Hannover (epd). Für die geplante Studie zu sexualisierter Gewalt und Missbrauch in der evangelischen Kirche haben die beauftragten Wissenschaftler mit der Suche nach Betroffenen begonnen. «Wir laden Menschen, die im Bereich der evangelischen Kirche und Diakonie Deutschland sexualisierte Gewalt erlebt haben, zur Teilnahme an zwei Interview-Studien ein», erklärte der unabhängige Forschungsverbund ForuM in einem in Hannover veröffentlichten Aufruf. Der Verbund wird von Professor Martin Wazlawik von der Hochschule Hannover koordiniert, der sich auf Kinder- und Jugendhilfe spezialisiert hat.
In einem Teilprojekt der Studie sollten besonders die Erfahrungen und Sichtweisen der Betroffenen untersucht werden, hieß es. In einem zweiten Teilprojekt würden die Perspektiven der Betroffenen auf die Strukturen der evangelischen Kirche und deren Nutzung durch die Täterinnen und Täter näher beleuchtet. Im Oktober werde zudem eine anonyme Online-Befragung starten.
Die Studie soll Strukturen und Muster sexualisierter Gewalt und Missbrauchsformen in der evangelischen Kirche offenlegen. Sie war von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Auftrag gegeben worden. Ziel ist eine Gesamtanalyse evangelischer Strukturen und systemischer Bedingungen, die sexualisierte Gewalt begünstigen und ihre Aufarbeitung erschweren. Ergebnisse sollen im Herbst 2023 vorliegen.
Die in dem Forschungsverbund zusammengeschlossenen Universitäten, Hochschulen und Institute arbeiteten eigenständig und unabhängig von der evangelischen Kirche, der Diakonie oder anderen Institutionen, betonen die Wissenschaftler in dem Aufruf: «Eine Einflussnahme auf die Forschung durch diese ist ausgeschlossen.» Die Interviews fänden in einem geschützten Rahmen unter Wahrung von Vertraulichkeit und Anonymität statt.
Dem Verbund ForuM gehören Forschende aus mehreren wissenschaftlichen Disziplinen an, unter anderem aus Psychologie, Soziologie, Kriminologie, Sexualwissenschaft sowie der Geschichts- und der Erziehungswissenschaft. Beteiligt sind Hochschulen, Universitäten und Institute in Hannover, Hamburg, Wuppertal, Berlin, München, Mannheim und Heidelberg.