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Mit Fahrrädern und Kinderwagen, mit Nordic-Walking-Ausrüstung und Hunden kamen am Sonntag mehrere hundert Menschen auf dem Utkiek im Oldenburger Stadtteil Osternburg zusammen, um eine ganz besondere Berg-Predigt zu erleben. Die Pastorinnen und Pastoren der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Osternburg hatten zum ersten Open-Air-Gottesdienst auf der höchsten Erhebung der Stadt eingeladen, die als Grünanlage auf dem Gelände der ehemaligen Mülldeponie entstanden ist. Unter strahlend blauem Himmel, umgeben von wogenden Gräsern und leuchtenden Rosenbüschen, erlebten die Gläubigen einen einzigartigen Gottesdienst.

In ihrer Predigt gingen Susanne Duwe und Thomas Cziepluch auf die Geschichte des Ortes ein, der heute eine wunderschöne Sicht über die Stadt – unter anderem auf die Türme der Lambertikirche – bietet. „Ja, wir stehen heute Morgen auf dem Oldenburger Müllberg. Dieser Ort hat sich verwandelt und schenkt uns einen neuen Blick – und vielleicht schaffen wir es, unseren ‚Alltagsmüll‘ hier hinter uns zu lassen“, so die Pastoren. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen Heiko Behrens, Anne Jaborg, Holger Rauer und Stefan Welz gestalteten sie den Gottesdienst unter freiem Himmel, der sich auch mit der Auswahl der Lieder und Gebete an dem besonderen Ort und der von Weite und Natur geprägten Atmosphäre orientierte. Bei schlechtem Wetter, verriet Susanne Duwe verbunden mit einem Dank an die Yezidische Gemeinde, hätten sie das nahe Yezidische Zentrum als Ausweichmöglichkeit nutzen dürfen.

Direkt vor dem riesigen roten Herz, einem der prägenden gestalterischen Elemente des Utkieks, war ein schlichter Altar aufgebaut. Die Graffiti auf der Skulptur hätten sie anfangs durchaus gestört, erzählte Pastor Cziepulch. „Wir haben sogar überlegt, sie kurzerhand zu überstreichen.“ Dann aber sei ihnen der Gedanke gekommen, dass dieses Herz, auf dem sich immer wieder Menschen mit Sprüchen und Malereien verewigen, ein Sinnbild des menschlichen Herzens sei. „Auch unser Herz wird im Laufe des Lebens beschriftet und bemalt. Alle Erfahrungen, die wir machen, schreiben eine Geschichte auf unser Herz.“

Für den kleinen Finn Bruno Wempe wird der Utkiek künftig mit einer ganz einmaligen Erinnerung verbunden sein: Er wurde im Rahmen des Gottesdienstes auf dem grünen Hügel getauft. Eine Premiere mit einer ganz persönlichen Historie: Seine Familie ist mit diesem Stück Oldenburg eng verbunden, der Ur-Urgroßvater des Täuflings bewirtschaftete vor den Zeiten der Mülldeponie als Landwirt Felder auf diesem Grund. „Hier die Taufe feiern zu können, war für uns etwas ganz Besonderes“, freuten sich die Eltern von Finn Bruno, Sina Helms und Jan Wempe gerührt.

Ein Beitrag von Anke Brockmeyer.

Gottesdienst unter freiem Himmel auf dem Utkiek, dem Gelände der ehemaligen Mülldeponie (von li. nach re.): Pastor Thomas Cziepluch, Pastor Holger Rauer und Pastor Heiko Behrens. Foto: ELKiO/Anke Brockmeyer
Der Posaunenchor begleitete den Gottesdienst musikalisch. Foto: ELKiO/Anke Brockmeyer
Mehrere hundert Menschen nutzen den ersten Gottesdienst auf dem Utkiek. Foto: ELKiO/Franz Mastall
Pastorin Anne Jaborg mit der Lambertikirche im Hintergrund. Foto: ELKiO/Anke Brockmeyer
Ein schlichter Altar war auf dem Gipfel des Utkiek aufgebaut, geschmückt mit einem einfachen Holzkreuz und einem Wiesenblumenstrauß. Foto: ELKiO/Anke Brockmeyer
Freuten sich über die Taufe an dem besonderen Ort: Sina Helms (Mitte) und Jan Wempe (2. von rechts) mit ihrem Sohn Finn Bruno, Pastor Dr. Stefan Welz (links) und die Taufpaten Alke Strodt, Timo Helms und Lena Wempe (rechts). Foto: ELKiO/Anke Brockmeyer