Vermutlich sind niemals zuvor in Rastede „Film-Oskars“ verliehen worden. Anlass für dieses einmalige Ereignis waren die Premieren dreier Filme, die zum Abschluss des Projektes „Fremdsein überwinden“ am 6. Mai im Ev. Bildungshaus in Rastede gezeigt wurden. Zwei Jahre lang begegneten sich immer wieder Menschen mit und ohne Fluchterfahrungen zu gemeinsamen Wochenenden im Tagungshaus am Schlosspark. Es entstanden Kunstwerke und Theaterstücke zu verschiedenen Fragestellungen und im Januar starteten drei Filmprojekte in denen sich die Teilnehmenden mit dem Thema Integration beschäftigten.
Im Film „Politik und Menschen – Schicksale sichtbar machen“, zeigten die Macher welche behördlichen Hürden und Schwierigkeiten für geflüchtete Menschen auftauchen und wie schwer es ist, sich im Dickicht der Vorschriften zu Recht zu finden.
Im Film „Die Sichersucher – Leben, wo andere Urlaub machen!“ wurde am Beispiel des Ortes Rastede aufgezeigt, wie Flüchtlingshilfe gelingen kann und welche Erfahrungen geflüchtete Menschen vor Ort gemacht haben. So wurde beispielsweise Lina Alshalati in einem Interview gefragt, welche Bezeichnung sie für Flüchtlinge am passendsten fände. Sie wählte den Begriff der „Sichersucher“, weil ihrer Erfahrung nach der Wille zum Überleben den ursächlichen Grund für die Flucht von Menschen darstellt. Alshalati lebt seit zweieinhalb Jahren in Deutschland und studiert mittlerweile Architektur.
Im dritten Kurzfilm „Selbstverständlich Zusammenleben“ stellten die Filmemacher Menschen in Betrieben, Kindergärten und Jugendzentren vor und befragten sie zu ihren Erfahrungen im Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen. Insbesondere die interviewten Kinder stellten sich als äußerst tolerant vor und unterschieden nicht nach Herkunftsländern oder Sprachkenntnisse, sondern danach, mit wem man am besten spielen kann.
Alle Beteiligten der Filme erhielten aus den Händen der Projektleiter Heike Scharf, Swen Engel (beide Ev. Bildungshaus Rastede) sowie Uwe Fischer (Arbeitsstelle Kulturelle Bildung in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg) einen Film-„Oskar“.
Die Abschlussveranstaltung wurde durch selbstgemachte Musik der Teilnehmenden bereichert. Michel Waskönig, der seinen Freiwilligendienst im Ev. Bildungshaus absolviert, hatte seine Mitstreiter auf eine musikalische Reise geschickt und dem Publikum eine klangliche Begegnung zwischen Orient und Okzident präsentiert. In einem Theaterstück zeigten Teilnehmende in sehr beeindruckenden Bildern u.a. wie Schubladendenken echte Begegnungen und Kennenlernen verhindert.
Die Leiterin des Evangelischen Bildungshauses, Pfarrerin Martina Rambusch-Nowak, betonte in ihrer Begrüßung, dass das Projekt „Fremdsein überwinden“ gelebte Integration sei. „Hier trifft Mensch auf Mensch und wir sehen uns in die Augen. Hier werden Freundschaften geschlossen und an den Schicksalen der Menschen Anteil genommen.“ Sie war beeindruckt, wie alle Mitarbeitenden im Haus einladend zum Gelingen dieses Projektes beigetragen haben.
Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker bedankte sich in seinem Grußwort für die Einladung, der er gerne gefolgt sei und bedankte sich im Namen des Oberkirchenrates bei den Projektleitern und den Teilnehmenden für ihr großes Engagement. Sofern die finanzielle Förderung realisiert werden kann, soll im nächsten Jahr ein Folgeprojekt starten, das sich an Familien richten wird.
Ein Beitrag von Heide Hahn-Reuss, Ehrenamtliche Teilnehmerin.