Die grundlegenden Standards unserer Arbeitswelt dürfen im Zuge der Krise nicht zur Disposition gestellt werden. Ladenöffnungen am Sonntag müssen ein Tabu bleiben.
Die Corona-Pandemie ist eine große Herausforderung, die für viele Menschen weltweit großes Leid bedeutet. Auch Niedersachsen ist von den umfassenden Folgen in vielfältiger Weise betroffen. Die Allianz für den freien Sonntag in Niedersachsen ruft in einem offenen Brief dazu auf, einen weitergehenden gesellschaftlichen Diskurs darüber zu starten, welche Schlussfolgerungen aus der Corona-Krise zu ziehen sind. Aus Sicht der Allianz für den freien Sonntag ist dabei von elementarer Bedeutung, dass auch während der Krisenbewältigung die grundlegenden Standards unserer Arbeitswelt nicht zur Disposition gestellt werden. Ladenöffnungen am Sonntag sind deshalb entschieden abzulehnen.
Frederick Heidenreich, Sprecher der Allianz, sagte dazu: „Das kurzfristige Krisenmanagement war wichtig und richtig, auch wenn damit viele Härten verbunden waren. Nach der ersten Phase der Krisenreaktion muss nun eine tiefe Nachdenklichkeit einsetzen, wie das Leben in Zeiten der Pandemie und danach zu organisieren ist. Es ist von grundlegender Bedeutung, aus dieser Krise die richtigen Schlüsse zu ziehen und unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft krisenfester zu machen.“
Vor diesem Hintergrund ist wichtig, gesellschaftliche Fundamente zu stärken, Orientierung zu geben und Ängste abzubauen. Unsere Gesellschaft ist für die Zukunft besser gerüstet, wenn nicht alle Bereiche den vermeintlichen ökonomischen Zwängen untergeordnet werden. Eine permanente gesellschaftliche Rastlosigkeit ist auch in Krisenzeiten kontraproduktiv. Wir brauchen heute und in Zukunft gesellschaftliche Ankerpunkte. Der arbeitsfreie Sonntag ist nicht zuletzt deshalb grundgesetzlich geschützt, weil er genau eine solche Funktion erfüllt. Auch in einer künftig veränderten Gesellschaft wird der Sonntag seine wesentliche Bedeutung behalten oder auch neu und anders entdeckt werden Es ist wichtig, dass Niedersachsen der aktuellen Diskussion über erweiterte Ladenöffnungen an Sonntagen eine entschiedene Abfuhr erteilt. Die betroffenen Beschäftigten, etwa im Lebensmitteleinzelhandel, arbeiten bereits am Limit. Eine Ausweitung ihrer Arbeitszeit auf den Sonntag ist für die Versorgung der Bevölkerung nicht notwendig. Durch die zusätzliche Belastung der Beschäftigten wird diese sogar eher gefährdet.
Frederick Heidenreich unterstrich: „Die Corona-Pandemie versetzt viele Menschen in Unruhe, in Ängste und in Nöte. Wir müssen uns dafür stark machen, dass unsere gesellschaftlichen Fundamente sichtbar erhalten bleiben. Der arbeitsfreie Sonntag muss vor diesem Hintergrund ein wichtiges Stück Normalität bleiben. Erweiterte Ladenöffnungen am Sonntag helfen in der Krise nicht, schaden dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, gehen voll zu Lasten der Beschäftigten und sind deshalb abzulehnen.“
Die Landesallianz für den freien Sonntag in Niedersachsen ist ein breites gesellschaftliches Bündnis aus kirchlichen und sozial engagierten Verbänden, dem Landessportbund und der Gewerkschaft ver.di. Dabei stehen die Arbeitnehmer*innen im Mittelpunkt, denn jedes offene Geschäft und jeder geöffnete Betrieb am Sonntag bedeutet, dass die Angestellten dieses Geschäfts keine Zeit mit Freunden und der Familie verbringen können.
Mitgliedsorganisationen der Landesallianz:
AGF - Arbeitsgemeinschaft der Familienverbände in Niedersachsen
LKA - Landes Katholiken Ausschuss in Niedersachsen
FDK - Familienbund der Katholiken, Landesverband Niedersachsen
KAB - Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in Niedersachsen
KDA - Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und der Evangelisch-lutherischen Kirche in Oldenburg
kfd - Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands, LAG Niedersachsen
Kolpingwerk, Landesverband Niedersachsen
LSB - LandesSportBund Niedersachsen e. V.
SoVD - Sozialverband Deutschland, Landesverband Niedersachsen
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Niedersachsen-Bremen
DGB - Deutscher Gewerkschaftsbund - Bezirk Niedersachsen - Bremen - Sachsen-Anhalt
eaf - evangelische arbeitsgemeinschaft familie in Niedersachsen
Den offenen Brief den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil, den Wirtschaftsminister Bernd Althusmann und an die Mitglieder des niedersächsischen Landtages finden Sie hier als pdf-Datei.