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Liebe Schwestern und Brüder,
auch am Dienstag nach Ostern würden wir uns – wie jeden Dienstag – in der Kapelle des Oberkirchenrates versammeln, um Andacht zu feiern. Aber es ist alles etwas anders. Ja, es ist zwar Dienstag. Und ja, Ostern hat stattgefunden. Der Herr ist auferstanden! Wenigstens das ist sicher und verlässlich. Nur wenige sind in den Bürogebäuden, viele sind im office at home. Und daher hier ein paar Gedanke für das prayer at home.
   
Der Wochenspruch für diese Woche nach Ostern steht im Buch der Offenbarung, im 1. Kapitel: „Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“
   
Was mit Schlüsseln möglich ist, das wissen wir: Türen lassen sich öffnen, um hindurch zu gehen. Türen lassen sich verschließen, damit niemand hindurch gehen kann. Und wer den Schlüssel hat, der oder die kann bestimmen, ob die Tür geöffnet wird oder verschlossen bleibt: Er oder sie hat die Schlüsselgewalt. Und wer den Schlüssel verlegt hat oder verloren, kann das Schloss nicht öffnen, steht vor verschlossener Tür – und muss Umwege gehen, jemand anderen um Hilfe bitten oder teuer für einen Schlüsseldienst bezahlen. Und noch schlimmer ist es, nicht herauszukommen, eingeschlossen zu sein, in einem Gefängnis, das uns unentrinnbar vorkommt.
   
So haben es viele Menschen in den letzten Wochen empfunden: Ohne im Gefängnis zu sitzen und doch irgendwie eingesperrt zu sein. Kontaktsperre – für uns alle verordnet, die Einhaltung durch Polizei überwacht – da hilft auch der stärkste Schlüssel nicht, wir müssen es einfach aushalten. Auch wenn unser Kopf das versteht, so fühlen wir uns doch trotzdem ein bisschen wie gefangen – kein Osterbrunch im großen Kreis; keine Gottesdienste; nicht verreisen dürfen; sich nur über mail oder Videokonferenz mit den Kolleginnen und Kollegen austauschen können… Vertrauen wir in diesem Fall unserem Kopf, der uns sagt, dass es genau richtig ist, was wir tun – Abstand halten. Vertrauen wir aber auch noch viel mehr unserem Glauben und der Gewissheit, dass der Herr der Zeiten mitgeht. Gerade jetzt.
   
Er kann sogar von sich behaupten: „Ich habe die Schlüssel des Todes“. Er hat den Schlüssel schlechthin: der auferstandene Christus. Nicht irgendein Schlüssel ist es, den er da hat. Sondern ein Schlüssel, der uns die Tür aufschließen kann, die wir selbst niemals öffnen könnten. Für die ausweglosen Erfahrungen und Situationen, in denen wir vor verschlossenen Türen stehen, wie vor Gefängnistoren, die für immer zugefallen sind – hat einer die Schlüssel, um uns diese Türen zu öffnen: Türen, die uns herausführen können aus unseren Gefängnissen; Türen, die uns herausführen können sogar aus dem Gefängnis des Todes.
   
Er hat die Schlüssel für den Weg in ein neues Leben. Er, Jesus Christus, ist selbst der Schlüssel, die „Schlüsselfigur“ zu unserem Glauben. Er ist bei uns – lassen wir uns durch ihn stärken, dann halten wir auch die vor uns liegende Zeit aus, was auch immer sie bringen mag.
   
Kommen Sie gut durch die Woche nach Ostern.
   
Herzlich
Ihr Thomas Adomeit, Bischof

Foto: Christelle Prieur/ Pixabay
Foto: Christelle Prieur/ Pixabay