"Menschen, die wie wir so nah an der Küste leben, halten die Sturmfluten in Erinnerung sehen die Schönheit des Meeres, aber wissen um Kraft und grausame Brutalität einer Natur, deren Teil wir sind. Wir, die so nah an der Küste leben, sehen dankbar, wo Menschen sich nach Kräften mit gesundem Menschenverstand in Deichbau und Deichschutz einsetzen, und unterstützen hoffentlich alle die, die mit ebensolcher Vernunft nachhaltig etwas gegen die Klimaerwärmung tun. Menschen, die so nah an der Küste leben, brauchen ein waches Bewusstsein für Gefahr und Zerstörung, denen wir ausgesetzt sind, und eine behutsame Lebenshaltung, die nicht alles im Griff unserer Machbarkeit zu haben meint."
Auf die Frage nach den tödlichen Fluten gebe es keine simple Antwort, betonte Bischof Jan Janssen. "Den Schrecken und das Leid der Menschen nehmen wir in Klage und Fürbitte und tragen sie vor Gott. Wo wir die Gefahr mitzuverantworten haben, sollen wir das nüchtern erkennen und tun, was wir können." Im Ruf Jesu "Fürchtet euch nicht!" sei zu hören, was tröstet und ermutigt und den Blick weitet. Das gebe in Zweifelsstürmen und Glaubensflauten neues Zutrauen und neue Zuversicht für unser Leben.
Der Predigttext von der Sturmstillung Jesu aus der Matthäusevangelium "bezieht die Geschichte von der Widerstandskraft gegen die Lebensstürme auf die Frage nach einer ernsthaften Nachfolge Jesu: Steigt ihr mit ihm ins Boot? Habt keine Angst! (Mt 8,18-22)" Zur Nachfolge Jesu zähle heute "die Verantwortung für Kirche und Welt", so Janssen.
Diese bedeute in den Erfahrungen und Bildern der Kirchen- und Küstengeschichte ausgedrückt in einer ersten Phase: Zuflucht auf Sandbänken zu suchen. "Solche Zufluchtsinseln im Sturm sind heute unsere Gemeinden. Hier erleben Menschen ein tragfähiges Miteinander, das Menschen schütze, um wenigstens nicht von jeder Welle und Windböe der Zeit umgeworfen zu werden."
Die zweite Phase sei: Deiche zu bauen und ein Deichband zu schaffen. "Menschen gehen gemeinsam in die Verantwortung, die allen nach menschlichem Maß Schutz bietet. Es lebt vom gemeinsamen Tun. Dazu zählt die Verständigung mit Nachbarn und mit Fremden."
Janssen fragte: "Und wer weiß? Kommen wir nun in eine 3. Phase? In der wir lernen, so zu wirtschaften, dass wir nachhaltig haushalten? In der wir ausloten, was ökonomisch gebraucht und was ökologisch sinnvoll ist? In der wir wenigstens anfangen, weniger Gift in die Atmosphäre zu geben, um uns nicht eines Tages über das Klima noch mehr zu wundern als heute?"
Menschen wunderten sich damals wie heute, so der oldenburgische Bischof: "Was ist das für einer, dem wir da nachfolgen? Und was seid Ihr für welche, die ihm nachfolgen? Bleiben wir mit ihm im Boot und fürchten uns nicht. Sagen wir es allen weiter mitten im Sturm. "
Der Wortlaut der Predigt steht im Format PDF zum Download zur Verfügung.