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Göttingen (epd). Der Göttinger Psychiater und Angstforscher Borwin Bandelow plädiert dafür, in kriegs- und krisengeprägten Zeiten Kraft aus der Botschaft der biblischen Weihnachtsgeschichte zu ziehen. Mit Blick auf den daraus vermutlich am meisten zitierten Satz «Fürchtet Euch nicht» betonte Bandelow im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd): «Ja, wir leben in einer schwierigen Zeit. Trotzdem ragt die Bedrohungslage in Deutschland heute nicht besonders heraus. Insofern hat die Aufforderung, sich nicht zu fürchten, ihre Berechtigung.»

Selbst in Ländern, in denen «ständig Bomben fliegen, wo Menschen entführt oder auf der Straße erschossen werden», gebe es Momente der Fröhlichkeit. «Und das liegt daran, dass Menschen sich wirklich sehr gut anpassen können, auch an gefährliche, problematische Zeiten», erläuterte Bandelow. «In Rio tanzt man weiter Samba, obwohl die Gefährdungslage dort deutlich stärker ist als etwa in Hamburg.»

Er selbst erwarte als «bekennender Agnostiker» nicht, dass Gott ihm in einer schwierigen Situation helfe. Dennoch könne der biblische Zuspruch Gläubigen wie Nicht-Gläubigen dabei helfen, mit einer schwierigen Lage besser klarzukommen. Auch Lebenserfahrung sei dabei hilfreich. «Das ist der Vorteil beim Älterwerden, dass man die Erfahrung gemacht hat, dass es manchmal verblüffende Lösungen gab, wo man keine Lösung erwartet hat», sagte Bandlow, der an der Universität Göttingen lehrt.

Wenn ihm all dies nicht weiterhelfe, habe er immer noch die Musik als Mittel gegen Verzagtheit: «Manchmal nehme ich dann aber auch meine elektrische Gitarre und drehe alle Knöpfe auf zehn. Ich versuche, ein ganz furchtbares Heavy-Metal-Solo zu spielen, so laut es geht. Das hilft manchmal», sagte Bandelow.