Chronist und seine Mitstreiter fanden, stammt aus dem Jahr 1139. Darin geht es um Abgaben, die der Dienstmann Trubertus dem Kloster St. Paul in Bremen leistete. Bemerkenswert sei die Tatsache, dass Pastor Friedrich-Wilhelm Kirchner, der von 1930 bis 1956 tätig war, der Bekennenden Kirche beitrat und sich nicht in den Dienst der Nazis stellte. Das hatte zur Folge, dass er ausspioniert wurde und einige Gläubie austraten. Er habe beklagt, dass die Kinder und ihre Familien nicht mehr zur Kirche gingen und sich weniger Konfirmanden anmeldeten, so Chronist Hans Wiechmann. Die 72-seitige Chronik 250 Jahre Friedrichskirche und Chronik der Kirchengemeinde Hammelwarden kann bei den Autoren und in Braker Buchhandlungen geordert werden.
Beatrix Schulte