Zum Hauptinhalt springen

Es war nicht die erste katholische Predigt in St. Lamberti, aber es war das erste Mal, dass dafür die große Kanzel zur Verfügung gestellt wurde. Die Predigt von Weihbischof Heinrich Timmerevers bildete am Sonntag-Nachmittag den Auftakt einer mehrwöchigen Kanzeltauschaktion in der Fastenzeit, auf die sich die niedersächsische Bischöfe und ein Kirchenpräsident über Konfessionsgrenzen hinweg darauf verständigt hatten. Mit dieser Aktion wollen die führenden Repräsentanten dreier Kirchen im Nachklang des 50. Jahrtages des katholischen Ökumenismus-Dekrets (2014) und im Vorfeld des 500. Jahrtages der Reformation (2017) den Ökumenegedanken stärken. „Ich freue mich sehr, dass Sie unser Gast sind“, begrüßte Bischof Jan Janssen seinen katholischen Amtsbruder. „Wir sind gemeinsam unterwegs in der Ökumene“. Die Lesung hielt die oldenburgische Synodenpräsidentin Sabine Blütchen.

Es sei für ihn schon etwas ungewöhnlich, hier auf der Kanzel in Lamberti zu stehen, bekannte Timmerevers. Erst einmal zuvor habe er auf einer evangelischen Kanzel gestanden. Seit dem 2. Vatikanischen Konzil (1962-65) seien Kanzeln auch in katholischen Kirchen kaum noch in Gebrauch. In seiner Predigt sprach er über Wendepunkte wie die Geburt eines Kindes, die Einschulung, Erstkommunion, Firmung und Konfirmation, Hochzeit, Berufsabschluss, Geburtstage oder Jubiläen.

Auch die Reformation sei für die damalige Kirche ein Wendepunkt gewesen. „Voreingenommen und im eigenen System festgefahren wurden die Grundanliegen Martin Luthers, vor allem sein Verständnis der Rechtfertigung und auch seine Infragestellung bestimmter Praktiken seitens der katholischen Kirche verkannt und vorschnell verurteilt. Die Chance zum Wandel wurde in dieser Wendezeit nicht erkannt“. Die Kirche, sagte der Weihbischof weiter, hätte in Einheit und gestärkt aus dieser Zeit hervorgehen können. „Aber fehlendes Nachdenken über das, was im Raum stand, und mangelnde Bereitschaft zur geschwisterlichen Kommunikation führten zu Trennung und Spaltung“. Erst mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil habe die katholische Kirche die Wende in der Ökumene geschafft. „Im vergangenen Jahr haben wir bereits gemeinsam des 50. Jahrestages des Ökumene-Dekretes gedacht, welches für uns die Tür zur Ökumene weit und unwiderruflich geöffnet hat. Auch eine Wendezeit, die ermutigt und nach vorne blicken lässt!“ Der Glaube an Jesus Nähe können einen Wandel hervorbringen und jeder noch so bedrückende Moment zu einem Wendepunkt werden. „Wir dürfen nur die Hoffnung nicht verlieren!“

Der Predigttausch geht weiter: Am 8. März um 17.30 Uhr predigt Bischof Jan Janssen im Osnabrücker St. Petrus Dom, am 15. März um 17.00 Uhr Dr. Martin Heimbucher, Präsident der evangelisch-reformierten Landeskirche, in St. Josef in Lohne.
Ludger Heuer

Weihbischof Heinrich Timmerevers (r) und Bischof Jan Janssen gestalteten gemeinsam den ökumenischen Gottesdienst.
Weihbischof Heinrich Timmerevers auf der Kanzel der Lamberti-Kirche.
Synodenpräsidentin Sabine Blütchen (Mitte) übernahm die Lesungen. Fotos: Ludger Heuer