Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, hat am Montagabend, 27. Juni, auf einem Gesprächsabend mit mehr als 100 jungen Menschen aus dem Oldenburger Land dazu aufgerufen, in den unterschiedlichsten Bezügen und Begegnungen persönlich vom eigenen Glauben zu erzählen. Mit anderen Menschen über den eigenen Glauben ins Gespräch zu gehen, könne einen Impuls geben. Dies ermögliche es anderen Menschen, am eigenen Glauben teilzuhaben.
Für die Zukunft wünscht sich die EKD-Präses Heinrich, dass die evangelische Kirche noch viel stärker im digitalen Raum präsent ist, vor allem in den Sozialen Medien. Dort seien insbesondere die jungen Menschen aktiv und dort müsse Kirche Angebote und Begegnung anbieten. Die Möglichkeit der direkten Begegnung an den unzähligen vorhandenen kirchlichen Orten dürfe dabei aber nicht aufgegeben werden, dies sei ein unverzichtbarer „Unique Selling Point“ (Alleinstellungsmerkmal), so Heinrich.
„Redezeit: KIRCHE“
Zu der Begegnung unter dem Motto „Redezeit: KIRCHE“ hatte der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Thomas Adomeit, in das Gemeindehaus der Kirchengemeinde Bloherfelde eingeladen. Mit der Fragestellung „Christlicher Glaube – kann der weg…? Kirche und Glaube neu denken“ wollte er sich mit jungen Menschen und der EKD-Präses gemeinsam auf die Suche nach Antworten machen. Eingeladen waren jüngere Menschen aus Politik und Verbänden, aus Schule, Kirche, gesellschaftlichen Gruppen, der Evangelischen Jugend Oldenburg ejo) und der Berufsfachschule Pflege am Evangelischen Krankenhaus in Oldenburg.
Austausch zur Bedeutung von Glauben und Kirche
Kirche sei ein Ansammlung von Menschen, die Glauben wichtig fänden und die in der Bibel dazu Hinweise fänden, so Adomeit. Der Oldenburger Bischof regte zu einem Austausch an zur Bedeutung von Glauben und Kirche und zu der Frage, wo „Chancen und Gefahren liegen, wenn die Kirche sich auf den Weg in die Zukunft macht.“ Weitere Frageimpulse waren laut Adoemeit: „Braucht es den Glauben, Gott und die Kirche im Jahr 2022 und darüber hinaus? Was trägt, was stört? Was ist wichtig? Was könnte ganz anders sein?“
Kirche und Glaube mehr gebraucht denn je
EKD-Präses Heinrich betonte in ihrem Impuls, dass Kirche und Glaube mehr denn je gebraucht würden, auch wenn aktuelle Statistiken in Zeiten von Krisen und Verunsicherungen scheinbar Anderes nahelegten. „Menschen sind auf der Suche nach Trost und wollen Antworten auf die Frage, was sie hoffen können und woher sie Kraft nehmen. Darauf gibt es keine einfachen Antworten aus einer vermeintlichen Gemütlichkeitsecke. Aber der Glaube kann uns auf der Suche bestärken und im besten Falle finde ich in der Kirche Menschen, die das mit mir gemeinsam tun.“
Sie finde in ihrem Glauben Halt bei aller Unsicherheit, so Anna-Nicole Heinrich. „Aber auch dann, wenn ich glaube, Antworten auf existentielle Fragen gefunden zu haben, sind diese alles andere als fertig.“ Glaube sei nichts, was man ein für alle Mal habe oder besitze und dann ins Gepäck tun könne. „Er entwickelt sich weiter, aber an den Herausforderungen kann er auch wachsen.“
Kirche ist Gemeinschaft und bietet Halt
Der Kirche komme dabei eine wichtige Rolle zu, sagte die EKD-Präses. Sie könne ein Angebot machen: „Sie kann eine Gemeinschaft sein, in der wir uns austauschen, in der wir gemeinsam sprachfähig werden über das, was uns Halt gibt. Das gilt für die Suche nach Glaubensantworten, aber umso mehr gilt es auch im sozialen Raum. Überall dort, wo Menschen mit allen Herausforderungen im Alltag auf sich allein gestellt sind, können Kirche und Diakonie als Gemeinschaft unterstützen und auch ganz praktisch Hilfe zum Überleben und Leben bieten.“
Das Publikum war während des Abends dazu aufgerufen per Twitterwolke zu kommentieren und Frage zu stellen. Moderiert wurde die Diskussion von Pfarrerin Jennifer Barttram-Arenhövel. Der Jugendchor Wildeshausen unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Ralf Grössler gestaltete den Abend musikalisch.
Im Anschluss an die Diskussionsrunde bestand Gelegenheit für alle, persönlich und direkt ins Gespräch zu kommen.