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Die Einführung von zehn neuen Prädikantinnen und Prädikanten wird nicht wie geplant am Sonntag, 22. März, um 15 Uhr in der Thomaskirche in Oldenburg-Ofenerdiek stattfinden können. Wegen der Corona-Virus-Pandemie sind bis zum 19. April alle Gottesdienste aus bekannten Gründen abgesagt worden. Damit ist auch die Einführung auf einen späteren Zeitpunkt verschoben worden.
   
Was die ehrenamtliche Arbeit einer Prädikantenstelle inhaltlich bedeutet und wie gleich zehn Ehrenamtliche sich für dieses Amt einbringen und für eine mehrjährige Ausbildung begeisterten, stellen Marianne Brandt aus Rastede und Frank Metzing aus Dötlingen exemplarisch im Gespräch vor.
   
Koordiniert wird die Ausbildung von Pfarrerin Barbara Bockentin und von Pfarrer Cornelius Grohs von der Pfarrstelle für Ehrenamt und Lektorenarbeit, Ev. Bildungshaus Rastede. Pfarrer Grohs dazu: „Die Prädikantinnen- und Prädikantentätigkeit beinhaltet das ,Recht auf freie Wortverkündigung‘ und bedeutet, dass entsprechend ausgebildete u. beauftragte Personen Gottesdienste inklusive Predigt eigenständig vorbereiten und durchführen können.“ Eine Tätigkeit, die freiwillig und unentgeltlich auf Ehrenamtsbasis geschehe.
   
Erfolgreich abgeschlossen haben zehn Kursteilnehmer im Alter von 45 bis 65 Jahren die Ausbildung. Darunter acht Frauen und zwei Männer aus dem Gebiet der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg: Vom Wangerland bis Dötlingen und von Augustfehn bis Delmenhorst. Beauftragt werden die Prädikantinnen und Prädikanten nun zunächst ausschließlich für den Dienst in der eigenen Kirchengemeinde.
 
Über zweieinhalb Jahre ausgebildet
Die Ausbildungszeit zieht sich über zweieinhalb Jahre hin und beinhaltet elf Kurswochenenden, eine Praxiszeit mit beratenden Zwischenbesuchen sowie einen abschließenden Kolloquiumsgottesdienst mit anschließendem Gespräch sowie eine dazugehörige schriftliche Reflektion der Gottesdienst- und Predigtvorbereitung. Pfarrerinnen und Pfarrer vor Ort fungieren während der Ausbildungszeit unterstützend als Mentorinnen und Mentoren.
   
Ausbildungsinhalte betreffen Themenkomplexe wie als ersten Schwerpunkt Homiletik (Predigtkunde), Bedeutung und Reflektion der Liturgie, liturgische Präsenz, theologische Grundsatzfragen und –themen anhand des Kirchenjahres, ethische Fragestellungen, Hermeneutik und biblische Theologie.
   
„Die Nähe mit den Menschen ist für mich etwas Besonderes“
„Handlungen in Gottesdienst und  Liturgien haben mich schon immer interessiert. Was da eigentlich passiert, fand ich immer interessant und hat mich ein Stück neugierig gemacht“, erzählt Marianne Brandt. Seit sechs Jahren lebt die gebürtige Oldenburgerin wieder in ihrer alten Heimat. Genauer in Rastede. An der Integrierten Gesamtschule  Flötenteich in Oldenburg unterrichtet die Studienrätin in den Fächern Englisch und Religion. Zuvor lebte sie in Nordhorn und war dort auch schon in der Kirchengemeinde aktiv, wie jetzt auch an ihrem neuen Wohnort.
   
„Die Nähe mit den Menschen ist für mich etwas Besonderes“, blickt Marianne Brandt zurück. Chorgesang war es am Anfang, später ein Schnupperkurs zur Lektorenarbeit. Eine zweijährige Lektorenausbildung verwurzelte die Wahl-Rastederin immer mehr mit Glauben, Gemeinde und Kirchenarbeit. Auch wenn der Schuljob an sich schon genug fordernd ist, kam das Kirchen-Engagement dazu. Nach zweijährigen Lektorenausbildung und einem Praxisjahr wurde sie aus ihrer Kirchengemeinde heraus gefragt, ob sie nicht noch eine Prädikanten-Ausbildung machen möchte. „Da sagte ich nicht nein. Mir machte die Lektorenarbeit Spaß. Aber einen Gottesdienst als Prädikant selbstständig zu erarbeiten und zu führen, ist doch eine ganz andere Anforderung und Nummer.“
   
Nun gehört Marianne Brandt als eine der acht Frauen zum Kreis der einzuführenden Prädikanten. Erstmal wird sich ihr Engagement z. B. auf den Advent und andere Schwerpunkte beschränken. „So drei Gottesdienste sollen es sein. Ich bin noch acht Jahre im Schuldienst. Nach der Pensionierung  kann man über mehr Engagement nachdenken.“ Wie es sich anfüllt am Heiligabend vor der Gemeinde zu stehen, das konnte die Rastederin in der Dorfkirche im Moor (Gemeinde Rastede), wie sie sie nannte, erfahren. „Auch meine Kinder waren dabei. Von Ihnen Lob zu bekommen, das hat schon seinen Wert“, stellte Marianne Brandt abschließend zufrieden fest.
   
Heute hat sie die Ehrfurcht vor den Abläufen in einem Gottesdienst in Erfahrung getauscht. „Jetzt weiß ich, wie es geht. Aber es gibt oft auch Unvorhergesehenes.“ Nach dem Gottesdienst sprach sie eine ältere Frau am Ausgang mit den Worten „Ich kann gar nicht glauben und beten“ an. „Da muss man schon die Worte der Antwort genau wählen, das war wieder eine ganz andere neue Erfahrung.“ Am 10. Mai soll es für Marianne Brand einen Begrüßungsgottesdienst in ihrer Gemeinde geben. „Und ich predige.“
 
„Für mich ein ganz neuer Lebensinhalt“
Frank Metzing aus der Kirchengemeinde Dötlingen fand den Weg zur Prädikatenausbildung auf ganz andere Art und Weise. „Seit zehn Jahren bin ich trocken und habe damit dem Alkohol abgesagt“, erzählt Metzing von einer damaligen Lebenskrise. Als der Alkohol zu viel wurde, sich Depressionen einstellten und der Besuch bei der Landärztin den Rat zum Entzug  ergab, war der Dötlinger soweit, dass er in eine Therapie einwilligte. In der Diakonie-Klinik in Oldenburg nahm er an einem viermonatigen Entzug teil. Mit Erfolg. Noch in der Therapie fand er in der diakonischen Klinik den Weg zum Glauben. Er folgte einer Einladung eine so genannt Gottesdienstwerkstatt zu besuchen. „Andachten zu halten und richtiges lesen wurden vermittelt. Da merkte ich, wie schwierig das eigentlich ist und nahm an einer Lektoren-Ausbildung in Oldenburg teil“, erinnert sich Frank Metzing zurück. Der Aufbaukurs zum Prädikanten folgte über zwei Jahre. „Für mich ein ganz neuer Lebensinhalt, einen Gottesdienst selbstständig vorzubereiten und alleine zu halten.“ Anschauungsunterricht gab  in einem Gottesdienst mit  Pfarrer Grohs. Theologie, Lieder-Auswahl und Zugang zu einem Predigt-Text wurden vertieft. Für Frank Metzing stand fest, nicht länger zu konsumieren, sondern sich selbst in die Kirchenarbeit einzubringen, denn die  Kirche lebt von der Gemeinde.
     
„Das Wort Gottes zu verkünden ist schwierig und nicht einfach. Das Predigt-Wort zwischen Himmel und Erde symbolisiert die Kirche, und es zu finden und richtig auszudrücken  bedarf einer umfangreichen Vorbereitung. Deshalb  sind auch nicht mehr als drei Gottesdienste im Jahr für mich möglich, denn drei bis vier Wochen Vorbereitung stecke ich da hinein.“
   
Besonders interessant fand Metzing die Ausbildung im Hinblick auf das richtige Sprechen und Bewegen. „Dafür kam extra ein Schauspieler, der mit uns probte.“ Heute sieht Metzing die Tätigkeit ein Stück als Hobby. Letztendlich ist für mich aber ein Wunsch in Erfüllung gegangen. Man erfährt viel über sich selber.“
   
So oder so ähnlich sind auch die Antritte der anderen Prädikanten. Vor diesem Hintergrund bildete sich in der Ausbildungszeit eine Gemeinschaft. Alle Prädikantinnen und Prädikanten halten immer engen Kontakt. E-Mails und Telefonate machen die Runde.
 
Ein Beitrag von Peter Kratzmann

Frank Metzing aus Dötlingen ist einer von zehn Prädikantinnen und Prädikanten, die noch auf ihre Einführung warten.
Marianne Brandt aus Rastede während ihrer Prädikantenausbildung im vergangenen Jahr in Witteberg im Hof des Lutherhauses. Am Arm von Luthers Ehefrau Katharina von Bora. Privatfoto
Frank Metzing am Lesepult der St. Firminus Kirche in Dötlingen. Fotos (2): Peter Kratzmann