Gegenüber glitzern Hochzeitsroben, nebenan sind Trauringe auf Samtkissen ausgestellt und im Hintergrund schweben zur Musik aus dem Märchenfilm Drei Haselnüsse für Aschenbrödel Models in Braut- und Ballkleidern über den Laufsteg. Am gemeinsamen Stand der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg und dem Bischöflich Münsterschen Offizialat in Vechta ist es eine Reihe von dicken Plexiglasröhren, die viele Besucher neugierig macht. Denn hier kann man sozusagen seine Stimme zum Thema kirchliche Trauung abgeben: Ja, weil ich um Gottes Segen bitte steht auf dem Schild an einer der Röhren und Ja, weil eine kirchliche Trauung feierlicher ist an einer anderen. Es gibt jedoch auch eine Röhre mit der Aufschrift Nein, damit kann ich nichts anfangen. Viele Besucher machen spontan mit und stimmen per Tischtennisball ab. Nicht wenige kommen danach mit den Ansprechpartnern am ökumenischen Kirchenstand ins Gespräch über ihre Meinung, aber auch über den Ablauf einer kirchlichen Trauung.
Manche interessiert zum Beispiel, ob man den Gottesdienst selbst mitgestalten kann, ob sich etwa ein selbst geschriebenes Eheversprechen einbauen lässt, erklärt der evangelische Pfarrer Karsten Hilgen aus Bakum, der am Stand die Besucher berät. Manche möchten auch Familienangehörige oder die Trauzeugen mehr mit in den Ablauf einbeziehen. Nicht selten geht es hier am Stand aber auch um grundlegende Glaubensfragen.
Praktische Unterstützung bietet der Glockenturm im Miniformat: Dort können die Besucher auf kleine Pappglöckchen gedruckte Trausprüche ziehen. Es kam schon vor, dass ich später im Jahr mit Paaren ein Traugespräch führte und sie dann das Glöckchen mit dem Trauspruch hervorholten, das sie hier auf der Messe bekommen haben, erinnert sich Pfarrer Hilgen.
Ja, mit Gottes Segen in den siebten Himmel schweben lautet wie schon im vergangenen Jahr das Motto des Kirchenauftritts auf der Hochzeitmesse. Der Blickfang am Stand ist ein schön dekorierter Ballonkorb, aufgestellt vor einem Plakat mit strahlend-blauem Himmel, in dem Besucher sich fotografieren lassen können. Uns ist es beim Thema Heiraten wichtig, dass es nicht nur um die rosarote Brille geht, sondern auch darum, wie man im Alltag miteinander umgeht. Stichworte wie Hoffnung, Verantwortung, Treue und Sex, die hier auf die Stellwände geschrieben sind, sollen Fragen darüber aufwerfen, was in einer guten Ehe wichtig ist, sagt Sabine Schlösser von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Sie hat den Messeauftritt zusammen mit Sabine Orth vom Bischöflich Münsterschen Offizialat in Vechta organisiert. Bereits zum 19. Mal ist der ökumenische Stand auf der Hochzeitsmesse vertreten, der bundesweit zu den Vorreitern dieser Art von Öffentlichkeitsarbeit gehörte.
Ein Pärchen schlendert vorbei und bleibt vor dem Abstimmungsbarometer stehen. Nach kurzem Gespräch mit einem der Mitarbeiter am Stand werfen beide einen Tennisball in eine der Röhren. Ich freue mich, dass wir hier für die Menschen so einfach und unkompliziert ansprechbar sind, erklärt der katholische Kirchenrechtler Christian Gerdes von Offizialat Vechta, nachdem das Paar weitergegangen ist. Oft sind es kurze Begegnungen, aber nicht selten haben die Menschen auch ganz konkrete Fragen zur kirchlichen Trauung, die wir beantworten können, etwa wenn ein Partner geschieden ist oder beide unterschiedlichen Konfessionen angehören. Ich finde es schön, dass wir hier auf der Messe als Kirche Gesicht zeigen, Kontakte knüpfen können und vielleicht ein bisschen zum Nachdenken anregen, sagt Gerdes.
Antje Wilken