Für eine solidarische Gesellschaft und gegen jede Form der Ausgrenzung haben am Samstag, 21. Februar, in Oldenburg mehr als 2.000 Menschen demonstriert. Unter der Federführung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften (GEW) hatten rund 40 Institutionenzu der Demonstration aufgerufen, darunter Kirchen und Gemeinden, Parteien, Gewerkschaften und Privatfirmen.
Es ist ein starkes Signal, das heute hier von Oldenburg ausgeht, betonte Oberbürgermeister Jürgen Krogmann angesichts der vielen Teilnehmenden, die sich am Vormittag auf dem Bahnhofsvorplatz versammelt hatten. Von dort ging es in einem Demonstrationsmarsch über den Pferdemarkt und die Innenstadt zum Schlossplatz, wo weitere Kundgebungenstattfanden. Oldenburg sei eine Stadt, die keine Ausgrenzung wolle, sondern Vielfalt und Toleranz lebe, so Krogmann weiter. Wir sind Oldenburg. Die Leute, die nachts Parolen an die Wände schmieren, sind es nicht.
Auch das viel beschworene christliche Abendland habe einen Migrationshintergrund, machte Ulrike Hoffmann deutlich, Kreispfarrerin des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Oldenburg. Die ersten Prediger sind herumgereist, waren in Gemeinden unterwegs, die aufgrund von Migration entstanden waren, unter Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen ihre Heimat verlassen mussten. Dort, nicht in einem geschützten Separee, hätten die ersten Christen die Sprache gefunden für das, worauf es ihnen angekommen sei. Das Wort Solidarität Agape spielte dabei eine ziemlich prominente Rolle. Und darauf berufen wir uns bis heute, so Hoffmann, die in ihrer Rede auch auf den regelmäßigen Austausch im Arbeitskreis Religionen einging. Diese Einrichtung sei ein Schatz in unserer Stadt.
Die Solidarität stellte auch Telim Tolan, Vorsitzender des Zentralrats der Yeziden in Deutschland, besonders heraus. Erst hier in Deutschland haben wir Solidarität und Toleranz erfahren, sagte er und erinnerte an die Verfolgung der Yeziden in Syrien, dem Iran, Irak und der Türkei. Deutschlands Verfassung steht für gelebte Solidarität auch wenn politisch Mächtige dies manchmal vergessen, machte er deutlich.Oldenburg sei in der Tat bunt. Vertreter aller Religionen lebten hier friedlich zusammen. Und wir lassen uns diese Gemeinschaft nicht kaputtmachen egal, ob sichtbar an den Wänden oder unsichtbar in den Köpfen einiger weniger, fügte er hinzu und spielte damit an auf die Hakenkreuze und Drohungen, die in den vergangenen Wochen an mehreren Orten der Stadt unter anderem am jüdischen Friedhof aufgetaucht waren. Deshalb lasst uns den Anfängen von Intoleranz laut und stark entgegentreten, forderte er.
Wir haben uns heute versammelt, weil wir für Weltoffenheit und Solidarität stehen, begann der Lehrer Bahattin Aslan seine Rede im Rahmen der Demonstration. In Zukunft sollten wir jedoch keine Bewegung wie Pegida und Gerüchte um eine Ogida zum Anlass nehmen, um uns zu einer solidarischen und multikulturellen Stadt zu bekennen. Wir lassen uns nicht auf diese primitive Art anmachen. Es sei die Pflicht eines jeden aufgeklärten Menschen, sich klar und deutlich nicht nur gegen Terror zu positionieren, sondern auch gegen schnöde Angstmache und Verblödung. Für eine Gesellschaft einzutreten, die sich stark mache für die Schwachen und sich einsetze gegen Hass und Gewalt, dieser Appell schwang auch in den Beiträgen der weiteren Rednerinnen und Redner Constanze Schnepf von der Antidiskriminierungsstelle IBIS, Dorothee Jürgensen, DGB Regionalgeschäftsführerin, und Heinz Bührmann, GEW-Vorsitzender mit. Eine solche Gesellschaft sei kein statisches Gebilde, sondern etwas, um das sich alle immer wieder bemühen müssten.
Anke Brockmeyer