Norden/Kr. Aurich (epd). Der Klimawandel mit dem extrem trockenen Sommer wirkt sich nach Angaben des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) auch massiv auf die eher wasserreichen Flüsse und Seen zwischen Nordsee und Harz aus. «Bedingt durch die anhaltende Trockenheit verzeichnen die Pegel derzeit tatsächlich nahezu in ganz Niedersachsen sinkende beziehungsweise sehr niedrige Wasserstände», warnte am Donnerstag NLWKN-Gewässerexpertin Stephanie Gudat im ostfriesischen Norden. Teilweise befänden sich die Pegelstände insbesondere im Osten und Südosten «im Extremwertbereich der niedrigsten, jemals hier gemessenen Wasserstände».
Folgen seien Fischsterben aufgrund kritischer Sauerstoffwerte im Wasser und die Entwicklung gefährlicher Blaualgen, die aktuell in vielen Seen wie Dümmer, Zwischenahner und Steinhuder Meer ein Thema seien, verdeutlichte Gudat. Insbesondere kleinere Gewässer könnten unter den aktuellen Bedingungen ganz trockenfallen - mit verheerenden Konsequenzen für die Artenzusammensetzung an den Gewässern: «Denn durch Niedrigwasser geht wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere verloren.»
Dauer und Intensität der Niedrigwasserphasen im Sommer nehmen nach Angaben der Expertin zu. «Wir haben insbesondere in den vergangenen Trockenjahren und wahrscheinlich auch dieses Jahr in zeitlich sehr kurzer Folge neue historische Tiefststände erreicht.» Aus Sicht des NLWKN sei diese Entwicklung ein klares Ergebnis des Klimawandels. «Dadurch nehmen Dürreperioden mit wenig Niederschlag und hohen Temperaturen zu - auch in Niedersachsen.»
Die Niederschlagsmenge blieben jedoch über das Jahr verteilt gleich. «Wir leben im weltweiten Vergleich immer noch in einer wasserreichen Region», erklärte Gudat. Was sich ändere, sei die Verteilung. Im Sommer trete Niederschlag zunehmend als Gewitter- und Starkregen auf. Dieses Wasser könne allerdings nicht in die Böden einsickern und führe damit nur kurzfristig zu einer Erhöhung der Fließgewässerpegel.
Künftig werde ein kluges und nachhaltiges Wassermengen-Management gebraucht. «Kurz gesagt: Es geht darum, das Wasser in niederschlagsreichen Zeiten zurückzuhalten, so dass es in Mangelsituationen zur Verfügung stehen kann», erläuterte Gudat. Derzeit sei es so, dass das überschüssige Wasser einfach abfließe und irgendwann in der Nordsee lande, wo es dann für eine weitere Nutzung im Sommer verloren sei. Süßwasser werde zukünftig auch in Niedersachsen eine begehrte und wertvolle Ressource sein.