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In der Erinnerungs- und Bestattungskultur hat es in den vergangenen Jahren rasante Veränderungen gegeben. Immer mehr Angehörige entscheiden sich gegen eine Bestattung auf dem örtlichen Friedhof, Beisetzungen auf See oder im Friedwald boomen geradezu. Für die Träger der Friedhöfe ist das eine schwierige Entwicklung, die Kosten steigen, doch es kommt immer weniger Geld herein. In Wilhelmshaven begegnet man der Situation offensiv, vier Kirchengemeinden haben sich zusammengeschlossen, um in einer Broschüre über die Möglichkeiten der modernen Bestattungen aufzuklären.  
   
Friedhöfe zu unterhalten ist eigentlich Aufgabe der Kommune. Oftmals aber werden die Friedhöfe traditionell von Kirchen verwaltet, denn schon vor Jahrhunderten gab es oft direkt bei den Kirchen die Friedhöfe. Im Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven sind 37 Friedhöfe in der Verwaltung der evangelisch-lutherischen Kirche. Rund 1100 Bestattungen finden jährlich auf diesen Anlagen statt.
   
Vor fünf Jahren nahm man von Seiten der Kirche die Veränderung der Bestattungskultur näher unter die Lupe, damals gab es einen Informationsabend unter dem Titel „Reformation und Erinnerungskultur“. Im Anschluss bildete sich ein Arbeitskreis, der nun die Broschüre vorstellte, in der vier Kirchengemeinden ihre Friedhöfe und die Möglichkeiten der Bestattung vorstellen. „Wir wollen das Profil der evangelischen Friedhöfe stärken, sie ins Bewusstsein der Bevölkerung bringen und auch Qualitätssicherung betreiben“, erläuterte Kreispfarrer Christian Scheuer. Die Broschüre soll jetzt beim Pfarrkonvent vorgestellt werden, alle Gemeinden haben dann die Gelegenheit, das Vorbild zu nutzen und ebenfalls so eine Informationsschrift zusammenzustellen.
   
Scheuer und Vertreter der Kirchengemeinden aus Heppens, Fedderwarden, Sengwarden und Neuende stellten die Broschüre „Unsere Friedhöfe in Wilhelmshaven – vielfältig und offen“ vor. Dabei zeigte sich, dass auch auf den Friedhöfen in der direkten Nachbarschaft pflegeleichte Gräber zu haben sind, unter anderem auf einem Rasenfeld oder am Fuß eines Baumes. Pastorin Mareike Heimann nannte einen wesentlichen Punkt, der für eine Bestattung auf dem nahen Friedhof spricht: „Unsere Friedhöfe sind zentrale Begegnungsstätten für Trauernde, die hier mit einander ins Gespräch kommen.“
   
Eine Beisetzung auf diesen Friedhöfen ist nicht abhängig von der Mitgliedschaft in einer Kirchengemeinde. Ein Alleinstellungsmerkmal für den Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven sei dabei, dass Beerdigungen auch an Sonnabenden eingerichtet würden, um Verwandten aus größerer Entfernung die Gelegenheit zu geben, an der Zeremonie teilzunehmen.
   
Scheuer empfahl, sich schon frühzeitig mit den Möglichkeiten der Bestattungen vertraut zu machen oder sich konkret beraten zu lassen. Die Broschüre gibt es in einer Auflage von 2.000 Stück, sie ist sehr ansprechend gestaltet und ist kostenfrei in den Kirchengemeinden zu haben. Verzeichnet sind die Friedhöfe Neuender Kirchhof, Heilig Land, Kleiner Friedhof Fedderwarden, Friedhof Am Knull, Heppenser Friedhof und Sengwarder Friedhof.

Annette Kellin

Die Arbeitsgruppe „Kirchliche Friedhöfe“, hier mit Friedhofsgärtner Bernd Lange, stellte eine neue Broschüre vor. Unser Bild zeigt Christian Scheuer (von links), Edmund Kretz, Hans Peeks, Mereike Heitmann, Anton-Johann Ennen und Rudolf Faust. Foto: Annette Kellin
Die Arbeitsgruppe „Kirchliche Friedhöfe“, hier mit Friedhofsgärtner Bernd Lange, stellte eine neue Broschüre vor. Unser Bild zeigt Christian Scheuer (von links), Edmund Kretz, Hans Peeks, Mereike Heitmann, Anton-Johann Ennen und Rudolf Faust. Foto: Annette Kellin