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Die Oldenburger Lambertikirche, eine Kirche, die außen eckig und innen rund ist und in der es dann auch noch dieses seltsame Instrument gibt, fasziniert die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Israel, die zurzeit an einem Austausch mit der Evangelischen Jugend Oldenburg (ejo) teilnehmen. „How do you call it? Organ? – Wie heißt das? Orgel?“, fragen sie immer wieder.

 

Allerdings erst, nachdem sie ihre Kameras gezückt und Kirchenmusiker Tobias Götting beim Spiel an der Orgel fotografiert haben. Die Klangfülle und Vielfalt des Instruments, das in Israel anscheinend ziemlich unbekannt ist, begeistert die Gruppe. Der Besuch der Lambertikirche mit Glockenturmbesteigung und die Begrüßung im Rathaus durch Bürgermeisterin Germaid Eilers-Dörfler waren nur zwei Punkte im abwechslungsreichen zweiwöchigen Programm, in dem die jungen Israelis und Deutschen viel über die jeweils andere Kultur erfahren, Fremdes erleben und Gemeinsamkeiten entdecken werden.

Zu Beginn des zweiwöchigen Besuchs der 13 Jugendlichen aus dem christlich-arabischen Dorf Mi’ilya in West-Galiläa (Israel) stand ein Kennenlern-Wochenende im Evangelischen Blockhaus Ahlhorn, wo sie durch die Synodenpräsidentin der oldenburgischen Kirche, Sabine Blütchen, sowie Landesjugendpfarrer Dr. Sven Evers begrüßt wurden. Seit Montagnachmittag sind die Gäste aus Israel bei Jugendlichen der Evangelischen und Katholischen Jugend Oldenburgs in 14 Familien in Oldenburg und Großenkneten untergebracht.

Im Mittelpunkt der ersten Woche steht ein gemeinsames Workcamp: Jeden Vormittag treffen sich die Jugendlichen an der Grundschule Bürgeresch, um den Schulhof zu verschönern.

„Workcamps sind eine klassische Idee solcher Begegnungen“, erklärt Esther Haas von der Evangelischen Jugend in der Wesermarsch, die gemeinsam mit Diakon Christian Heubach, von der Arbeitsstelle Internationale Begegnungen Palästina/Israel der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, und Steffi Gariseb (ejo-Oldenburg-Mitte) den Jugendaustausch ins Leben gerufen und organisiert hat.

2011 waren Oldenburger Jugendliche erstmals in dem kleinen Ort Mi’ilya im Norden Israels, bis zum 3. August sind die 13 jungen israelischen Christinnen und Christen nun zum Gegenbesuch in Deutschland.

Saskia war schon 2011 dabei, jetzt wohnt ihre Gastschwester aus Mi´ilya bei ihr. „Ich bin so nett aufgenommen worden – das möchte ich gern zurückgeben.“ Sie habe ein völlig neues Bild von Israel bekommen, erzählt sie. Mit dem Eindruck, der in den Medien vermittelt werde, habe dies nur wenig zu tun. „Es war wunderschön in Mi´ilya. Der Ort hat mich förmlich verzaubert“, schwärmt sie. Deshalb hat sie auch nicht bis zum nächsten offiziellen Austausch gewartet, sondern ihre Gastschwester schon im März wieder besucht. Isabel, eine andere Deutsche aus der Gruppe, war zwar noch nie in Israel, aber sie hat dennoch gern einen Gast aufgenommen. „Ich finde es schön, jemandem hier das Gefühl zu geben, willkommen zu sein und ihm unsere Kultur nahezubringen“, sagt sie. 2014, beim nächsten Treffen in Israel, dabei zu sein, kann sie sich gut vorstellen.

„Der Austausch ist auf Kontinuität ausgelegt“, erklärt Esther Haas. Eine jährliche Begegnung ist geplant, immer auch verbunden mit einem gemeinsamen Projekt im Workcamp. „Es ist etwas Besonderes, nicht nur die Freizeit miteinander zu verbringen, sondern zusammen etwas zu gestalten“, so Haas. Wie wichtig ein solcher Austausch ist, hebt auch Landesjugendpfarrer Sven Evers hervor. „Wenn man sich nicht als junger Mensch auf solche Begegnungen einlässt, wann dann?“, meint er.

Und schon im Begrüßungsgottesdienst am Sonntag im Evangelischen Blockhaus Ahlhorn hat Evers die Besonderheit der Begegnung betont. „Es ist ja nicht selbstverständlich, dass sich arabisch sprechende Christinnen und Christen aus dem Heiligen Land nach Deutschland aufmachen, um deutsch sprechenden Christinnen und Christen zu begegnen. Nein, es ist überhaupt nicht selbstverständlich, dass wir uns aufmachen, um Menschen und Vorstellungen und Glaubensweisen zu begegnen, die den unsrigen zunächst einmal fremd sind.“

An den Nachmittagen der ersten Woche werden zahlreiche Unternehmungen in und rund um Oldenburg durchgeführt: Neben Kanuwanderung auf der Hunte; Begegnung mit der Johanniter Unfallhilfe; Kletterpark-Nord in Thülsfelde; Tagesaufenthalt auf der Nordseeinsel Langeoog steht ein internationaler Gottesdienst mit Landesjugendpfarrer Sven Evers am 28. Juli um 10 Uhr in der Lambertikirche in Oldenburg auf dem Plan. Im Anschluss daran gibt es im Lambertussaal Kirchenkaffee und die Möglichkeit, mit den Gästen ins persönliche Gespräch zu kommen.

Die zweite Woche steht dann im Zeichen deutscher Kultur und Geschichte: Eine Führung in der Gedenkstätte Bergen-Belsen ist geplant, ein Besuch im Widerstandsmuseum in Berlin, und auch das Grenzmuseum Helmstedt steht auf dem Programm, ebenso wie ein Besuch des Reichstags und der Museumsinsel.

In den Sommerferien 2014 werden die Oldenburger dann zu einer Begegnung mit Workcamp wieder nach Mi’ilya, in den Norden Israels und nach Jerusalem reisen.

Weitere Informationen zum Verlauf der Jugendbegegnung erhalten Sie im Internet im täglich aktualisierten Newsletter unter: www.evangelische-jugend-oldenburg.de/themen/internationale-jugendarbeit/jugendbegegnung-in-oldenburg-2013/


Ein Beitrag von Anke Brockmeyer und Christian Heubach.

Als Kirchenmusiker Tobias Götting (re.) die Orgel anstimmt, sind die Jugendlichen fasziniert. Fotos: ELKiO/Anke Brockmeyer
„How do you call it? Organ? – Wie heißt das? Orgel?“, viele hielten das Geschehen mit ihren Kameras fest.
Im Workcamp packte auch Jugendpfarrer Sven Evers (rechts, mit Esther Haas) kräftig mit an.
Bürgermeisterin Germaid Eilers-Dörfler (re.) begrüßte die deutsch-israelische Gruppe im Oldenburger Rathaus.
„Nur in direkter Begegnung kann man vom Gedankenaustausch über Grenzen hinweg profitieren“, betonte Bürgermeisterin Germaid Eilers-Dörfler (li.).
Auf dem Weg in den Glockenturm von St. Lamberti.
Auch einen neuen Anstrich bekommt der Schulhof der Grundschule Bürgeresch.
Verdiente Pause im deutsch-israelischen Workcamp.