Das Heilige Abendmahl war Schwerpunktthema der 2. Gottesdienstkonsultation vom 9. bis 11. November in Wien, zu der die Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) eingeladen hatte. Zur GEKE mit Sitz in Wien gehören mehr als 100 protestantische Kirchen verschiedenen Bekenntnisses. Beim Thema Abendmahl geht es in Europa theologisch sehr bunt zu. Denn wie immer bei den evangelischen Christinnen und Christen gilt auch hier, dass theologische Verständnisse, Traditionen, Herkunft, Lande und Leute, Volks- oder Diasporakirchen das Feiern prägen; und das kann zu sehr unterschiedlichen Praxen führen.
So gehört für viele Kirchen etwa von Sachsen bis Bukarest oder Estland definitiv die Beichte zum Abendmahl dazu. In reformierten Traditionen (Zwingli oder Calvin) sucht man wie etwa in der Schweiz überhaupt wieder nach klaren Formen im Gottesdienst und beklagt einen gewissen „Wildwuchs“ und eine Profillosigkeit in den eigenen Reihen.
Evangelische Landeskirchen in Deutschland stellen sich Fragen zum Abendmahl mit Kindern und nach der Rolle der Konfirmation. Europäische Kirchen fragen danach, wie offen oder exklusiv die Einladung zum Abendmahl eigentlich sein soll und darf. Zu all den Themen gibt es zum Beispiel zwischen der Church of Scotland und den Waldensern in Italien große Unterschiede, obwohl sie beide reformiert sind. Aber es ist keineswegs anders zwischen den lutherischen Kirchen von Oldenburg, Dänemark, Österreich oder Ungarn.
Die GEKE begegnet dieser Vielfalt allerdings sehr positiv, denn in all dem wirkt das Christuszeugnis im Heiligen Geist, mag manches einem auch erst einmal selber fremd sein. Das heißt gleichwohl nicht, dass alles theologisch einleuchtend gefunden werden muss, aber Differenzen sollten ausgehalten und Kontraste wahrgenommen werden. Denn wer suchet, der findet ja bekanntlich; und Lösungen für Überbrückungen werden nur gemeinsam gefunden, so die Überzeugung der GEKE.
Deswegen gibt es auch solche Begegnungen wie jetzt in Wien. Die GEKE will dadurch Delegierten aus den Kirchen erfahrbar machen, was in den verschiedenen Traditionen an Verheißung gelebt wird. Hierfür ist es unerlässlich, sich kennen- und schätzen zu lernen. Das geht erst dann wirklich gut, wenn konkret miteinander gebetet und gesungen wird, gemeinsam gefeiert und das Heilige Mahl ausgeteilt wird. „Die Gemeinschaft des dreieinigen Gottes soll bei uns sein.“ Um es mit dem Motto der Konsultation zu sagen: „Für uns gegeben – das haben wir gerne vom Herrn!“
Ein Beitrag von Pfarrer Dr. Oliver Dürr, Oldenburger Delegierter der GEKE.