Es gibt Augenblicke, die erlebt man mit solcher Intensität, dass man immer wieder an sie zurückdenkt. Das kennt wohl jeder. „Ewigkeitstaugliche Momente“, nannte Pfarrer Lars Bratke diese Augenblicke im ökumenischen Tango-Gottesdienst in der St. Marien-Kirche zu Schillig, in dem die Kostbarkeit des Augenblicks im Mittelpunkt stand. „Wenn dieser Gottesdienst so ein Moment wird, ist es ein Geschenk“, so der Pfarrer.
Noch während eine Tangomelodie von Christian Berner auf dem Akkordeon als Vorspiel interpretiert wird und Pfarrer Bratke die Besucher begrüßt, betreten zahlreiche Menschen in den Raum. Viele kommen direkt vom Strand, haben die Strandmatte und den Rucksack noch dabei. Dieser sonnige Tag mag für viele Menschen einer der besonderen Momente gewesen sein, um die es im Gottesdienst in der Reihe „Sommerkirche“ geht. Durch das Glasdach schimmert der Himmel in Blau-, Rosa- und Lilatönen, im Altarraum tauchen farbige Lichter einen Teil der Wände in Rot. Eine besondere Stimmung, eine Atmosphäre, die Ruhe und Offenheit fördert, entsteht hier leicht.
Schließlich bleibt kaum mehr ein freier Platz in der Kirche. „Verweile doch, du bist so schön“, unter diesem Thema nahmen die evangelische Pastorin Sabine Kullik und ihr katholischer Kollege Pfarrer Lars Bratke die Zeit in den Fokus, die oft als hektisch und zu schnelllebig empfunden werde, Menschen fühlten sich getrieben, überfordert. Gerade dann seien besondere Momente überaus wichtig. Augenblicke, in denen man ganz in sich ruht, in denen man sich einem anderen Menschen, Gott oder der Natur sehr verbunden fühlt. Solche Momente möchte man am liebsten festhalten, wünscht sich, sie würden nie vergehen. „Verweilen ist aber leider nicht möglich“, so Kullik in ihrer kurzen Predigt. Umso wichtiger sei es aber, diese Augenblicke im Herzen zu bewahren. Solche Momente und die Erinnerung an sie könnten helfen, schwere Zeiten im Leben zu überstehen, erklärte die Pastorin.
Neben einer Meditation über den Augenblick (zu der sich übrigens ganz wunderbar ein Schlagertext eignete) stand die Präsentation von Tangodarbietungen im Mittelpunkt. Tanzlehrer Helge van Oehsen hatte dazu eigens eine Choreografie erarbeitet. Der Tango gilt als besonders emotionaler Tanz mit großer Außenwirkung. „Da fragt sich vielleicht mancher: Ja geht das denn in der Kirche? Ja, das geht“, erklärte Bratke und empfahl einmal in der Bibel bei König David nachzulesen, der vor Freude über Gott direkt vor der Bundeslade getanzt habe.
Annette Kellin