Oldenburg/Emden (epd). Die Zahl der Seehunde in Niedersachsen ist auf eine Rekordhöhe gestiegen. Experten haben in diesem Sommer während der Flüge über das Wattenmeer zwischen Ems und Elbe 10.382 der Tiere gezählt, wie das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) am Freitag in Oldenburg mitteilte. «Die Tiere machen einen gesunden und vitalen Eindruck», sagte Laves-Präsident Eberhard Haunhorst. 2019 lag der Seehundbestand den Angaben zufolge bei 9.836.
Beim Nachwuchs mit 2.621 Jungtieren blieb das Ergebnis leicht unter dem Spitzenwert aus 2019 mit 2.711 Jungtieren. Insgesamt wurden die Tiere bei 15 Flügen zwischen dem 15. Juni und dem 25. August gezählt. Die Seehunde seien ein wichtiger Indikator für den Lebensraum Wattenmeer, hieß es. «Anzahl und Gesundheitszustand lassen Rückschlüsse auf die Wasserqualität und auf den Fischbestand zu», erläuterte Haunhorst.
Tote Tiere, die etwa an der Küste angespült worden seien, habe das Lebensmittel- und Veterinärinstitut des Laves untersucht. Dabei habe es keine Hinweise auf mögliche Virus-Erkrankungen gegeben, sagte Haunhorst weiter. 1988 und 2002 waren viele Tiere an der «Seehundstaupe» verendet. Bei den bisher 18 verendeten Jungtieren seien Nabelentzündungen oder Darmerkrankungen als Todesursache festgestellt worden. Die Tiere seien größtenteils in einem schlechten Ernährungszustand gewesen. Dies könne darauf hindeuten dass sie durch äußere Störungen etwa durch Menschen von der Mutter getrennt wurden.
Die beste Zeit für die Zählung sei bei Niedrigwasser von Juni bis August, hieß es. In den Sommermonaten kämen die Seehunde vermehrt an Land, um ihre Jungen aufzuziehen, sich zu sonnen und ihr Fell zu wechseln. Die Tiere ruhten auf den Sandbänken und könnten vom Flugzeug aus gezählt werden. Drei Kleinflugzeuge starteten dazu jeweils gleichzeitig in Emden, Mariensiel und Nordholz.
Das jährliche Seehund-Monitoring wird vom Laves nach eigenen Angaben seit 2005 für Niedersachsen organisiert. Schon seit 1958 werde der Seehundbestand im Land systematisch erfasst, zunächst noch von Schiffen aus. Grundlage für die Zählung ist seit 1990 das Internationale Seehund-Schutzabkommen zwischen Deutschland, Dänemark und den Niederlanden. Dabei starteten die Zählungen in diesen Länder zeitgleich, um Doppelzählungen der sehr mobilen Seehunde zu vermeiden.