Hannover (epd). Teure neue Krebstherapien gefährden nach Auffassung des SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach das Solidarsystem in Deutschland. «Manche neuen Medikamente sind bis zu dreißigmal teurer als die Medikamente, die abgelöst werden», sagte Lauterbach in einem Gespräch mit dem in Hannover ansässigen RedaktionsNetzwerk Deutschland (Samstagsausgabe). «Da muss die Politik mit aller Härte gegensteuern.»
Lauterbach sagte, sogenannte gezielte Therapien seien jetzt dramatisch überteuert auf den Markt gebracht worden. Gewinnspannen von 25 bis 50 Prozent seien keine Seltenheit. Die Preise stünden in keinem Verhältnis zum zusätzlichen Nutzen der Medikamente. Leicht könnten Jahrestherapiekosten von 100.000 Euro verursacht werden. Aber es sei keine Seltenheit, dass sich dadurch das Überleben des Patienten nur um zweieinhalb Monate verbessere. «Wenn das gleiche Prinzip überall im Gesundheitssystem gelten würde, wäre es schon sehr lange unfinanzierbar.»
Der Politiker warnte davor, dass Verteilungskämpfe zwischen den Patienten unvermeidbar seien, wenn nichts unternommen werde. Jeder Patient werde darauf bestehen, dass er die neuen, teuren Medikamente bekommen könne: «Umso mehr brauchen wir eine neue Qualität der Auseinandersetzung mit der Arzneimittelindustrie.» Doch weder die Industrie noch deren Aktionäre seien an einer harmonischen Lösung interessiert. «Das ist ein Markt, der nicht von alleine funktionieren kann.»