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Hannover (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat dazu aufgerufen, mit Zuversicht in das neue Jahr 2016 zu gehen. Viele Ereignisse aus dem ablaufenden Jahr seien ein Anlass zur Dankbarkeit, erklärte er in einem am Mittwoch verbreiteten Wort zum Jahreswechsel. Beispiel sei die große Unterstützung für die Flüchtlinge. Dass es zugleich eine beängstigende zunehmende Gewalt gegen Flüchtlingsunterkünfte und ihre Bewohner gibt, zeige zugleich, «wie viel bei uns noch zu tun ist, um einer Haltung der Humanität und Nächstenliebe in Deutschland Nachhaltigkeit zu geben».

Was in Deutschland an spontaner Hilfsbereitschaft sichtbar geworden ist, habe die Welt beeindruckt, unterstrich der Repräsentant von rund 23 Millionen Protestanten in Deutschland: «Die politisch Verantwortlichen und die Zivilgesellschaft haben gemeinsam dafür gesorgt, dass mit dem Namen Deutschland gegenwärtig kaum jemand noch Gewalt und Krieg verbindet, sondern nun Humanität und mitmenschliche Solidarität in den Vordergrund gerückt sind.»

In Europa würden die Menschen vor allem dann zur Nachahmung angeregt, wenn «wir in Deutschland nicht als die moralischen Lehrmeister auftreten», sondern ganz praktisch zeigten, wie Integration gelingen kann - selbst bei unterschiedlichen religiösen oder kulturellen Hintergründen«, sagte der Theologe. Es habe wahrscheinlich kaum jemanden gegeben, »dem die Bilder von den zerbombten Städten in Syrien und den weinenden Kindern zwischen Ruinen nicht nahe gegangen sind«, fügte Bedford-Strohm hinzu.

»Und wir haben Anteil genommen an der Situation der vielen Menschen, die in die Nachbarländer geflohen sind oder sich auf den Weg gemacht haben, um in Europa Zuflucht zu finden.« Vielen habe es Kräfte gegeben, »die wir nicht für möglich gehalten hätten«, erklärte Bedford-Strohm.

Manchen in Deutschland habe das aber auch Angst gemacht, räumte er ein. Es müsse daher deutlich gemacht werden, dass Rechtsradikalismus und Rechtspopulismus die Ängste der Menschen anheizten und das Mitgefühl sabotierten. »Mit Christentum hat das jedenfalls nicht das Geringste zu tun«, betonte Bedford-Strohm, der auch Landesbischof der evangelischen Kirche in Bayern ist.

Trotz allem, was die Menschen beschwere oder was im Hinblick auf den Zustand der Welt Sorgen bereite, solle man mit Vorfreude in dieses neue Jahr gehen, betonte der Ratsvorsitzende: »Am Jahreswechsel zurückzuschauen und vorauszuschauen, hilft uns, bewusster zu leben.« Es könne Trauriges sein, wie der Verlust eines Menschen, den wir so sehr vermissen. Oder es kann Freudiges sein, wie eine neue Liebe oder die Geburt eines Kindes.» Bedford-Strohm erinnerte damit auch an die biblische Jahreslosung der christlichen Kirchen für 2016 aus dem Jesaja-Buch (66,13): «Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.»

epd