epd-Gespräch: Wiebke Rannenberg
Bückeburg (epd). Der evangelische Beauftragte für die Seelsorge in der Bundespolizei plädiert dafür, die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland zu begrenzen. Das sei nötig, um die Integration und Betreuung der Flüchtlinge gewährleisten zu können, sagte Karl-Hinrich Manzke dem Evangelischen Pressedienst (epd). Von den Politikern forderte er Klarheit in diesen Fragen. «Der große Druck» auf alle in der Flüchtlingsarbeit Engagierten könne nur getragen werden, «wenn politisch die Perspektiven für das Jahr 2016 klar entwickelt werden», sagte der Bischof der Landeskirche Schaumburg-Lippe.
Polizisten und auch die Gesellschaft bräuchten «große Klarheit über die verlässlichen Verfahren und die geltenden Regelungen», damit geordnete Asylverfahren in Gang gesetzt werden könnten. Die Gefahrenlage habe sich «ganz offensichtlich erhöht», sagte der Seelsorge-Beauftragte mit Blick darauf, dass einer der Attentäter in Paris als Flüchtling eingereist sein soll. Die Politiker müssten zudem klarstellen, «wie mit der Situation an der Grenze zukünftig umgegangen werden soll».
Manzke ist seit dem Frühjahr 2011 von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) damit beauftragt, sich um die seelsorgerlichen Belange der Bundespolizisten zu kümmern, Anfang Dezember wurde er in diesem Amt bestätigt. Die evangelische Kirche beschäftigt elf hauptamtliche Seelsorger für die Bundespolizisten, die katholische zehn.
Nachdem in den vergangenen Monaten aus dem gesamten Bundesgebiet rund 550 Bundespolizisten an die bayerische Grenze zu Österreich und Tschechien versetzt worden waren, haben auch einige der elf evangelischen Seelsorger ihren Arbeitsort zeitweise verlegt.
Die Bundespolizisten leisteten «großartige Arbeit», er sei beeindruckt von «der Einsatzbereitschaft und Leistungsbereitschaft», sagte Manzke, der sich in Passau selbst ein Bild gemacht hat. Die Polizisten seien dafür zuständig, die «Flüchtlingsströme mit zum Teil über 7.500 Flüchtlingen am Tag» an den Grenzübergängen aufzunehmen, sie erkennungsdienstlich zu erfassen und eine allererste Unterkunft zu organisieren.
Die Seelsorger bieten 24-Stunden-Seminare «Atempause: Migration» an. Die Polizisten seien «bis an den Rand ihrer Kraft gefordert», sagte Manzke, sie leisteten «unendlich viele Überstunden», müssten ihr Privatleben komplett zurückstellen und erlebten das «Elend der Flüchtlinge aus erster Hand». Die Schicksale «lassen keinen kalt und gehen unter die Haut».
Im Einsatz an der Grenze haben die Bundespolizisten auch positive Erlebnisse. Von vielen Flüchtlingen erhielten sie «hohe Anerkennung», sagte Manzke. Einige sagten, dass sie auf ihrer Flucht aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak durch viele Länder nun in Deutschland Polizisten erlebten, die «ihnen zugewandt und hilfsbereit gegenüber treten».
Internet: www.ekd.de/personen/manzke.html