Hannover (epd). Die Einnahmenverluste bei der Kirchensteuer infolge der Corona-Pandemie fallen für die evangelische Kirche geringer aus als erwartet. «Derzeit gehen wir für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) von einem durchschnittlichen Rückgang der Kirchensteuer-Einnahmen in einer Höhe von etwa 5,5 bis 8,5 Prozent für das vergangene Jahr aus», sagte eine EKD-Sprecherin am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Folgen würden sich aber in den 20 evangelischen Landeskirchen örtlich sehr unterschiedlich darstellen. Ursprünglich hatte die EKD mit einem Einnahmenrückgang von mindestens zehn bis gebietsweise sogar 25 Prozent gerechnet.
Die angepasste Prognose geht auf Zahlen des Bundesfinanzministeriums zurück. Das Ministerium hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass der Einbruch bei der Lohn- und Einkommenssteuer durch die Corona-Pandemie 2020 geringer ausgefallen war, als ursprünglich befürchtet. Grund für den Rückgang der Kirchensteuer, die an die Lohn- und Einkommenssteuer gekoppelt ist, ist vor allem die Kurzarbeit. Denn auf das Kurzarbeitergeld wird keine Kirchensteuer erhoben.
Zudem seien neben den Kirchensteuer-Einnahmen auch andere Einkunftsquellen wie Kollekten, Entgelte oder andere kirchliche Erträge teilweise rückläufig, betonte die EKD-Sprecherin. Dazu lägen jedoch noch keine Zahlen vor.
Trotz sinkender Mitgliederzahlen waren die Kirchensteuereinnahmen in den vergangenen Jahren gestiegen. Die evangelische Kirche meldete für das Jahr 2019 Einnahmen in Höhe von 5,9 Milliarden Euro. Die katholische Kirche nahm im selben Jahr 6,76 Milliarden Euro durch Kirchensteuern ein. Langfristig wird sich die sinkende Zahl der Kirchenmitglieder aber auch auf die Finanzen auswirken. Laut einer Prognose von Freiburger Forschern könnte sich die Finanzkraft der Kirchen bis 2060 halbieren.