Mit einer neuen Reihe der „Akademie am Vormittag“ starten die Ev. Familien-Bildungsstätte Friesland-Wilhelmshaven und die Kirchengemeinde Jever gemeinsam ins Frühjahr. Unter dem Thema „Frauenstimmen im Evangelischen Gesangbuch“ werden von Frauen getextete Lieder aus dem Evangelischen Gesangbuch vorgestellt.
Rund 30 Lieder im aktuellen Evangelischen Gesangbuch (EG) sind von Frauen getextet. Im alten Gesangbuch von 1953 waren es nur drei. Seit dem Spätmittelalter gab es zunehmend gebildete Frauen. Aber sie durften in der Regel nichts veröffentlichen. Die erste christliche Lyrikerin, die im heutigen EG namentlich zu finden ist, war Elisabeth Cruciger. Noch älter sind die textlichen Spuren der Ordensfrauen aus dem Kloster Maria Medingen, die jedoch nicht namentlich zugeordnet werden können. Elisabeth Cruciger hingegen zählte zu Martin Luthers familiärem Umfeld und war eine gute Freundin der Katharina von Bora. Ihr Lied „Herr Christ, der einig Gotts Sohn“ brachte ihr vom eigenen Ehemann das gönnerhafte Lob „so, als hatte es ein Mann geschrieben“ ein - und schließlich eine Veröffentlichung unter dessen Namen. Diese Vorgehensweise legt nahe, dass allerhand weibliche Handschrift bei der reformatorischen Neugestaltung der Liederlandschaft im Spiel war. Diese Reihe der Akademie am Vormittag macht sich auf die Spur weiblicher Liedtexterinnen im EG und verfolgt ihren Weg durch die Jahrhunderte von der Zeit der Reformation bis in die Gegenwart. Dabei geht es immer auch um die Entstehung der Lieder im biografischen Kontext. Denn ganz offensichtlich dichten Frauen anders als Männer, oft kommen ihre Texte mehr von Herzen, sind zartfühlender und einfühlsamer.
Zum Auftakt am 24. Februar befasst sich Pastorin Petra Czeppat mit Liedern der Klosterfrauen und der Nachreformation. Darunter sind Lieder aus dem Ende des 14. Jahrhunderts aus dem Kloster Maria Medingen, von Elisabeth Cruciger, einer Zeitgenossin Martin Luthers und von Christiana Cunrad aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts.
Am 2. März geht es bei dem Vormittag mit der Heppenser Pastorin Meike von Fintel um „Mystische Lieder“. Dazu gehören „Das Jahr geht still zu Ende“ von Elenore Fürstin Reus, „Bis hierher hat mich Gott gebracht“ von Ämilie Julianna von Schwarzenburg-Rudolstadt und „Die ganze Welt hast du uns überlassen“ von Christa Weiss.
Die alte und neue Synodenpräsidentin Sabine Blütchen spricht eine Woche später am 9. März über Autorinnen des 20. Jahrhunderts. Sie behandelt konkret die Lieder „Morgenlicht leuchtet“ von Eleanor Farjeon und „Wir sagen euch an“ von Maria Ferschel.
Die Reihe wird am 16. März fortgesetzt mit Liedern der Erweckungsbewegung aus dem 19. Jahrhundert, interpretiert von Friedenskirchenpastor Kai Wessels. Konkret behandelt Pastor Wessels „So nimm denn meine Hände“ von Julie Hausmann, „Die Kirche steht gegründet“ von Anna Thekla von Weling und „Brich herein, süßer Schein“ von Marie Schmalenbach.
Die Lieder „Dank sei dir Vater“ von Maria Luise Thurmair und „Ich will zu meinem Vater gehen“ von Lotte Denkhaus sind am 23. März zu hören, wenn der Jeveraner Pastor Thorsten Harland über Lieder aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts spricht.
Zum Abschluss der Reihe stehen am Montag, den 30. März bei dem Vormittag mit Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser „Herr mach uns stark“ von Anna Martina Gottschick und „Unfriede herrscht auf der Erde“ von Zofia Jasnota auf dem Liederzettel. Die beiden zeitgenössischen Stücke stammen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Die Veranstaltungen der „Akademie am Vormittag“ beginnen jeweils montags um 9.30 Uhr und finden im Evangelischen Gemeindehaus Am Kirchplatz in Jever statt. Nach einer Einführung in das jeweilige Thema besteht jeweils ausreichend Raum für Gespräch und Diskussion. Die Teilnahme ist kostenlos, um eine Spende wird gebeten. Information und Anmeldung bei der Ev. Familien-Bildungsstätte Friesland-Wilhelmshaven unter (04421) 32016.