Der Alltag im Kindergarten ist bunt, spannend, aufregend und fröhlich. Aber er ist auch Lernen fürs Leben – und das meist einfach so, ganz nebenbei. Die Kinder sollen mit guten Startchancen für ein erfolgreiches und selbstbestimmtes Leben vorbereitet werden. Das klappt aber nur, wenn Erzieher und Eltern dabei Hand in Hand arbeiten. Und dafür müssen sie einander verstehen. Erst einmal rein sprachlich, dann aber auch inhaltlich. Gar nicht so einfach, wenn bei 110 Kindern 20 Nationen aufeinander treffen, wie es im evangelischen Christuskindergarten in Wilhelmshaven der Fall ist. Deshalb arbeitet die Einrichtung jetzt mit einem neuen Konzept, in dem ein „Sprachbüro“ eine wichtige Rolle spielt.
Die Kindergartenleiterin Sabine Wistuba stellte das Konzept jetzt gemeinsam mit Thomas Neumann von der Jugendhilfe der Stadt Wilhelmshaven und mit Rainer Päsler (Leiter Migrationsbüro) sowie der Sprachmittlerin Selina Omairat vor. Auf dem neuen Weg arbeiten die Kindergartenleitung, die Kirche als Kindergartenträger und die Stadt eng zusammen.
Schon Anfang des Jahres war aufgrund der Anmeldezahlen deutlich, dass ab Sommer noch einmal verstärkt Kinder mit einer Flüchtlingsgeschichte den Kindergarten besuchen würden, in dem der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund ohnehin immer schon hoch war. „Schon da war klar, das würde schwierig und wir brauchen eine neue Lösung“, so Wistuba. Heute weiß das Team, wie gut die frühzeitige Weichenstellung war, denn es läuft im Christuskindergarten recht reibungslos.
Neben einem neuen Raum, in dem Kinder eine zusätzliche Sprachförderung erhalten, hat Selina Omaira wesentlich zur Entlastung beigetragen, denn sie ist in der Einrichtung als Sprachmittlerin tätig. „Das Gespräch mit den Eltern ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit“, erklärt Wistuba. Jetzt laufen diese Gespräche über ein „Sprachbüro“, in dem Omaira die Eltern (mit individuellen Übersetzungen) über alles informiert, was gerade wichtig ist. Natürlich läuft der Informationsfluss auch anders herum.
Das gesprochene Wort sei derzeit aufgrund oft mangelnder Schulbildung der Eltern noch nicht zu ersetzten, sagt Wistuba. Zudem gebe es häufig noch Verständnisprobleme, die nur durch das Gespräch erhellt werden könnten. Begründet sei das in der oft gänzlich anderen Lebenswirklichkeit der Flüchtlingsfamilien. „Wer kennt sich in Afghanistan mit Frühförderung aus?“, nennt sie ein Beispiel.
Derzeit beobachtet die Kindergartenleiterin übrigens verstärkt, wie Kinder im Spiel ihre Kriegs- und Flüchtlingserfahrungen verarbeiten. Auf solche Situationen müssten sich die Erziehrinnen noch besser vorbereiten, Wistuba hofft hier auf eine baldige Fortbildung für ihr Team.
Annette Kellin