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Hannover (epd). Die evangelische Altenhilfe in Niedersachsen hat gefordert, mehr zusätzliches Personal in der Pflege einzustellen. Durch das neue Pflegestärkungsgesetz II fließe von der Pflegeversicherung mehr Geld in die stationären Einrichtungen, erläuterte der Geschäftführer des Niedersächsischen Evangelischen Verbands für Altenhilfe und Pflege (NEVAP), Frank Pipenbrink, am Mittwoch in Hannover. Mit zusätzlichem Personal könnten die Arbeitsbedingungen deutlich verbessert und damit der Pflegeberuf attraktiver werden. Nur so könne in Zukunft dem Fachkräftemangel begegnet werden.

Mit dem zweiten Pflegestärkungsgesetz werden zum Jahreswechsel fünf Pflegegrade statt der bisherigen drei Pflegestufen eingeführt. Demenz und andere geistige und psychische Einschränkungen werden dabei ebenso berücksichtigt wie körperliche Defizite. Finanziert wird das Gesetz über eine Anhebung der Pflegeversicherungsbeiträge. So sollen bundesweit jährlich rund fünf Milliarden Euro mehr in die Pflegekasse gespült werden, die an die Pflegeeinrichtungen weitergeleitet werden sollen.

Pipenbrink zufolge erhält eine durchschnittliche Einrichtung mit knapp 100 Bewohnern durch das neue Gesetz pro Jahr mehr als 250.000 Euro zusätzlich von der Pflegversicherung. Damit könnten fünf bis sechs neue Stellen finanziert werden. Dies bedeute täglich 15 Minuten mehr Pflege und Zuwendung für die Patienten. Keinesfalls dürften mit dem Geld die ohnehin niedrigen Pflegekosten in Niedersachsen gesenkt werden, um die Angehörigen und Sozialhilfeträger zu entlasten.

Der Verbandsvorsitzende Christian Sundermann warnte davor, die Pflegereform «zum Erbenschutz und Sparprogramm der Sozialhilfeträger» verkommen zu lassen. Ein solches Vorgehen gehe nur zulasten der Beschäftigten. In fast allen Bundesländern gebe es in der Branche bereits einen Fachkräftemangel, zumindest aber Engpässe. Derzeit kämen auf 100 freie Stellen rein rechnerisch lediglich 46 Arbeitssuchende. Die stellvertretende Vorsitzende Sabine Weber ergänzte: «Es muss jetzt die Chance ergriffen werden, um die pflegerische Infrastruktur in Niedersachsen nachhaltig zu sichern, zumal es nicht mehr kostet.»

Zu dem Fachverband gehören 170 Träger mit 293 ambulanten, teilstationären und stationären Einrichtungen. Nach seinen Berechnungen wird die Zahl der Pflegebedürftigen in Niedersachsen bis
2030 von derzeit 2,6 Millionen auf 3,4 Millionen Menschen steigen. Gleichzeitig sinke ab 2020 spürbar die Zahl derjenigen, die als Arbeitnehmer in die Pflegekassen einzahlen, weil dann die geburtenstarken Jahrgänge in die Rente gehen.