17 neue ehrenamtliche Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger hat Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk am Montag, 24. September, in einem Gottesdienst in der Oldenburger Auferstehungskirche mit Segen und Gebet in ihre neue Aufgabe eingeführt. In ihrer Predigt bedankte sich Oberkirchenrätin Lenk für die Bereitschaft zum Engagement in der Notfallseelsorge. „Sie geben unserer Kirche ein Gesicht für Menschen, die in besonders belastende Not geraten sind“, sagte Lenk. Dass sie sich für eine Ausbildung in unserer Kirche entschieden hätten, zeige, dass sie darauf vertrauen, „auch in außergewöhnlicher Situation mit Menschen, denen Sie ihre Anwesenheit schenken und trösten wollen immer von Gott begleitet sind. Sie sind nicht allein, auch dann nicht, wenn Sie Ereignisse aus der Notfallseelsorge gut bearbeiten.“
„Zwar werden Sie sich immer wieder fragen, wie Sie tragen können, was Ihnen aufgegeben ist“, so Lenk weiter. „Diese Frage bleibt, eigene Unsicherheiten und Zweifel machen uns als Menschen aus. Das Vertrauen auf Gott und Seine Gegenwart ist unser Glaube. Ich wünsche Ihnen sehr, dass dieser gestärkt werde, auch wenn wir eigene Grenzen spüren.“ Bei der Frage, was zur rechten Zeit und im rechten Moment das Richtige sei: Schweigen, Reden, eine Geste, ein Gebet müssten sie sich nicht allein auf sich selbst verlassen. Denn Gott sei mit ihnen. „Und Sie werden Gott begegnen im Einsatz und danach, wenn Menschen Sie anschauen, Ihnen danken und Ihnen zuhören. Nur wer weiß, woher ihm Begleitung und Trost kommt, wird begleiten und trösten können. So gehen Sie als Botinnen und Boten Gottes - Sie werden für andere Menschen zum Segen werden. So begleitet uns Gott und bewahrt unsere Seele“, hob Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk hervor.
Im Anschluss an die Einsegnung überreichte die Leiterin des Referats Seelsorge, Pfarrerin Julia Neuschwander, den 17 neuen ehrenamtlichen Notfallseelsorgerinnen und –seelsorgern die Urkunden.
An der Ausbildung zur Notfallseelsorge nahmen insgesamt 29 Personen teil, berichtete Pfarrerin Neuschwander. 17 Ehrenamtliche hatten dabei erstmals in der oldenburgischen Kirche eine Ausbildung mit über 80 Unterrichtseinheiten von April bis September absolviert. In der Notfallseelsorge in den sechs Kirchenkreisen der oldenburgischen Kirche werden sie zunächst in einer Hospitationsphase aktiv sein.
Ebenfalls hatten sich in dieser Ausbildung vier Pfarrerinnen und Pfarrer für die Notfallseelsorge weitergebildet. Dazu kamen Kursteilnehmende, die bereits als psychosoziale Notfallversorgerinnen und Notfallversorger ausgebildet sind.
Die Notfallseelsorge der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg ist in den Kirchenkreisen organisiert. Dort gibt es insgesamt zehn Kriseninterventions- und Notfallseelsorgeteams, die eng mit den Maltesern, den Johannitern und dem Deutschem Roten Kreuz zusammenarbeiten. Elf Pfarrer koordinieren diese Arbeit in den Kirchenkreisen.
Allein im Kirchenkreis Oldenburg Stadt werden somit acht Personen neu in der Notfallseelsorge tätig sein. Im Kirchenkreis Ammerland werden fünf Personen das Team verstärken, im Kirchenkreis Delmenhorst-Oldenburg Land fünf Personen und im Kirchenkreis Oldenburger Münsterland zwei Personen. Die Notfallseelsorge-Ausbildung für Ehrenamtliche und Pfarrpersonen wurde in diesem Jahr vom Referat Seelsorge der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg von der Leiterin des Referats Pfarrerin Julia Neuschwander angeboten. Das Referat Seelsorge bietet für Haupt- und Ehrenamtliche kontinuierlich Fachtage, Fortbildungen und Auffrischungskurse für die Notfallseelsorge an. Im Jahr 2021 startet der nächste Ausbildungsgang. Zum 2. Tag der Notfallseelsorge zum Thema „Einsatz in der Schule“ lädt die Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg am 14. September kommenden Jahres ein.
Allgemeine Informationen zur Notfallseelsorge:
Notsituationen treten plötzlich und unvorhersehbar auf und bedeuten für unmittelbar Betroffene sowie Einsatzkräfte erhebliche psychische und seelische Belastungen.
Notfallseelsorge geschieht überwiegend durch Begegnung und als Begleitung im persönlichen Gespräch. Sie ist erste Hilfe für die Seele und tut das Notwendige in der akuten seelsorgerlichen Begleitung. Sie gibt mit ihren liturgischen Möglichkeiten (Nähe, Aussegnung, Gebet) erste Struktur im Chaos und lässt die Betroffenen mit ihrer Not nicht allein. Sie teilt die Einsamkeit des Unvorstellbaren.
Knapp 400 Einsätze im Jahr im Bereich unserer Kirche werden derzeit durch 97 hauptamtliche und 82 ehrenamtliche Notfallseelsorger und Notfallseelsorgerinnen in zehn Notfallseelsorgesystemen übernommen, d.h. jeden Tag ist mindestens ein Notfallseelsorger/Notfallseelsorgerin im Oldenburger Land unterwegs.
Gebildet werden die Teams von Gemeindepfarrern und Gemeindepfarrerinnen zum Teil in Zusammenarbeit mit den Rettungsorganisationen oder als Kriseninterventionsteam (KIT).
Notfallseelsorge ist eine Möglichkeit, als Kirche in der Gegenwart dem Auftrag Jesu, „für andere da zu sein, also Nächstenliebe zu praktizieren“, gerecht zu werden.
Notfallseelsorge sichert die Erreichbarkeit eines Seelsorgers oder einer Seelsorgerin verlässlich und trägt so zur Entlastung und Begleitung von Einsatzkräften bei.
Für die Notfallseelsorge gelten Grundsätze:
• 24 Stunden-Einsatzbereitschaft
• über die Leitstellen zuverlässig erreichbar
• geschieht überkonfessionell und interreligiös
• wird immer vom Notarzt/Notärztin, Einsatzleiter/ Einsatzleiterin alarmiert
• setzt das Einverständnis der Betroffenen voraus
• geschieht gemeindebezogen (Nachfrage bei den Ortspfarrer/ Ortspfarrerinnen)
• ist regional organisiert (Orientierung an kommunalen Grenzen)
• ist auf Professionalität angelegt (Fortbildung, Supervision)
• geschieht in kollegialer und z.T.- ökumenischer Zusammenarbeit