Zum Engagement für Menschen in Not, für faire Handelsbeziehungen und zur Bewahrung der Schöpfung hat Bischof Thomas Adomeit anlässlich des Erntedankfestes aufgerufen. In seiner Predigt in der Oldenburger St. Lamberti-Kirche betonte der Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg am Sonntag, 4. Oktober, das Glas sei für die Menschen in Deutschland mehr als nur halb voll. „Wir haben unendlich viele Gaben bekommen“, so Adomeit.
In seiner Predigt (Markus 8,1-9) sagte Bischof Adomeit, „Unsere Möglichkeiten, die wir schon wissen, sind so groß, dass wir den Sorgen der Welt, den Menschen im Mittelmeer und auf Lesbos ganz anders begegnen könnten. Würde unser Brot nicht reichen?“ Er rief dazu auf, der Bewahrung der Schöpfung mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Dies sei möglich, „ohne dass unser Leben an Qualität Mangel leiden würde“. Auch seien ausreichend Ressourcen vorhanden, bereits heute schon für eine faire Bezahlung bei der Herstellung von Waren und anständige Arbeitsbedingungen zu sorgen. Manche Produkte gebe es viel zu günstig zu kaufen, „weil unsere Güter auf Kosten mancher Erzeuger oder auf Kosten der Umwelt oder auf Kosten der menschenwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellt und verarbeitet wurden“, betonte Bischof Adomeit.
„Und wenn wir uns jetzt noch auf unseren Herrn Jesus Christus einlassen würden, der uns mit bisher nicht erkannten Möglichkeiten ins Unbekannte schicken würde – was könnten wir dann alles erreichen! 4.000 Menschen mit sieben Broten und ein paar Fischen würden satt werden können“, so Adomeit.
Anlässlich des Erntedankfestes dankte Adomeit für die gute medizinische Versorgung in Deutschland. „Für jeden Menschen, der es braucht, nicht nur für die, die es bezahlen können.“ In Corona-Zeiten sei es noch wichtiger geworden, „dass unser Gesundheitssystem so gut ausgebaut ist.“ Adomeit dankte auch dafür, „dass es junge Menschen gibt, die für den Erhalt unserer Welt und den Schutz des Klimas auf die Straßen gehen. Am vorletzten Freitag war es wieder so weit. Die erste Fridays for Future-Demonstration seit dem Beginn der Corona-Pandemie hat stattgefunden und uns aufgezeigt, dass sich die großen Herausforderungen unserer Zeit nicht von einem Virus haben zurückdrängen lassen, sondern nur aus unserem Blickfeld verdrängt waren.“
„Wer dankt, erinnert sich, gedenkt, schaut die Welt und ihre Geschichte“, so Adomeit. Es sei ein Geschenk, „dass wir seit 75 Jahren in einem Land in Frieden leben und zudem wieder aus zwei Teilen zusammenwachsen.“
Als Bischof der oldenburgischen Kirche dankte Adomeit „für die vielen Menschen, Ehrenamtliche und Hauptamtliche, die in den letzten Monaten eine Kreativität und eine Energie an den Tag gelegt haben, die bewundernswert ist, so dass wir als Kirche unter den veränderten Bedingungen bei den uns anvertrauten Menschen bleiben konnten, unseren Auftrag wahrgenommen haben, für andere da zu sein.“