Oldenburg (epd). Es wurde 1937 als «entartete Kunst» von den Nationalsozialisten beschlagnahmt, jetzt kehrt das Aquarell «Ernteszene» von Emil Nolde in das Landesmuseum Kunst & Kultur nach Oldenburg zurück. Mit Unterstützung des niedersächsischen Wissenschaftsministeriums, der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung konnte das 1907 entstandene Werk bei einer Auktion in München erworben werden, wie das Museum am Freitag mitteilte.
Das Bild soll jetzt vom 24. November an zusammen mit den anderen 1937 beschlagnahmten und inzwischen wiedererlangten Werken im Prinzenpalais des Museums präsentiert werden. Von den 103 im Jahr 1937 beschlagnahmten Kunstwerken aus der Sammlung des Landesmuseums sei es bisher möglich gewesen, sechs Werke zurückzukaufen, sagte eine Sprecherin.
Am 22. August 1937 wurde das Nolde-Aquarell den Angaben zufolge wie damals viele Kunstwerke während der NS-Aktion «Entartete Kunst» beschlagnahmt. Im Dezember 1940 habe es dann der Hamburger Kunsthändler Hildebrand Gurlitt erworben. Im Juni 2023 sei das Bild schließlich im Katalog der Auktion 317 «Moderne Kunst von Karl & Faber in München wieder aufgetaucht und eindeutig als das damals in Oldenburg beschlagnahmte identifiziert worden.
Das Museum hatte das Bild vor 100 Jahren gekauft, wie die Sprecherin sagte. Unter den Künstlern, die Gründungsdirektor Walter Müller-Wulckow in der »Modernen Galerie« im Oldenburger Schloss vereinte, zählte Emil Nolde (1867-1956) zu den wichtigsten. Sämtliche Gemälde und Aquarelle des Künstlers, die bis 1933 für Oldenburg erworben wurden, seien durch die Aktion »Entartete Kunst« verloren gegangen.
Zwar galt Noldes Kunst den Nationalsozialisten als »entartet", selbst pflegte der Künstler aber eine Nähe zum Nationalsozialismus. Obwohl er 1920 die dänische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, fühlte er sich stets als Deutscher und war Mitglied der NSDAP. Nach dem Krieg tilgte er antisemitische Passagen seiner Autobiografie, die so bis 2008 erhältlich war.