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Zur Begrüßung gab es fiktive Post vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Mehr als 40 Ehrenamtliche saßen mit ratlosen Gesichtern im Rudolf-Bultmann-Haus in Wiefelstede. Sie konnten kein Wort lesen von dem, was ihnen das Bundesamt geschrieben hatte. Manche kannten die Schriftzeichen nicht, niemand die Sprache, in denen die Briefe geschrieben waren. „So fühlen sich viele Flüchtlinge, wenn sie amtliche Post auf deutsch von unseren Behörden bekommen“ erläuterten Ute Fründt vom Deutsch-Ausländischen Freundschaftsverein Ammerland und Hildegard Kluttig vom Diakonischen Werk. Ihr Thema an diesem Abend: „Was können Ehrenamtliche eigentlich konkret tun?“

„Edelsteine“, „Bausteine“ und „Stolpersteine“ leiteten durch den Fortbildungsabend von Kirchenkreis, Diakonie und Bildungswerk Ammerland. Über „Edelsteine" ihrer Arbeit berichteten Ulrike Bohl und Malu Sagemüller, Vertreterinnen von zwei Ehrenamtlichengruppen, die in Wiefelstede aktiv sind. Die Ehrenamtlichen geben Sprachkurse, organisieren Kinderbetreuung, persönliche Begleitungen zu Ämtern, Ärzten und Schulen oder Treffen alter und neuer Flüchtlinge, einige nehmen Sachspenden entgegen und organisieren die Weiterverteilung und es gibt ein Flüchtlingscafe, das auch als wichtige regelmäßige Anlaufstelle dient.

Friedrich Schmacker, Leiter des Wiefelsteder Sozialamtes, wies darauf hin, dass es zukünftig auch ein Flüchtlingscafe in Metjendorf geben werde. „Beständige Anlaufstellen mit einfachen Kontaktmöglichkeiten zu Ehrenamtlichen sind wichtige Bestandteile unserer Arbeit.“

Humor ist einer der wichtigsten Bausteine im bürgerschaftlichen Engagement für Flüchtlinge. So ging es auch humorvoll bei den vielen kleinen Erfahrungsberichten zu, die Ehrenamtliche zu erzählen wussten. Situationskomik kommt in dieser Arbeit nicht zu kurz, denn unterschiedliche kulturelle Hintergründe stellen manche deutsche Selbstverständlichkeiten schnell mal auf den Kopf.

Ernst wurde es dann wieder bei den Stolpersteinen in der Arbeit. Diese beruhen gelegentlich sogar auf eigene Vorurteile. „Wir sollten uns unserer Werte und Vorurteile bewusst sein.“ berichtete Hildegard Kluttig aus ihrer Arbeit. Aber auch Pünktlichkeit und Verbindlichkeit, unterschiedliche Wertesysteme oder die Rollenzuweisungen zu den Geschlechtern stellen manche Ehrenamtliche vor Herausforderungen. „Unsere Arbeit ist ein Angebot an Flüchtlinge, das sie annehmen können. Wir müssen aber auch akzeptieren, dass uns manchmal Misstrauen entgegenschlägt. Das hat viel mit alten Erfahrungen der Flüchtlinge zu tun. Wir dürfen das nicht persönlich nehmen.“

Noch nicht alle Kommunen im Ammerland nutzen das bürgerschaftliche Engagement wie Westerstede und Wiefelstede. „Da ist noch Luft nach oben. Wir sind sehr motiviert, Kontakt- und Hilfestrukturen aufzubauen und verlässliche Partnerinnen und Partner der Gemeinde zu werden.“ berichtete eine Ehrenamtliche aus Rastede.

Auf dem nächsten Fortbildungsabend für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit am 15. September 2015 geht es um „Asylverfahren und Flüchtlingsschutz“. Referentin ist Rechtsanwältin Mareike Kaempf aus Oldenburg. Diese Veranstaltung des Evangelischen Bildungswerkes, des Kirchenkreises und der Diakonie Ammerland wird im Haus der Offenen Tür in Edewecht stattfinden. Beginn ist 19.00 Uhr, der Eintritt ist frei.

Ein Beitrag von Peter Tobiassen, Evangelisches Bildungswerk Ammerland.

Mehrt als 40 Ehrenamtliche kamen zum Fortbildungsabend ins Rudolf-Bultmann-Haus in Wiefelstede. Alle Fotos: © Ev. Bildungswerk Ammerland
Mehrt als 40 Ehrenamtliche kamen zum Fortbildungsabend ins Rudolf-Bultmann-Haus in Wiefelstede. Alle Fotos: © Ev. Bildungswerk Ammerland
Fortbildungsabend für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit (von li. nach re.): Pastorin Gesa Schaer-Pinne begrüßte für die Kirchengemeinde Wiefelstede, Pastorin Dr. Daniela Koeppler führte für den Kirchenkreis Ammerland durch die Veranstaltung, Referentinnen Hildegard Kluttig vom Diakonischen Werk und Ute Fründt vom Deutsch-Ausländischen Freundschaftsverein informierten über Engagementsmöglichkeiten.
Hildegard Kluttig betonte: „Wir sollten uns unserer Werte und Vorurteile bewusst sein.“
Ulrike Bohl berichtet aus Wiefelstede.
Malu Sagemüller berichtet aus Wiefelstede.